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DIE WELT KUNST

Jahrg. XIII, Nr. 1/2 vom 8. Januar 1939

nisch klare Richtlinie beherrscht das Ver-
steigerungsgeschäft, gekennzeichnet durch rege
Kauflust und ein absolut festes Preisniveau, das
sich auch in diesem Jahre wieder deutlich ab-
gezeichnet hat. Es wäre wahllos und würde den
hier gesteckten Rahmen überschreiten, wollte
man über die vielen Einzelereignisse sprechen,
die die in beinahe regelmäßig gewordener Folge
sich ablösenden Versteigerungen in den be-
kannten deutschen Häusern wie Math. Lempertz-
Köln, Münchener Kunstversteigerungshaus
A. Weinmüller in München, Heinrich Hahn-
Frankfurt a. M., Hans W. Lange, Lepke, Union
oder Dr. W. Achenbach in Berlin belebten, oder
über die besondere Festigkeit, die der Graphik-
markt in den üblichen Frühjahrs- und Herbst-
versteigerungen bei C. G. Boerner in Leipzig
und R. Puppel in Berlin, der Buchmarkt in einer
kürzlichen Versteigerung bei Karl & Faber und
den regelmäßigen Veranstaltungen bei Dr.
Hauswedell & Co. in Hamburg, der Auto-
graphenmarkt etwa bei J. A. Stargardt in
Berlin, um ohne Anspruch auf irgendwelche
Vollständigkeit nur einige Namen zu nennen,
erwiesen hat. Und wie tragfähig der Markt
auch für große Objekte von wirklich reinem
„Sammelcharakter“ ist, hat ja das große Er-
eignis des Jahres, die Versteigerung der Samm-
lung Georg Schuster f in München bei Julius
Böhler erwiesen, deren Ergebnisse die höchsten
Erwartungen übertraf und alle diejenigen, die
die vorhergehenden Schätzungen als übertrieben
bezeichnet hatten, eines Besseren belehrte: wir
erinnern nur an Preise wie 75 000 RM für die
weibliche Heilige von Multscher, von 46 000 und
24 000 RM für einen Martinus und ein Kruzifix
von Leinberger, von. 67 000 RM für die Pieta
des anonymen Meisters von Rabenden, wie
etwa auch auf einer fast gleichzeitig statt-
gehabten Versteigerung bei Lempertz in Köln
eine Muttergottes von Lukas Cranach auf
27 000 RM, die zwei Kleinplastiken „Adam und
Eva“ eines schwäbischen Meisters des frühen
16. Jahrhunderts 10 500 RM erzielen konnten,
oder, am 7. April, bei Lange in Berlin ein


Neuerwerbungen des Nationalmuseums in Nürnberg

I landzeichnungen
von Rubens
Das Palais des Beaux-Arts in Brüssel er-
öffnete kürzlich eine verhältnismäßig um-
fangreiche Ausstellung von Handzeichnungen
des großen Flamen Peter Paul Rubens. Diese
Seite der Kunst des Meisters ist dem größeren
Publikum so gut wie unbekannt; Brüssel er-
füllt mit dieser Ausstellung aber auch deshalb
eine besondere Ehrenpflicht, weil der belgische
Staat in seinen Sammlungen nicht eine einzige
Zeichnung von Rubens besitzt — einige wenige
nur sind im Besitz der Stadt Antwerpen, was
übrigens auch für van Dyck zutrifft. So ist es
doppelt interessant, zu sehen, daß die Leitung
der Ausstellung es fertigbrachte, in rund fünfzig
ausgewählten Blättern, die beinahe alle aus
ausländischem Besitze stammen, ein wirklich
umfassendes Bild vom Wesen der Zeichnung
innerhalb des Qesamtschaffens von Rubens zu
entwerfen. Von frühen Nachzeichnungen und
flüchtigen Skizzen, von der Studie bis zum bild-
haften Blatt sind die verschiedensten Ausdrucks-
möglichkeiten erfaßt, der intime Schaffens-
vorgang wird sichtbar, deutlicher vielleicht
noch als in den farbigen Skizzen, die ja in
ebendieser Stadt vor wenigen Jahren in einer
denkwürdigen Ausstellung gezeigt wurden.

