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DIE WELT KUNST

Jahrg. XIII, Nr. 42/43 vom 29. Oktober 1939

nach Kriegsausbruch aus Frankreich nach der
Schweiz und von dort nach Deutschland ge-
langte. In den späteren Kriegsjahren zog sich
der große Kunsthandel, genährt von den nach
der Schweiz geflüchteten Kapitalien, nach
Zürich, Bern und Genf und begründete noch in
der Kriegszeit die in den Jahren 1920 bis 1930
so einflußreiche Mittlerstellung des Schweizer
Kunsthandels. Die Holländer nützten die sich
in Deutschland und namentlich in Österreich
bietenden Kaufgelegenheiten für Werte ihrer

nationalen Kunst aus. Aufmerksamen hollän-
dischen Sammlern gelang es sogar auf englischen
Versteigerungen zu kaufen, obwohl die Kataloge
nur mit vielwöchentlicher Verspätung nach den
Niederlanden kamen. Die englischen Händler
fühlten sich so sehr Herren ihres Marktes, daß
die Überraschung sehr groß war, als der Firma
Colnaghi zum Beispiel eines Tages einer der
wenigen Briefe Rembrandts — nur der getreue
Huyghens, der Sekretär des Prinzen von
Oranien, hatte sie überhaupt des Aufhebens für
Wert gehalten — auf
einer englischen Auktion
entging. Rembrandts Brief
befindet sich heute in der
Sammlung Frits Lugt im
Haag.
Die merkwürdigsten
Schicksale aber erfuhren
infolge des Krieges die
Kunstwerke, die in den
feindlichen Ländern als
deutscher Besitz be-
schlagnahmt wurden. Sie
kamen mehrfach in un-
würdigster Weise, manch-
mal zusammen mit Haus-
rat, unsachgemäß katalo-
gisiert, bei Winkelfirmen
oder außerhalb der eigent-
lichen Saison zur Ver-
steigerung. Frits Lugt,
einer der wenigen Zeu-
gen der Versteigerung
Richard Gutekunst, des
bekannten, damals in Lon-
don lebenden deutschen
Graphikhändlers, schil-
dert in seinem Buch über
die Sammlerstempel die-
sen denkwürdigen Ver-
kauf am 2. und 3. Dezem-
ber 1920 in London, bei
Garland und Smith. „Es
war eine der seltsamsten
Versteigerungen, die je
stattgefunden haben. Das
Ganze“ — die Privat-
sammlung des Händlers,
moderne und alte Stiche,
einige Bilder und das
Mobiliar seines Geschäf-
tes — „wurde auf Anord-
nung des „Public Trustee“
von einem Auktionshause,
das nichts von Kupfer-
stichen verstand, in einem


David Teniers d. J., Hirtenszene. Signiert.
Ausgestellt in der Dom-Galerie, Köln a. Rh. (Foto Dom-Galerie)

Interessante
Aquarell -Versteigerung
Am 17. Oktober fand bei der Firma Mensing
in Amsterdam die aufsehenerregende Verstei-
gerung des Portefeuilles von Aquarellen der
Sammlung des ehemaligen holländischen Außen-
ministers Baron Verstolk-Völcker statt. Das
große Interesse aus Sammler- und Museen-
kreisen, sowie die hohe Qualität der Blätter
rechtfertigten die erzielten Preise, die, soweit
sie über Fl. 500,— liegen, hier angegeben sind.
Käufer
26 Johannes Bosboom Fl. 2200,— 'Vattier Grane
27 „ ,. „ 1250,—
28 „ „ „ 1250 —
29 ,, ,, ,, 1150,— Museum Haag
30 „ „ „ 1250,—

Käufer

31 „ „
32
33
47 Josef Israels
50 „
53 J. C. K. Klinkenberg
56 Jacob Maris
57 ,,
58 „
59
60 .,
61 „
62 „
63 „
65 Matthijs Maris
67 Anton Mauve
68
69
70
71
72
123 J. Weißenbruch
125 J. H. Weißenbruch
126 „

,, 1300,— Vattier Grane
„ 750,—
„ 506,—
„ 1600,—
„ 500,—
,, 506,—
,, 4100,— G. van den Heuvel
„ 1050 —
„ 650,—
,, 800,— Vattier Grane
., 2000,—
„ 1750.— Museum Haag
„ 600,—
„ 975,—
„ 4300,— L. Bandy
„ 825,—
,, 500,— Heldring
,, 925,— G. van den Heuvel
„ 625,—
,, 850,— Douwes
,, 1250,— Museum Haag
„ 700,—
„ 570,—
„ 1300,— Museum Haag

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Matthijs Maris, Die Taute in Lausanne. Erzielte auf der Versteigerung Verstolk-Völcker
bei Mensing, Amsterdam, am 17. Oktober 1939: 4300,— hfl. (Foto Mensing)

Keller, bei künstlichem Licht, weit weg von der
Gegend, wo gewöhnlich die Versteigerungen
von Kunstwerken stattfanden, verkauft. Der
Katalog war knapp vor der Auktion erschienen
und es gab keine Käufer aus dem Ausland. Die
sehr ungleichen Preise entsprachen nicht immer
der wundervollen Druckqualität der Blät-
ter!“ Wer später den Stempel „R. G. St.“ im
Rund auf unvergleichlichen Drucken von Rem-
brandt, Dürer, Schongauer, Whistler, Cameron
und Legros fand, weiß, daß diese Schilderung
nicht übertrieben ist. Ähnliches ereignete sich
in Paris, wo sich allerdings die freundschaftliche
Gesinnung einzelner Franzosen darin bewies,
daß sie den deutschen

Das Museum
für deutsche Volkskunde
Das Staatliche Museum für Deutsche Volks-
kunde in Berlin konnte am 27. Oktober auf sein
50jähriges Bestehen zurückblicken. Aus diesem
Anlaß hat Direktor Dr. Hahn in den Räumen
des Prinzessinnenpalastes nicht nur eine Schau
der letztjährigen, z. T. sehr interessanten Neu-
erwerbungen veranstaltet, sondern auch eine
Ausstellung über Töpferkunst, die in diesen
Tagen eröffnet wird. Über beide Veranstal-
tungen wird noch Bericht erstattet werden.

Freunden die auf den Se-
quester - Versteigerungen
zu unwahrscheinlich nied-
rigen Preisen erworbenen
Kunstwerke ohne Gewinn
anboten. Doch das waren
Ausnahmen.
Die einfache Schilde-
rung der Vorgänge auf
dem Kunstmarkt während
des Weltkrieges macht
in mancherlei Hinsicht
nachdenklich. Die Auf-
gaben. die dem Kunst-
handel in einer solchen
Lage erwachsen, werden
deutlicher und sie ver-
dienen, einmal deutlicher
umrissen zu werden.
Erhard Göpel
Ausstellung
A. C. Wil link
Im Boymans Mu-
seum zu Rotterdam
findet bis zum 19. Novem-
ber eine retrospektive
Ausstellung der Werke
von A. C. Willink statt.
Willink, der 1920—23 in
Berlin studierte, gehört
zu den bedeutendsten und
markantesten Figuren
unter den lebenden Ma-
lern Hollands und erfreut
sich in seinem Lande gro-
ßer Anerkennung. Seine
Werke zeigen eine wun-
dersame Mischung von
Romantik und Wirklich-
keit, die auch in dem
hier abgebildeten Selbst-
porträt des Künstlers mit
seiner Frau zu finden ist.
B. B.

A. C. Willink, Selbstbildnis mit Frau
Ausstellung: Museum Boymans, Rotterdam (Foto Frequin)


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