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DIE WELTKUNST

Jahrg. XII, Nr. 50 vom 11. Dezember 1958

in London — gleichen. Es ist eine Malerei in lebhaften
Farben, fast ohne jede Konturzeichnung, die etwas un-
chinesisch anmutet und wahrscheinlich auf Einflüsse aus
Zentralasien in der Tang-Zeit zurückzuführen ist. Be-
sonders dramatisch wirkt Tafel III, ein durch Sturm ge-
knickter, alter Pflaumenbaum, der auf dem dunklen
Hintergründe einer Winterlandschaft neue Blüten treibt.
Tafel VII zeigt die Illustration eines buddhistischen
Sutra in feiner Miniaturmalerei in Gold und Silber auf

man ihn häufig in seiner Frühzeit für einen Nachahmer
des Jan van Goyen und gegen Ende seiner Laufbahn
für einen Trabanten seines Neffen, des großen Jacob
van Ruysdael, hielt. Mit diesem Vorurteil hat Stechow
nun endgültig aufgeräumt. Es ist ein spezielles Verdienst
seiner gründlichen Arbeit, die — wenn auch nicht ab-
solute — Selbständigkeit des Malers Salomon
van Ruysdael gegenüber anderen Meistern seiner Zeit
überzeugend nachgewiesen und dessen stilistische Wand-


Salomon van Ruysdael, Flußlandschaft. 1650.
Erzielte auf der Versteigerung der Gemäldesammlung aus Rufford Abbey durch Christie's, London,
am 18. November 1938: £ 2250 (Bericht siehe Seite 10) (Foto Christie's)

purpurfarbiger Seide. Dieses seltene Werk hat eine
gewisse Aehnlichkeit mit frühen, christlichen, illuminierten
Handschriften und wird dem Anfang des 12. Jahrhunderts
zugeschrieben.
Es folgen Meister der Sung-, Yuan- und Ming-Periode
in Form von Hängebildern, Langrollen und Album-
blättern, alle in erstklassiger Qualität und voll inneren
Lebens. Mangel an Raum macht es leider unmöglich,
auf diese näher einzugehen. Sämtliche Abbildungen
sind ausgezeichnet ausgeführt und lohnen längere Be-
trachtung und Studium. Ebenso sind Papier, Druck und
Folioeinband von erster Qualität und würdig der Tradi-
tion der Chiswick Press in London. Dr. A. Breuer


L. Münstermann, Teufel aus einem jüngsten Gericht
1631. Aus Tossens i. O. Neuerwerbung des
Oldenburgischen Landesmuseums
(Bericht S. 7) (Museums-Foto)
Salomon van Ruysdael. Eine Einführung in
seine Kunst. Mit kritischem Katalog der Ge-
mälde u. 72 Abb. auf 48 Lichtdrucktafeln. Von W.
Stechow. Ganzleinen. (1938. Gebr. Mann,
Berlin.)
Daß Salomon van Ruysdael erst jetzt monographisch
behandelt wurde, dürfte dadurch zu erklären sein, daß

lungen vor allem im Lichte der allgemeinen Stilentwick-
lung des 17. Jahrhunderts erklärt zu haben.
Gestützt auf Forschungen Abraham Bredius' und H.
F. Wynmans gibt der Verf. eingangs den Ueberblick
über das Leben des S. v. R. und die bisherige ver-
streute und wenig bedeutende Ruysdael-Literatur. Sehr
interessant will es uns erscheinen, daß S. v. R. drei
Jahre, nachdem er Dekan der Haarlemer Gilde gewesen
war, urkundlich als ,,Coopman" erwähnt wird: als Händ-
ler von Blau, das die Bleichereien verwandten! Daß er
seine Maltätigkeit in dieser Zeit nicht etwa unterbrochen
hatte, sehen wir aus einer ganzen Anzahl datierter
Bilder aus dem Beginn der fünfziger Jahre; daß er aber
durch dieses nebenberufliche Handeln seinen Ruf nicht
schädigte, geht aus der Tatsache hervor, daß er kurz
vor seinem Tode zum zweiten Ma! Obmann der Gilde
wurde.
Anschließend umreißt der Verf. in einem wichtigen
Kapitel die künstlerische Entwicklung des
S. v. R., an deren Anfang auffallenderweise drei Winter-
landschaften (von 1627) stehen. Leider können wir in
dieser notgedrungen kurzen Besprechung den Gedanken-
gängen des Verf. nicht ausführlich nachgehen. Wir' kön-
nen hier nur andeuten, daß Professor Stechow ebenso
sicher kompositionelle oder formale Probleme zu behan-
deln weiß, wie er auch für Feinheiten der Farbe und der
Malweise in den verschiedenen Entwicklungsstufen stets
treffende Worte findet. — Weitere Kapitel sind dann
der künstlerischen Persönlichkeit des S. v. R., seinem
Verhältnis zu van Goyen und zu Nachahmern, den For-
men der Bildsignaturen und dem Problem der S. v. R.
zugeschriebenen Zeichnungen gewidmet. Uebersichten
topographischer Hinweise, wichtigster apokrypher Bild-
zuschreibungen und der mustergültige Gesamt-
k a talog der Gemälde mit einem trefflichen Re-
gister beschließen den Textteil. Auch diese Teile der
Monographie verdienen uneingeschränktes Lob; ich habe
die Zuverlässigkeit der unzähligen Nachweise bei der
Neuordnung meiner Reproduktionssammlung an vielen
hundert Stellen genauestens überprüft und hatte nur
wenige und verhältnismäßig belanglose Ergänzungen
beizubringen. Man wird also zusammenfassend nur
anerkennen müssen, daß der Verf. bei dem Aufbau eines
imposanten Oeuvre ganze Arbeit geleistet hat, umso
mehr, als wir uns auch seinen Argumenten für die Chro-
nologie der ihm bekannten Originale nur anschließen
können und mit ihm in der Ablehnung einer großen An-
zahl von „Zuschreibungen" völlig einig sind. Hier scheint
mir auch ein besonderer Nutzen des Werkes zu liegen,
daß es dem Sammler und Kunstfreund ein z u v e r I ä s -
siger Führer sein wird, sei es in Fragen der Echt-
heit und zeitlichen Einordnung, sei es, um eine „Prove-
nienz" festzustellen (—der Autor hat das riesige Mate-
rial im Ryksbureau voor kunsthist. Documentatie im Haag
und die Witt'sche Photographiesammlung in London durch-
gearbeitet —) oder auch nur, um sich wegen eines der
Ruysdael-Nachahmer zu orientieren. Auch die häufigen
Angaben über erzielte Preise geben eine
bequeme Möglichkeit, etwaige falsche Wertvorstellungen
zu berichtigen.
E. Trautscholdt

