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DIE WELTKUNST

Jahrg. XII, Nr. 51 vom 18. Dezember 1958

Nachrichten von Überall

Graphik-Käufe
des Kölner Museums
Das Kupfersticlikabinett des Kölner Mu-
seums, das kürzlich, wie hier berichtet, eines
der schönsten Rembrandt-Blätter als Neu-
erwerbung ausstellen konnte, hat auch auf der
diesjährigen Herbstauktion bei C. G. Boerner
in Leipzig in Konkurrenz mit den wichtigsten
deutschen graphischen Sammlungen eine Reihe
bedeutender Neuerwerbungen tätigen können.
So gelang der Ankauf von Dürers „Maria von
einem Engel gekrönt“ (RM 650), eines feinen
Abdrucks des „Apostels Bartholomäus“
(RM 580), des „Spaziergangs“ (RM 3500) und
des „Marientodes“ (RM 200); ferner des „Zor-
nigen Amor“ vom Meister HL., zweier Radie-
rungen Claude Lorrains, mehrerer Blätter Ca-
nalettos und des „Nachdenklichen Jünglings“
von Rembrandt.


Rembrandt zugescnrieben: Rahel ihre Kinder be-
weinend. Das auf einer Brüsseler Versteigerung auf-
getauchte und für 100 Franken von einem Händler
erworbene Bild soll, ausländischen Pressemeldungen zu-
folge, ein echtes, 1631 datiertes Werk Rembrandts sein
(vgl. Bericht in Nr. 49)

Wann erschien das erste Bild
auf dem Bucheinband?
Vor einiger Zeit wurde in der literarischen
Beilage der „Times“ über frühe Illustrationen
auf Bucheinbänden berichtet. Dies veranlaßte
die New York Library, nach solchen Einbän-
den in ihren Beständen zu forschen. Man hat
festgestellt, daß als erstes amerikanisches Buch
mit illustriertem Einband das „Hochdeutsche
evangelisch-lutherische ABC“, Philadelphia,
verlegt von Melchior Steiner 1782, anzusehen
ist. Wie das Buchhändler-Börsenblatt mitteilt,
zeigt der für das Buch besonders hergestellte
Einband auf dem Vorderdeckel einen Holz-
schnitt von Luther in seiner Studierstube, dar-
unter zehn Zeilen bibliographischen Text; der
Hinterdeckel ist mit einem Hahn und einem
sechszeiligen Gedicht geschmückt.
Die Kathedrale von Chartres
Die Kathedrale von Chartres ist gegenwär-
tig geschlossen, da sie im Inneren vollständig
überholt werden soll. Die Restäuerierung be-
zieht sich ausschließlich auf eine gründliche
Reinigung; irgendwelche wesentlichen Verän-
derungen sind nicht vorgesehen.
Denkmalpflege in Mantua
Tn dem ehemaligen Wohnhause Mantegnas
in der Via Mazzini werden augenblicklich zwei
Fresken von den Wänden gelöst und in den
Palazzo Ducale übertragen: ein Mantagna
selbst zugeschriebener „Triumph Caesars“ und
ein aus dem Umkreis Giulio Romanos stam-
mendes Fresko einer „Carita.“
Karlsruher
Orangerie als Gemäldegalerie

Dill, Bergmann, v. Ravenstein, Kalimorgen und
Bracht eine Blüte erlebte. Anschließend an
diese Tradition folgen die Werke lebender
badischer oder in Baden tätiger Künstler.

der abseitiger gelegenen Landesgebiete einge-
führt wurde. 95 Werke des Breslauer Muse-
ums werden in Originalen vorgeführt; dar-
unter Stücke von Cranach, Baldung, Rem-

sehen Archäologischen Instituts in Athen, vollendet am
26. Dezember sein 85. Lebensjahr.
E. Volpi, der bekannte Florentiner Antiquar, ist im
Alter von 80 Jahren gestorben.

