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DIE WELTKUNST
Jahrg. XIII, Nr. 11 vom 19. März 1939
Ausstellung des Kunstvereins Hannover
Wenn man diese 107. Frühjahrsausstellung
des Hannoverschen Kunstvereins kurz charakte-
risieren wollte, so wäre in erster Linie das
fast ausschließliche Vorherrschen des Land-
Karl Albrecht, J u n gvolk tro m m 1 e
Ausstellung: Kunstverein, Hannove
schaftsbildes hervorzuheben, während Figuren-
bild und Stilleben fast vollständig fehlen. Selbst
das Porträt, daß in früheren Jahren das Bild
unserer Ausstellungen so reizvoll und inter-
essant. machte, ist bis auf ein paar, allerdings
höchst charaktervolle Beispiele verschwunden,
so vor allem Fritz Rheins Bildnisse des Bild-
hauers Klinisch und des verstorbenen General-
Musikdirektors Max von Schillings, ferner das
Porträt Professor v. Windelbands von der
Hand Konrad von Kardorffs, das Bildnis seiner
Mutter von .Willy Jaeckel-Berlin usw. Um so
stärker mußten infolgedessen in dieser Aus-
stellung die großen Original-Entwürfe von
Franz Eichhorst für das Schöneberger Rathaus
wirken, die den dritten Saal aus-
schließlich beherrschen und so
einen prägnanten Eindruck geben,
wie im Dritten Reich die monu-
mentale Wandmalerei neue Auf-
gaben erhält, die wie in diesem
Falle glücklich gelöst werden kön-
nen. Im übrigen hat die Kommis-
sion des Kunstvereins, der die Aus-
wahl der Bilder oblag, vorbildliche
Arbeit geleistet. Von den Berliner
Künstlern wäre in erster Linie
Adolf Schorling zu nennen, d;r
schon in der vorigen Frühjahrs-
ausstellung so stark auffiel, ferner
Franz Lenk, Willy ter Hell, Karl
Rössing, Hasso von Hugo, H. E.
Linde-Walther, Alfred Partikel,
Hans Zimbal u. a. Daß die Beteili-
gung aus Süddeutschland geringer
ist, ist wohl kaum ein Zufall,
immerhin mögen ein paar Beispiele
hervorgehoben sein: Werke von
Franz Doll, Constantin Gerhardin-
ger, Thomas Baumgartner, Her-
mann Fricke usw. Es besagt schon
viel, daß in diesem anspruchsvollen
Kreise sich die hannoverschen
Künstler gut behaupten können, so
von den jüngeren: Wilhelm Horch-
ler, Karl Rüter (s. Abb.), Kurt
Sohns, Ernst Thomas, Paul Tilly
u. a. Aber auch die ältere Gene-
ration darf nicht vergessen wer-
den: Richard Schlösser, R. Seiffert-
Wattenberg, Adolf Wissel u. a.
Wenn auch die Plastik rein zahlen-
mäßig stark zurücktritt, so sind
doch auch hier einige bemerkens-
werte Werke vorhanden; obenan
steht das Modell von August
Waterbeck-Hannovcr für das Pyr-
monter Kriegerdenkmal, dem ein
Zug monumentaler Größe nicht ab-
zusprechen ist, auch der .Jungvolk-
trommler von Karl Albrecht-Han-
nover (s. Abb.) ist von guter Haltung. Von
auswärtigen Bildhauern wäre Georg Kolbe-
Berlin und Ludwig Kasper-Berlin in erster
Linie zu nennen. Dr. Fritz Wedekind
Kunstmarkt in Florenz
In dem größten Kunstzentrum Italiens,
Florenz, wird demnächst ein wöchentlich ein-
malig abgehaltener Kunstmarkt eingerichtet
FRITZ SCHLEIF
Gemälde alter Meister
Plastik
BERLIN W62
Schillsfraße 8
Reif r ockgr up p e von K aen die r. Meissen um 1740
Versteigerung: H. W. Lange, Berlin, 28.—30. März 1939
(Foto Schulz)
werden, der auf der Piazza Santa Croce statt-
findet und den in Florenz so zahlreichen aus-
ländischen Sammlern von Kunstgegenständen
Gelegenheit geben soll, eine überraschende und
billige Wahl für ihre Sammlung zu treffen.
