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DIE WELT KUNST

Jahrg. XIII, Nr. 10 vom 12. März 1939


Priester Scsshu 1420 —150 6. Ausschnitt aus einem Paar ßteiliger Setzschirme, die vier Künste (Musik,
G o - S p i e I . K a 11 i g r a p h i k und Malerei) darstellend, Ausschnitt Musik, Farben auf Papier. H. 162,6 cm
Besitzer Baron Mitsui, Tokyo, Ausstellung Japanischer Kunst, Berlin. (Photo-Museum)

Neue Kunstliteratur

Willi Drost. Danziger Malerei vom Mittelalter bis zum
Ende des Barock. Ein Beitrag zur Begründung der
Strukturforschung in der Kunstgeschichte. 230 S.,
81 Lichtdrucktafeln. Verlag für Kunst-
wissenschaft, Berlin, 1938.
Es ist so gut wie unmöglich, einer ernst zu
nehmenden Forschungsarbeit wie der vorliegenden auf
dem knappen zur Verfügung stehenden Raume auch
nur annähernd gerecht zu werden. Denn, wie bereits
der Titel verrät, ist hier der Versuch unternommen,
die Bearbeitung eines bisher so gut wie Unbekannten
Kunstgebietes mit der Begründung und Anwendung
einer neuen Methodik zu verbinden, was das umfang-
reiche und vom Verlag in der gewohnt großzügigen
und technisch hervorragenden Weise ausgestattete
Werk von vornherein übermäßig beschwert. Der
Verfasser fühlt selbst, daß „die Verbindung der all-
gemeinen Gedanken mit dem sehr besonderen Gegen-
stand auffallend erscheinen mag“. Wer also erwartet,
eine lückenlose „Entwicklungsgeschichte“, eine von
allen Seiten und mit allem quellen- und literarischen
Material unterbaute historisch-kritische Darstellung
der Danziger Malerei oder deren Oeuvre-Katalog vor-
zufinden, wird vielfach enttäucht werden, da die
Methode der „Strukturforschung“, die der Verfasser
mit außerordentlichem Scharfsinn und großer Logik
als Grundlage der Bildbetrachtung entwickelt, man-
ches in den Hintergrund treten läßt, was man von
dem Werke im Sinne eines „Opus“ der Danziger
Malerei, etwa im Sinne der Veröffentlichungen des
Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft, erwarten
möchte. Wenn man daher das Verdienst, ein bisher
völlig vernachlässigtes Gebiet deutscher Kunst-
geschichte erstmals zusammenhängend auf gewiesen
und gedeutet zu haben, voll anerkennt, so möchte
man doch gewünscht haben, daß die Verquickung mit
einer denkerisch sehr wichtigen neuen Methodik, die
bei einer rein „praktischen Anwendung am histori-

schen Material noch weit hinter dem Wunschbilde der
Theorie zurückbleibt“, an einem historisch klarer
gelagerten Beispiel, nicht an einer von so vielfältigen
Einflüssen, Bindungen und Verknüpfungen reichen
Materie hätte erprobt werden müssen. Denn es läßt
sich nicht leugnen, daß manche der im „Historischen
Teil“ der Arbeit festgelegten Datierungen und Loka-
lisierungen nicht ohne weiteres auf Zustimmung rech-
nen können, wenn historisch-entwicklungsgeschicht-
lich bedingte Zusammenhänge einer Betrachtung
untergeordnet werden, die zwar innere künstlerische
Werte in reichem Maße aufzuschließen in der Lage
ist, aber zu unwahrscheinlichen Ergebnissen führt.
Daß bei dieser Betrachtung insbesondere Faktoren
wie die für das ganze Ordensland so überaus wichtige
Frage „Bodenständigkeit oder Import“ kaum in Er-
wägung gezogen werden — eine Frage, die mindestens
beim Elisabeth-Altar der Marienkirche hätte auf-
geworfen und beantwortet werden müssen, schränkt
die grundlegende Bedeutung des Werkes im all-
gemeinen kunsthistorischen Sinne ein.
Die hier nur angedeuteten Einwendungen, die nur
in einer restlosen Auseinandersetzung überhaupt zu
einer gerechten Beurteilung führen könnten, sollen
nicht abgeschlossen werden ohne das Bekenntnis, daß,
abgesehen von einer reichen Erschließung eines neuen
Kunstgebietes, wenig neuere Arbeiten der Kunst-
forschung — denn um eine solche handelt es
sich im besten Sinne — soviele fruchtbare Gesichts-
punkte der verschiedensten Art enthält, die für die
Kunstwissenschaft nicht ungenulz bleiben sollten.
Paul Leonhard Ganz, Das Wesen der französischen
Kunst im späten Mittelalter. „Veröffentlichungen zur
Kunstgeschichte“, Band 2. 102 S., 31 Abb. Prestel-
Verlag, Frankfurt a. M., 1938 (RM 18.—).
„Einen Versuch“ nennt der Verfasser, Sohn des
bekannten Baseler Forschers, seine mit allem Rüst-