Aus der Sammlung
eines Liebhabers
Die Karlsruher K u n s t h a 11 e ist in
der Lage, gegenwärtig den Ausschnitt aus der
Sammlung eines Liebhabers zu zeigen. Es
braucht hier nicht besonders betont zu werden,
wie wertvoll derartig befruchtende Versuche
sind. Es handelt sich um einen Teil des Nach-
lasses des in München heimisch gewordenen
Hamburgers Paul Rauer, von dem etwa vierzig
ausgewählte Werke des 19. Jahrhunderts ge-
zeigt werden. Gerade in dieser Epoche macht
sich die Beschränkung auf kleinere Formate
wohltuend bemerkbar. Lind es sind entschei-
dende Meister, die hier in vortrefflichen Proben
vorgeführt werden: Wäsmann, Beckmann,
Brandes, Morgenstern, Sperl, Lang, Lugo,
Stadler, Trübner, Thoma, Feuerbach. Man
spürt in diesem Besitz persönliche Linie, was
den Genuß der kleinen Schau fördert.
Der Lenbachpreis
der Stadt München


Zu der diesjährigen Wettbewerbs-Ausstel-
lung würden 170 Bildnisse eingesandt, von
denen 83 zur Ausstellung zugelassen wurden.
Den Preis erhielt Sepp Hilz für ein Frauen-
bildnis. F.
Aus den Pariser Museen
Wie auf dem Versteigerungsmarkt, hat auch
im musealen Ausstellungswesen der franzö-
sischen Hauptstadt die „Saison“ nur zögernd
eingesetzt. Nach den letzten Informationen
sind feste größere Pläne noch nicht genauer
getroffen. Im Pavillon de M a r s a n wird
eine Ausstellung moderner kirchlicher Kunst
gezeigt, im „M usee de l’Homm e“ hofft
Professor Richet noch vor Jahreswende die
wichtige amerikanische Abteilung mit ihren
Schätzen an peruanischer und mexikanischer
Kunst eröffnen zu können, zusammen mit einer
Ausstellung „Die Sahara“. Die Museen G u i -
m e t und Cernuschi beherbergen Ausstel-
lungen indochinesischer und ostasiatischer
Kunst.
Das Museum der

Hendrick de Clerck, Szenen aus der
Besitzer: Kunsthandl
brandt, Thoma, Böcklin, Feuerbach, Graff,
Schinckel, Willmann u. a. Ein neuer Weg der
Kunst- — und vielleicht — der Museumswer-
bung.
Brüsseler Versteigerungs-
ergebnisse
Eine kürzlich zugunsten der Hilfe gegen
die Arbeitslosigkeit stattgefundene Versteige-
rung, die zu einem gesellschaftlichen Ereignis
wurde, gestaltete sich zu einem großen Erfolg
(s. Abb. Nr. 48). Unter den von privater Seite
zur Verfügung gestellten Kunstwerken erzielte
ein Jünglingsporträt von Lukas Cranach d. J.
mit 125 000 bfr. den höchsten Preis; es folgten
ein Werk von Ferdinand Boi mit 60 000 bfr..
eine „Geburt Christi“ von Coffermans mit
30 000 bfr., ein „Jüngstes Gericht“ von Corne-
lis van Harlem mit derselben Summe. Zu er-