Fortsetzung’ von S. 5
Pariser Auktionsmarkt
finden sich zwei Gegen-
stücke von Hubert Ro-
bert, eine Hafenland-
schaft des seltenen Nea-
politaners Carl Bonaria,
ein Frauenporträt von
Johann-Ernst Heinsius,
eine Landschaft von Ge-
orges Michel und ein
Wasserfall von Courbet.
Ein Hauptwerk unter
den Skulpturen ist Hou-
dons „Winter“, ehemals
in der berühmten Samm-
lung Marius Paulme (s.
Abb. S. 3). Besondere
Beachtung verdient das
Mobiliar mit Sitz- und
Kleinmöbeln meist des
18. Jahrhunderts; ein
großer Teil der Stücke ist
signiert oder gestempelt
und führt sich auf die
Werkstätten von Ebe-
nisten wie Bondin, Carei,
Grevenich, Roussel, Me-
wesen (s. Abbildung) u.
a. zurück. Eine Reihe
von flämischen, Brüsse-
ler und Aubusson-Wand-
teppichen und alte vor-
derasiatische Teppiche
des 16.—18. Jahrhunderts
runden das Bild dieser
aus verschiedenen Be-
sitzen zusammengesetz-
ten Sammlung ab, die
trotz ihrer nur wenig
über 80 Nummern ein
Ereignis des vorweih-
nachtlichen Marktes zu
werden verspricht.


Sekretär. Signiert Mewesen. Louis XVI
Versteigerung ■ Me R. Glandaz, Paris, 15. Dezember 1938
(Foto Glandaz)

Alte Meister
In ihrer Herbstschau vereinigt die Gale-
rie Hans B a m m a n n in Düsseldorf wie
all jährlich eine Reihe von Neuerwerbungen der
Malerei aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, deren
wichtigste Stücke in einem gut illustrierten
Kataloge zusammengestellt sind. Es sind wie-
der vor allem die hier so besonders gepflegten
Niederländer, die die Aufmerksamkeit des Be-
suchers auf sich ziehen. So unter den älteren
Werken das reizende Bild eines 1581 datierten
„Pinsel-Aeff-
chens“ aus
dem Kreise
des jüngeren
Brueghel,
das aus Wie-
ner Privatbe-
sitz stammt
und daselbst
öfteraufAus-
stellungen
gezeigt wur-
de, eine für
den jünge-
ren Brueghel
charakte-
ristische
Winterland-
schaft mit der
Anbetung
der Könige
(ehern. Slg.
Miller von
Aichholz,
Wien) und
Landschaften
von Valken-
borgh und
JoosdeMom-
per. Eine
Reihe reiz-
voller Werke
illustrieren
das 17. Jahr-
hundert: die
monogram-

in Düsseldorf
mierte und 1644 datierte Landschaft mit ba-
denden Mädchen von Uytenbroeck, Jan Miels
„Selbstbildnis“ von 1646, Landschaften von I.
van Ostade und Decker, eine inzwischen in
eine Berliner Privatsammlung übergegangene
„Stürmische See“ von Bonaventura Peeters
und Stilleben von Hulsdonck, Veerendael, van
den Broeck u. a. Als Proben deutscher Malerei
des 18. und 19. Jahrhunderts sei auf ein
Damenbildnis von Ziesenis, eine italienische

Niederländisch, 1581: Pinseläffchen. 18,3:19,8 cm.
Aus der Ausstellung der Galerie Hans Bammahn, Düsseldorf.
Kürzlich in Privatbesitz verkauft (Kl. Gal. Bammann)


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