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29. Oktober 1939

XIII. JAHRGANG. Nr. 42/43


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L NON D E des A RTS

ANERKANNTES ZENTRALORGAN EUR SAMMLER, MUSEEN. BIBLIOTHEKEN. KÜNSTLER UND KUNSTHÄNDLER
VEROFFENTLIC H UNGS-ORGAN DER FACHGRUPPE DES KUNST- UND ANTIQUITÄTENHANDELS, LAND OESTERREICH

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 76-77. In den Monaten Mai bis Oktober
jeden zweiten Sonntag. Bankkonti: Deutsche Bank, Dep.-Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Barclays Bank Ltd. 262, Kirkdale
Sydenham, London S. E. 26. Postscheck: Berlin 1180 54; Wien
1147 83: Den Haag 1455 12; Paris 1700 14: Prag 592 83: Zürich 81 59

Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 76-77
Telefon: 25 ?2 28

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buch-
händlern. Einzel-Nummer 35 Pfennige. Quartal für Deutschland inkl.
Postzustellung RM 4.50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag
RM 5.50; für das Ausland (nur im Umschlag) RM 4.40; oder
Frankreich ffrs. 65: Holland hfl. 3.25; Schweiz sfrs. 7.70;
und die nicht angeführten Länder RM 4.40; Übersee $ 1.80

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sucht ständig zu kaufen:

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des 15. bis einschließlich
19. Jahrhunderts

Kunsthandel im Kriege

Im Gespräch mit einem der führenden deut-
schen Kunsthändler, der den Markt und seine
Entwicklung seit vierzig Jahren kennt, stand
der Krieg und seine Folgen für den Kunstmarkt
im Mittelpunkt der Unterhaltung. „Man muß
sich hüten,“ so meinte unser Gewährsmann,
„den allzunahe liegenden Vergleich mit dem
Weltkrieg zu ziehen. Die Dinge liegen im
Kunsthandel jedenfalls schon jetzt ganz anders
als nach einer gleichlangen Kriegsdauer 1914.
Damals haben wir bis an Weihnachten hin fast
nichts;verkauft. Niemand glaubte mehr an den
Wert der Kunstwerke, kein Gedanke galt ihnen,
es war wie eine einzige große Lähmung. Erst
Anfang des. Jahres 1915 belebte sich das Ge-
schäft wieder etwas, um dann mit der fort-
schreitenden Erkenntnis der allgemeinen Geld-
entwertung immer lebhafter zu werden. Der
1919 beginnende Ausverkauf Deutschlands ist
ja auch den Jüngeren noch in Erinnerung und
bis in die Bezirke der lebenden Kunst wirkte
sich der besessene Kaufwille der Inflationsjahre,
durchaus nicht immer günstig, aus. Jetzt da-
gegen dauerte es kaum acht Tage bis sich die
ersten Käufer wieder einfanden und die gleich-
mäßige Verteilung der Verkäufe auf kostbare
und weniger wertvolle Stücke läßt deutlich
erkennen, daß das Kunstinteresse andere Kauf-
gründe überwiegt.“
In wie hohem Maße die gesprächsweise
skizzierte Entwicklung während des letzten
Krieges ein internationaler Vorgang war, geht
aus den Erinnerungen Ambroise Vollards her-
vor, der ein ergötzliches Gespräch mit einem
frischgebackenen Heereslieferanten erzählt. Er
kommt zu ihm ins Geschäft und weist einen
Buchprospekt vor, der die von Vollard heraus-
gegebenen kostbaren Luxusdrucke aufführt,
fragt, ob noch von allen China- und Japan-
exemplare zu haben seien. Auf die Frage Vol-
lards, ob er etwas von den Sachen verstünde,
gibt er offen zu, daß er nur etwas kaufen wolle,
was etwas einbringe. Der Kaufwahn war da-
mals in Paris so wild, daß man sich bei der
Vente Degas, die ungefähr 2000 Nummern um-

faßte, im Saale von George Petit auch durch
das Klirren des gläsernen Oberlichtes, hervor-
gerufen von in der Nähe einschlagenden Ge-

schossen, nicht beirren ließ. Keine der Num-
mern ging zurück und das Gesamtergebnis
belief sich auf fast zwölf Millionen Franken.
Die Versteigerung der Sammlung Kaufmann in

Berlin, mit ihren horrenden Preisen, zu denen
auch die Holländer, Schweden und Dänen kräf-
tig beitrugen, war das deutsche Gegenstück
zur Vente Degas.
In England dauerte es bis zum Juni 1915,
ehe bei Christie’s wieder eine reguläre Auktion

stattfand. Vorausgegangen war im März eine
große Versteigerung von Kunstwerken, Schmuck
und anderen Kostbarkeiten, die auf einen Auf-
ruf des Roten Kreuzes hin eingegangen waren

Michael Ne der (1807—82), Heimkehr der Herde
Neuerwerbung der österreichischen Galerie, Wien (vgl. Bericht in Nr. 42 43) (Foto Frankenstein)


und die eine sehr beträchtliche Summe ein-
brachten. Auf diesen Erfolg hin wiederholte
man diese Verkäufe viermal während des Krie-
ges, mit immer wachsenden Erträgnissen. Das
Auktionswesen kam erst im Jahre 1917 wieder
recht in Gang, als auf der einen Seite die Not
zu Verkäufen zwang, auf der anderen durch
Kriegsgewinne reiche Mittel für Ankäufe vor-
handen waren. Es fällt dabei auf, daß die natio-
nalen Werte — die Praeraffaelliten, Constable,
Bonington, die Mezzotints und natürlich die
englischen Portraitisten — sehr hohe Preise
erreichten. Immerhin brachten auch die deut-
schen Holzschnittbücher der Bibliothek Fairfax
Murray — 463 Nummern — im Jahre 1917 bei
Christie’s £ 19 000 und eine schöne Zeichnung
Dürers, ein Mädchenkopf, im Jahre 1918 £2152.
Das Jahr 1918 brachte gegenüber 1917 in Lon-
don eine deutliche Abschwächung der Kon-
junktur, ein Zeichen für die notwendig gewor-
dene starke Anspannung aller Kräfte des
Empires im letzten Kriegsjahre.
Unter den neutralen Ländern spielte die
Schweiz während des Krieges auch im Kunst-
handel eine ähnliche Rolle wie in der Politik.
Existenzen, deren Herkunft nicht immer ganz
durchsichtig war, vermittelten Geschäfte zwi-
schen den im Krieg befindlichen Ländern. Man
weiß, daß die Berliner archaische Göttin noch

Eine Tizian-Entdeckung
in Rotterdam
Nachdem in Basel, wie in der letzten Num-
mer der Weltkunst gemeldet wurde, ein neues
Werk Tizian zugeschrieben wurde, hat nun-
mehr auch Rotterdam eine solche Zuschreibung
erhalten. Es handelt sich hier um das im
Boymans-Museum befindliche Gemälde „Faun
und Nymphe“, bisher Dosso Dossi genannt. In
der Zeitschrift des Museums in Detroit, The
Art Quartely, wird es erstmalig als Tizian
veröffentlicht. Die hohe Qualität des Werkes
läßt die Urheberschaft dieses Meisters und
die Einfügung in die Spätwerke gerechtfertigt
erscheinen. B. B.

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