Johannes-Legende. Signiert — 106,5 : 176,5 cm
: n g Fritz Jung, Berlin (Foto Jung)
LITERATUR
Hans Haug, Martin Schongauer et Hans Burgkmair. Etüde
sur une vierge inconnue. 98 S., 48 Abb. L i b ra r
rie Istra, Strassbourg, 1938.
Der Verfasser, Direktor des Straßburger Museums,
unternimmt hier den Versuch, eine bisher unbekannte
„Muttergottes mit den drei Vögeln" in Privatbesitz als
Frühwerk Hans Burgmairs in die Literatur einzuführen
und daran das Verhältnis des Augsburger Meisters zu
Schongauer aufzurollen und zu klären. Eine umfassende
Kenntnis des gesamten Materials an Kunstwerken aus
dem Kreise der elsässischen Malerei des 15. Jahrhun-
derts, wobei manches bisher unbeachtete Stück ans Tages-
licht gezogen wird, verbunden mit der Beherrschung aller
einschlägigen Literatur, macht diese Untersuchungen über
das Spezialthema hinaus fruchtbar für weitere Fragen-
komplexe, etwa der Herkunft und Entwicklung der Rosen-
lauben-Madonna oder der Rolle des Elsasses als Ver-
mittler zwischen französischem und deutschem Form- und
Gedankengut.

Stadt Paris bereitet
seine Teilung vor, indem
die moderne Abteilung
in den anläßlich der
Weltausstellung errichte-
ten Neubau am Quai de
Tokio übersiedelt, wäh-
rend die alte Abteilung
im Petit-Palais verbleibt.
Kunst
in Dortmund
Der westfälische Kunst-
verein stellt im Hause
Rotenburg eine Privat-
sammlung zur Schau,
die in erlesenen Bei-
spielen ein wunderbares
Bild der deutschen Gra-
phik des 19. Jahrhun-
derts entwirft. Das Mu-
seum für Kunst und Kul-
turgeschichte zeigt gleich-
zeitig „Alte und neue
Bilder vom Weihnachts-
baum“, die kunst-, kul-
turgeschichtlich und volks-
kundlich gleichermaßen
interessant sind.


Schlesische
Museumsarbeit

L. von Zu m b u sch, Kinder unter dem Baum.
Kunsthandlung

Mit einer Ausstellung von Meisterwerken in
Beuthen in Oberschlesien beginnt das Museum
der bildenden Künste in Breslau eine neu-
artige Folge von Kunstausstellungen im deut-
schen Grenzgebiet. Es folgt damit als erstes
deutsches Museum einem Prinzip, das, wie
hier bereits berichtet, seit etwa einem Jahre
in Frankreich zur künstlerischen Befruchtung

41 : 41 cm — Signiert
Maria Almas, München (Foto Almas)
wähnen weiterhin ein Frans Pourbus II mit
18 000 bfr., ein Stilleben von Adriaen van
Utrecht mit 42 000 bfr. Der Gesamtbetrag
überstieg eine Million belgische Franken.
Personalien
Prof. Dr. Wilhelm Dörpfeld, einer der Altmeister der
deutschen Archäologie und ehemaliger Leiter des Deut-

