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Jahrg. XIII, Nr. 3/4 vom 22. Januar 1939

DIE WELTKUNST

3

Neuerwerbungen der Berliner Museen


Notiz in Nr. 51 / Jg. XII), als deren Hauptstücke
die aus der Sammlung des Göttinger
Zoologen Ehlers übernommenen Zeich-
nungen angesehen werden können. Der Erwerb
dieser Stücke gelang, durch Vermittlung der Fa.
C. G. Boerner (Leipzig), dank der großzügigen
Beihilfe des preußischen
Finanzministers Prof. Dr.
P o p i t z, der die Hälfte
der erforderlichen Mittel
zur Verfügung stellte. Der
Wert der dann noch feh-
lenden Summe ist sodann
vom Kupferstichkabinett
durch mühevolle Tausch-
verhandlungen aufge-
bracht worden. Unter den
Zeichnungen der Samm-
lung Ehlers befand sich
als Glanzstück auch ein
von Grünewald für
den Isenheimer Altar ent-
worfenes Studienblatt (s.
Abb.). Es zeigt auf der
Vorderseite den hlg. An-
tonius und auf der Rück-
seite den Arm des hlg.
Sebastian. Unter nicht
weniger als drei neuen
D ü r e r-Blättern befindet
sich eineseinerherrlichen
Tierzeichnungen, ein mit
zartesten Aquarelltönen
auf Pergament wieder-
gegebener Reiher. Auch
Hans Holbeins in
Silberstiftmanier ausge-
führtes Männerbildnis (s.
Abb.) und die mit köst-
lichen Arbeiten von Alt-
dorfer und Huber
vertretenen Zeichnungen
der Donauschule müssen
besonders hervorgehoben
werden. Als einzigartig
in seiner bildmäßigen Hal-
tung erscheint ein 1505
datiertes und bezeichne-
tes Blatt mit der Darstel-
lung Christi im Tempel
von Veit Stoß als

1. Kupferstichkabinett
Kostbare Blätter von Grünewald, Dürer,
Holbein, Altdorfer, Wolf Huber und Veit Stoß
stehen im Mittelpunkt einer neuen Ausstellung
des Berliner Kupferstichkabinetts. Sie umfaßt
Neuerwerbungen aus den Jahren 1936—38 (vgl.


Hans Holbein der Ältere, Bildnisstudie. Ehern. Sammlung
Ehlers. Neuerwerbung des Kupferstichkabinetts,
Berlin (Museums-Foto.)

13. Jahrh., wie es in vor-
nehmen Häusern nach den
Mahlzeiten zum Waschen
der Hände herumgereicht
wurde. Das 45 cm weite
und 18 cm hohe Becken
ist innen und außen mit
reicher Tauschierung ver-
sehen, die in ähnlichen
Formen auch die Wan-
dung der kräftig model-
lierten Kanne überspannt.
Einer religiösen Vorschrift
folgend verwendete man
im Islam kaum Gefäße
aus edlem Metall, aber
man verstand es, die
schlichte Bronze durch
Behämmern mit Silber-
plättchen und Golddräh-
ten zu Prunkgeräten zu
entwickeln, die auch dem
verwöhntesten Luxusbe-
dürfnis genügen konnten.
Auf ältere Vorstufen zu-
rückgehend, scheint diese
Technik im 12. Jahrh., in
Khorasan ausgebildet zu
sein. Zu ihrer vollen
Blüte wird sie aber erst
am Anfang des 13. Jahrh.
in der nordmesopotami-
schen Stadt Mossul ge-
bracht, nach der alle
Arbeiten dieser Art noch
heute vielfach als „Mos-
sulbronzen“ bezeichnet
werden. Auch der Meister
dieses Geschirrs, ’Ali ibn
’bdallah, nennt sich „aus
Mossul“ und hat wohl um
1250 dort gearbeitet.
Der an sich bedeutende
Bestand der Islamischen
Abteilung an solchen
„Mossulbronzen“ enthielt
bisher keine Stücke dieser.
Qualität. Bemerkenswert
ist vor allem die außer-
gewöhnlich gute Erhaltung. Die Technik der
Tauschierung ist nicht sehr widerstandsfähig,
die aufgehämmerten Metallplättchen sind nur

leicht mit der Wandung verbunden und gehen bei
längerer Benutzung verloren. Auch bei diesem
Geschirr sind sie im Boden des Beckens völlig



(Museuros-Foto)

Berliner

2. Islamische Abteilung
Die Islamische Abteilung der Staatlichen
Museen in Berlin zeigt in einer kleinen Zu-
sammenstellung ihre Neuerwerbungen der letz-
ten beiden Jahre. Im Mittelpunkt steht ein
Prunkgeschirr (s. Abb.) aus der Mitte des

ders auffallen,
dische und italienische Künstler sind mit cha-
rakteristischen Darstellungen vertreten. Die in
einem Studiensaal des Kabinetts sorgfältig und
übersichtlich aufgebauten, in alte Rahmen ge-
faßte Zeichnungen werden das Interesse an den
reichen Schätzen der Sammlungen wesentlich
verstärken. H. Z.