zeug der Philosophie, Soziologie und Stilkritik unter-
bauten Untersuchungen über die Wesensart und Rolle
der französischen Kunst des späteren Mittelalters.
Auch wer bei der Durcharbeitung dieser gedanklich
äußerst straffen, nirgends an der Oberfläche haften
bleibenden Arbeit, die vor allem das typisch Franzö-
sische aus dem Vergleich mit gleichzeitigen deutschen
und italienischen Arbeiten abstrahiert, zu der vom
Verfasser selbst in einem von leichter und ehrlicher
Skepsis berührten Nachwort erwähnten Ansicht ge-
langt, daß vielleicht gerade diese Art des Vergleichs
die Aussage zu überspitzen droht, wird dieses Buch
nicht ohne Nutzen beiseitelegen. Denn viele der hier
zur Diskussion gebrachten Gesichtspunkte reichen so
weit über das engere Spezialthema hinaus, daß sie
ganz allgemein auch für andere Kunstgebiete grund-
legend werden. Die Ausstattung des Bandes ent-
spricht den bewährten Traditionen des Verlags.
Alfred Rohde, Königsberger Maler im Zeitalter des
Simon Dach. Osteuropa-Verlag,Königs-
berg/Pr. - Berlin, 1938.
In einem kleinen, mit 24 Abbildungstafeln ge-
schmückten Bändchen gibt der Direktor der Städ-
tischen Kunstsammlungen in Königsberg einen ge-
schlossenen Ueberblick über die Barockmalerci im
Lande Preußen. Ein Jahrhundert Königsberger Male-
rei, von Anton Möller über Daniel Rose, Johann
Krieg, Mathias Czwiezik bis zu Michael Will mann und
I). E. Andreae umschreibt der Verfasser in feinsinniger
Weise sowie das Wesen dieser wenig beachteten Kunst,
wobei auch manchem kaum gekannten Meister ge-
rechte Würdigung zuteil wird.