Neue Prestel-Bücher
Spanische Meisterzeichnungen. Einführung und Auswahl
von E r w i n G r a d m a n n. 27 S., 41 Tafeln. — Alte
Städte in Meisterzeichnungen aus fünf Jahrhunderten.
Einführung und Auswahl von Paul W e s c h e r. 24 S.,
49 Tafeln. Prestel-Verlag, Frankfurt a.M.
1939 (kart, je RM 2.70).
Die Serie der Prestel-Bücher, die man nach Idee,
Inhalt und Ausstattung auf dem Gebiete der Kunstlite-
ratur Gegenstücke der „Insel-Bücher" nennen könnte, er-
freut in diesem Jahre durch zwei besondere Delikatessen.
Die Zeichnung der Spanier ist ein auch für den ge-
bildeten Kunstfreund so gut wie unbekanntes, für den
Kunsthistoriker kaum erschlossenes Gebiet. Hier sind, in
mustergültiger Wiedergabe, rund vierzig Blätter zu-
sammengestellt, die nicht nur „zeichnerisch" von eindrück-
licher Wirkung sind, sondern auch wirklich einen Gesamt-
eindruck spanischen Kunstwesens vermitteln. Und in dieser
Vermeidung der Zufälligkeit liegt ja nicht zuletzt die
immer wieder bezaubernde Wirkung dieser mit echter
Liebe zum Buch — vermeiden wir den Ausdruck „Biblio-
philie"! — geschaffenen Serie, die sich dadurch so an-
genehm von anderen Reihenpublikationen unserer Tage
unterscheidet.
Das andere Bändchen, im Querformat, ist unter the-
matischen Gesichtspunkten zusammengestellt. Eine wirk-
lich fruchtbare Idee vermittelt hier einen Querschnitt
durch die Zeichenkunst aller Zeiten und Länder. Die
Auswahl berücksichtigt gleichermaßen die Kunstschulen
wie den Gegenstand und bildet ein anregendes Brevier,
das jenseits des Kreises der Freunde der Zeichenkunst
jedem Empfänglichen zum Erlebnis werden muß.
Chinesische Legenden. Ausgewählt und aus dem Chine-
sischen übertragen, von Lin Tsiu-sen. Mit vier
Achtfarben-Lichtdrucken nach Wasserfarbenbildern
von Kiang Hiang. 38:42 cm. Alfred Metz-
ner Verlag, Berlin, 1938. (In Mappe
RM 24,—.)
Ein reizender Gedanke stand Pate bei der Geburt
dieses köstlichen Werkes: der Uebertragung von fünf,
in verschiedenen Abwandlungen im chinesischen Volke
verbreiteten Erzählungen durch einen Chinesen in dichte-
risch unendlich differenzierte deutsche Legenden wurden
die Reproduktionen von vier Wasserfarbenbildern aus
dem 17. -Jahrhundert (Sammlung Lin Si-Lou, Fu-Tschou)
beigegeben, nicht als Illustration gemeinhin, sondern als

Werner R. De u sch

Neue Adresse: Brienner Straße 13

KUNSTHAUS MALMEDE

Gemälde roie Plastiken alter Meister

KÖLN a. Rh., UNTER SACHSENHAUSEN 33

Im Gebäude der ehemaligen Orangerie in
Karlsruhe hat die Staatliche Kunsthalle die
Abteilung „Neuere badische Malerei“ aufgebaut
und der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht.
Diese Abteilung ist den Bildern der badischen
Landschafterschule gewidmet, die in der letzten
Generation in Schönleber, Baisch, Volkmann,

gleichgestimmter Ausdruck einer empfindsamen Beschau-
lichkeit und Verehrung der Schönheit der Natur. So ist
eine bibliophile Gabe von schönster Einheitlichkeit ent-
standen: die vier großen, unter Passepartout gelegten
achtfarbigen Lichtdrucke gehören reproduktionstechnisch
zum Besten, was auf dem Gebiete chinesischer Malerei
in Europa vorgelegt wurde.

Bedeutende Gemälde
17. bis 19. Jahrhundert zu kaufen gesucht.
Angebote erbeten
GALERIE G. PAFFRATH
Düsseldorf, Königsallee 46


Hauptschriftleiter: Dr. Werner Richard De u sch , Berlin-Charlottenburg; Stellvertreter: C. A. Breuer, Berlin - Wannsee. — Vertretungen im Inland: Düsseldorf: Dr. M. A. Stammel,
Wilhelm-Kleinstraße 6. Hamburg: A. Alexander, Dillstraße 6. München: Ludwig F. Fuchs, Kaulbachstraße 92, Tel.: 35 674. Wien : Dr. Kurt Blauensteiner, VII. Schottenfeldgasse 82, Tel.: B 39—1—61 Z.
Vertretungen im Ausland: Amsterdam, Budapest, Krakau, London, Neapel, Paris (Pariser Büro: Directeur Dr. J. I. de Saxe, 13, rue Gudin, Paris 16 e; Tel.: Jasmin 18-90). — Erscheint
im Weltkunst-Verlag, Berlin W 62. — A. III. 38: 2300. —Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseraten-
tarif auf Verlangen. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Heinz Müller. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt
eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskriptes
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