Federzeichnung. Eine
Reihe weiterer wertvoller
und interessanter Blätter,
unter den Zeichnungen
aus dem Barock beson-
schließt sich an. Acht hollän-

Ausstellimgschroiiik
In der Galerie v. d. H e y d e am Groß-
admiral-v.-Köster-Ufer zeigt Georg Muche,
der vor einer Reihe von Jahren in einer Berliner
Ausstellung mit zarten und empfindsamen Blei-
stiftzeichnungen auffiel, einige Freskomalereien.
Muche war in Italien. Er hat dort die Technik
der großen Wandmaler studiert. Seine Eindrücke
wurden nicht nur in einem jüngst erschienenen

M-a Ibis Gotha rdt-Neithardt (Grünewald), Studie zum
hlg. Antonius des Isenheimer Altars. Kreide, weiß gehöht. Ehemals
Sammlung Ehlers, Göttingen. Neuerwerbung des Kupfer-

der Bemalung die auf Fernwirkung eingestellten
Darstellungen ohne jenen romantischen Beiklang
ins Sichtbare, der für die Schwarz-Weißblätter
des Künstlers charakteristisch war. Eine be-
herzte Auseinandersetzung mit der Farbe und
die dadurch erzielte, dem Wandstil ent-
sprechende klangvolle Koloristik bedeuten bei
diesem mit dem Zeichenstift so behutsam arbei-
tenden Künstler eine Überraschung. Einige Vor-
zeichnungen zu den Fresken wurden beigegeben.
Auch ein paar subtil durchgeführte Bleistift-
blätter, unter denen ein Familienbildnis in
großem Format gegeben ist, runden die Aus-
stellung ab. Hans Z e e c k.

Georg Muche, Freske. Mittelstück eines
Triptychons „Jahreszeiten“ — Ausstellung
in der Galerie von der Heyde, Berlin
(Foto Privat)

JULIUS BÖHLER
ALTE GEMÄLDE, ANTIQUITÄTEN
UND ALTE MÖBEL
KUNSTVERSTEIGERUNGEN

verschwunden. An allen anderen Stellen aber
haben sie sich so weit erhalten, daß die Gefäße
noch ihren ursprünglichen, nur durch eine
leichte Oxydierung gemilderten Glanz zeigen.
Wichtig ist auch, daß es das einzige intakte
Geschirr dieser Art ist, das sich erhalten hat.
Einzelne solcher Becken und Kannen finden sich
in verschiedenen Sammlungen, aber sie gehören
nicht zusammen, während bei diesen beiden
Stücken die gleiche Signatur und die völlige
Übereinstimmung des Dekors keinen Zweifel
lassen, daß wir sie so vor uns haben, wie sie
vor bald 700 Jahren aus der Hand ihres Meisters
hervorgingen.
Unter den anderen Neuerwerbungen ver-
dienen eine Anzahl schöner Kalligraphien, dar-
unter manche im Kufi-Duktus des 9.110. Jahrh.,
hervorgehoben zu werden; ferner einige der
Funde aus den Grabungen in Tabga am See

Mossul, um 1250 —• Aus
n Kunstabteilung, Berli

Stellung
n

v o n N

Prunkgeschi
der Islamisch

e u e r w e r b u n g e n
(Museums-Foto)

Buch festgelcgt, sondern auch in selbständigen
Malereien auf nassem Kalkmörtel fruchtbar ge-
macht. Die besonderen handwerklichen Voraus-
setzungen haben sichtlich den freien und kon-
trastreichen Zug dieser neuesten Arbeiten von
Muche bestimmt. Eine Porträtgruppe, ein das
Thema der Jahreszeiten behandelndes Tripty-
chon und Teilstücke zu einer Bildfolge „Legen-
den“ heben in den leuchtkräftigen Farbenflächen

MÜNCHEN

BRIENNER STRASSE 12

Genezareth, Keramiken des 10. Jahrhunderts
aus Turkestan, Scherbenfunde aus Istanbul und
Altkairo, ein Stierkopf-geschmücktes persisches
Szepter des 17. Jahrh., das Fragment eines
indischen Teppichs und eine größere Zahl von
Stoffresten aus mittelalterlichen ägyptischen
Gräbern, die die bereits bedeutenden Bestände
der Abteilung auf das Glücklichste ergänzen.
—n.
 
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