Gottfried Schadow der Zeichner. Von Fritz Nemitz.
24 Seiten Text mit 10 Abbildungen, 12 Faksimile-
Reproduktionen unter Passepartout. Verlag
Gebrüder Mann, Berlin, 1938 (RM 18.—).
„Am Anfang Schadows steht die Zeichnung, und
sie beschließt auch den langen Weg, nachdem der
Bildhauer zu schaffen aufhört.“ In einer Studie, die
Fritz Nemitz einer vom Verlag Gebrüder Mann heraus-
gegebenen Mappe mit technisch unübertrefflich repro-
duzierten Zeichnungen, mit künstlerisch einzigartigen
Dokumenten beigegeben hat, gewinnt der Zeichner in
Schadow zu Recht einen eigenen Umriß. Denn diese
Blätter, die hier in einer dem Original beinahe voll-
wertigen Frische erstehen, wären kaum als die Zeich-
nungen eines Plastikers zu erkennen. Sie offenbaren
eine Unmittelbarkeit, eine wohltuende Ironie, eine
tiefste Menschlichkeit und genialische Ungebunden-
heit, die nur selten im Werke des Bildhauers so deut-
lich offenbar wird wie in diesen aus dem Besitz der
Nationalgalerie und der Preußischen Akademie der
Künste stammenden köstlich-geistvollen Blättern. Der
Text weiß dem Wege des Künstlers als Zeichner zu
folgen, schirmend die Persönlichkeit zu umschreiben
und liebgewinnen zu lassen.
Wolfgang Schöne, Die großen Meister der niederlän-
dischen Malerei des 15. Jahrhunderts. Hubert van
Eyck bis Quentin Massys. 160 S. mit 128 Abb. Ver-
lagH.Schmidt&C. Günther,Pantheon-
Verlag für Kunstwissenschaft,Leip-
zig , 1938 (Lwd. RM 6.50).
Von einer geplanten Serie „Pantheon-Kunstbücher“,
in der Gesamtanlage den noch in bester Erinnerung
stehenden früher unter diesem Titel erschienenen
Publikationen verwandt, läßt der Verlag eine neue
Kunstserie erscheinen, deren erster Band nunmehr
vorliegt. Was an diesem Bande besonders besticht,
ist bei einem unverhältnismäßig niedrigen Preis die
vornehm-sachliche Ausstattung und der schöne Druck
der Autotypien. Wolfgang Schöne, durch sein grund-
legendes kürzlich erschienenes Werk über Dieric Bouts
besonders geeignet für die treffsichere und konzen-
trierte Auswahl der Abbildungen, hat eine ebenso
gehaltvolle wie literarisch wertvolle Einleitung ge-
schrieben, der die alles Wesentliche aus Literatur
und Forschung verzeichnende Liste der Tafeln folgt.
Werner R. D e u s c h
Hellmuth Mebcs, Handwerkskultur. Alfred Metz-
ner-Verlag, Berlin.
Es ist ein beachtenswertes Zeichen der Wieder-
erstarkung des deutschen Handwerks im neuen Staat,
daß auch das Schrifttum sich in letzter Zeit besonders
zahlreich mit den Kulturwerten des Handwerks be-
schäftigt. In dem neuerschienenen Buch von Hellmuth
Mebes über die Handwerkskultur hat das Schrifttum
eine sehr wertvolle Bereicherung und Ergänzung er-
fahren. Der Verfasser, der an entscheidender Stelle
die Neuordnung des Handwerks überblickt hat und
der selbst in organisatorischer und kultureller Hin-
sicht wichtige Maßnahmen vorbereiten und durch-
führen konnte, gibt in seinem Buch eine erschöpfende
Darstellung vom Wesen und Sinn des Handwerks
innerhalb der deutschen Volkskultur. An praktischen
Beispielen zeigt Mebes, durch welche Maßnahmen das
Handwerk wirtschaftlich gefördert, vergessene Hand-
werkszweige belebt, die Geschmackskultur veredelt
und der Verkitschung und Verflachung Einhalt ge-
boten werden kann. Ein Buch, das für den Fachmann
wie für den Kunstfreund geschrieben wurde, für den
Wirtschaftspolitiker wie für denjenigen, der im guten
Geist des Handwerks die Grundlage jeder Kultur
überhaupt sieht. Dr. B. G r i e b e r t

PREISBERICHTE

Porträts Friedrichs d. Gr.
(Preise über 500.—)

J. A. Stargardt, Berlin, 26. u. 27. Januar 1939.
Autographen, Stiche
8
Bodmer
160.—
211
Kant
1480.—
14a
Chamberlain
250.—
213
Lilienthal
225._
64
Goethe
115.—
218
Nietzsche
115.—
66
..
110.—
235
Bruckner
160.—
71
Zelter
115.—
236
370.—
77
Groth
185.—
264
Reger
135.—
103
Hölty
280.—
282
Wagner
245.—
110
Immer mann
170.—
286
..
195.—
126
Langbehn
360.—
312
Ludw, Richter
270.—
139
Lenz
420.—
449
Gustav Adolf
185.—
148
Moeller van
515
Friedrich d. Gr.
120.—
den Bruck
205 —
567
Seydlitz
140.—
152
Mosen
205.—
578
Yorck
100.—
187
Voltaire
105.—
579
Fleming
900.—

580
600.—
623
860.—
592
730.—
662
480.—
609
760.—
676
1550.—
620
820.—
679
1100.—
621
710.—
696
560.—

HANS BURGHARD
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CHI NA- KUNST
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Eugen
V e r b o e c k h o v e n :
„Im schottischen
Hochland“

Aus dem neuen Katalog
der
Galerie Abels
in Köln,
Wallrafplatz 6
 
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