Patriziat (dabei eine größere Stiftung der
Loeffelholtz von Colberg), ein ganzer Nachlaß
kostbarer seidener Trachten mit allem Beiwerk
aus einer kurmainzischen Hofbeamtenfamilie
aus den Jahren vor und nach 1800, ein hand-
werklich bewundernswerter Necessairekoffer
von 1803 mit nahezu 200 meist silbernen Stücken
aus dem Besitz eines Domkünstlers zu Hildes-
heim, des Grafen I. F. von Hoensbroeck, ferner
Handwerkszeichen und -geräte, Spielzeug und
Zinnfiguren in reicher Auswahl. Ein prachtvoller
Konsoltisch von Joseph Effner aus Schloß Lim-
bach am Inn, eine Wiener Porzellanterrine aus
der Fabrik von Du Paquier, ein frühes Meißener


Abraham Teniers, Ankunft der Gäste.
Versteigerung: Dr. W. Achenbach, Berlin,

120 : 150 cm
25. 1. 1935 (Foto Schulz)

Männerbildnis von Benson 13 500 RM, neuer-
dings ein Claude Monet 19 500 RM.
Unter solchen gesunden Marktverhältnissen
schreiten wir in das neue Jahr. Wie immer,
liegt noch vieles unter dem Schleier vorläufigen
Stillschweigens, wenngleich bereits, neben vie-
len kleineren Versteigerungen, zwei Ereignisse
von deutlichem Profil sich abheben: eine Ende
Januar stattfindende Auflösung einer Sammlung
deutscher Meister des 19. Jahrhunderts bei Hans
W. Lange in Berlin, über die an anderer Stelle
berichtet wird, das Ausgebot der bekannten
Plastiksammlung Schnell-Ravensburg, die Math.
Lempertz in Köln a. Rh. ankündigt, und eine
große Autographen-Auktion bei J. A. Stargardt.

Im Dezember hat das
Germanische Museum
eine Ausstellung seiner
Neuerwerbungen aus den
letzten eineinhalb Jahren
seit Juni 1937 eröffnet.
Die Fülle der über neun
Räume verteilten Gegen-
stände ist ein schönes Zei-
chen auch für die Gebe-
freudigkeit aus allen Krei-
sen, auf die das Museum
als eine der gesamten
Nation geweihte Stiftung
in hohem Maße angewie-
sen ist. Die bedeutendste
Erwerbung des letzten
Jahres war der schon viel-
fach besprochene erste
Erdglobus des Martin
Behaim (vgl. Weltkunst
vom 20. März 1938), zu
dem neuerlich als Ge-
schenk noch ein eigen-
händiger Brief Behaims
aus dem Jahre 1477 ge-
treten ist. Unter den
zeitlich frühesten Stücken ragen die zwei einzig-
artigen germanischen Qoldringe der Völker-
wanderungszeit hervor (Abb. S. 1), der eine aus
Gotland stammend, der andere aus einem der
Haßlebener Fürstengräber, weiter zwei reiche
Blattkapitelle aus Kloster Marienberg bei Bonn
von etwa 1230, schöne Stücke mittelalterlicher
Keramik und ein herrliches Prunkschwert aus
dem Anfang des 16. Jahrhunderts mit Passauer
Klinge, gravierten Silberbeschlägen und orna-
mentierter Lederscheide (Abb. S. 1). Eine wich-
tige Tat war die endgültige Gewinnung des be-
rühmten Holzschuherpokales von Elias Lencker
für den Besitz des Museums. Unter den Gemäl-
den kann das große Gruppenbildnis der Familie

Remy von Januarius Zick aus dem Jahre 1776 mit
Fug als das bedeutendste deutsche Familienbild
des 18. Jahrhunderts bezeichnet werden, weitere
Bereicherungen der Galerie sind die saftige
Waldseelandschaft des Eisheimerschülers Jo-
hann König und ein feines elsässisches Damen-
bildnis um 1770. Am reichsten ist naturgemäß
der Zuwachs zu den kulturgeschichtlichen
Sammlungen des Museums. Da sind wappen-
gezierte Kunstwerke aus dem Nürnberger

Service mit Goldchinesen und Wappen der
Nürnberger Familie Wiestmann und ein Bres-
lauer Silberbecher mit üppiger Ziselierung von
Gottfried Ihme verdienen einzeln genannt zu
werden. Besonderer Wert wurde der Bereiche-
rung der bäuerlichen Kunst beigelegt, wo es
z B. gelang, eine Reihe herrlicher Stücke nieder-
bayrischer Keramik aus der Landshuter Gegend
und eine kraftvolle grün-weiße Gmundener
Schüssel zu erwerben, des weiteren Möbel aus


GEMÄLDE

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GALERIE
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Gegründet 1833

L.T. NEUMANN

Inhaber: Julius und August Eymer

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Telefon R 22-0-82

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