Bisher fehlte in Florenz, das den Anspruch
darauf erhebt, ein Weltzentrum des antiqua-
rischen Handels zu sein, ein derartiger Markt,
wo der Ausländer unter den zahlreichen zum
Verkauf gestellten Kostbarkeiten der Stadt der
Medici eine billige Wahl treffen konnte. Nun-
mehr werden auf dem Kunstmarkt in Florenz
in naher Zukunft Antiquitäten aller Art, Stoffe,
Kunstwerke der Gold-und Silberschmiedekunst,
Teppiche u. a. feilgehalten.
Personalien
Fritz Rojka, der Wiener Maler, starb am 14. März.
Er war 1878 in Wien geboren und an der Akademie
Schüler Franz Rumplers gewesen. Seine Werke, von
denen sein Selbstbildnis von 1925 die Moderne Galerie
(österr. Galerie) in Wien besitzt, zeichnen sich durch
einen geschlossenen farbigen Aufbau aus. K. B.
Dir. Konrad Schießl vom Historischen Stadt-
museum in München feierte seinen 50. Geburtstag.
Das Museum in seiner jetzigen Aufstellung ist sein
Werk, wie er auch für dessen Bereicherung stets und
mit Umsicht besorgt war. Die Weltkunst hat regel-
mäßig über die interessanten Sonderausstellungen
berichtet, die er aus den Beständen des Museums und
der damit verbundenen Maillinger-Sammlung zu-
sammengestellt hat. F.
Handzeiclinungen in München
Münchener Kunstversteigerungshaus
Adolf Weinmüller
9. und 10. März 1939
Diese Auktion hat wiederum bewiesen, daß die
Vorliebe für Handzeichnungen und zwar alter wie
neuerer Meister immer noch in der Zunahme begriffen
ist. Es waren die großen und kleinen Händler und
Sammler, vor allem auch die Vertreter der Museen,
die den Kreis der Interessenten bildeten. Von letzte-
ren ist Hofrat Reichel von der Albertina zu nennen,
der neben alten Meister auch Romantiker (Genelli)
und den schönen Aquarellentwurf M. von Schwinds
zu dem Fresko in der Wiener Hofoper (Nr. 884) erwarb.
Für die Nationalgalerie in Berlin war Dr. Rave an-
wesend, ferner die Vertreter des Städel, der Museen
Heidelberg, Görlitz, Königsberg, Lübeck, des German.
Nat.-Museums, der Kunsthalle Bremen, der Staatl.
Graph. Sammlung München und des Historischen
Stadtmuseums München. Manche Blätter brachten
ein Mehrfaches des Aufrufes, z. B. der Entwurf von
P. v. Cornelius (Nr. 525), der von 80 auf 380 RM st:eg,
sowie einige Blätter von Dreber wie die Nummern
548, 550, 553: von 25 auf 90, von 25 auf 130 und von
50 auf 420 RM. Die deutschen Stammbuchblätter um
1600 wurden fast alle zu den Schätzungspreisen ab-
gesetzt.
Nr.
RM
Nr.
RM
Nr.
RM
91
HO-
348
370—
726
150—
102
HO—
374
140—
766
170—
114
120—
377
HO—
771
220—
131
370—
381
160—
820
270—
200
240.—
382
340—
826
140—
211
100—
406
300—
836
300—
212
230.—
451
160—
841
190—
244
200 —
461
130—
877
1000—
248
180—
466
300—
878
1000—
256
180—
490
300—
879
1000—
264
100—
525
380—
881
200—
271
HO-
550
130—
882
290—
272
HO—
551
190—
884
1200—
287
500—
553
420.—
886
400—
288
130—
582
220—
888
280—
289
180—
583
400—
889
180—
300
140—
597
340—
892
400—
301
220—
599
400—
911
220—
327
140—
602
700—
915
220.—
334
170—
670
160—
925
240—
338
170—
676
280—
948
190—
344
190—
724
180.—
987
200—
389
370.—
MARIA ALMAS
München • Ottostrasse 1b
Gemälde erster Meister des 15. bis einschließlich 19. Jahrhunderts
Antiquitäten • Einrichtungen des 1 8. J a h r h u n d e r t s
ANGEBOTE ERBETEN
DIE WELTKUNST
Jahrg. XIII, Nr. 11 vom 19. März 1939
Ausstellung des Kunstvereins Hannover
Wenn man diese 107. Frühjahrsausstellung
des Hannoverschen Kunstvereins kurz charakte-
risieren wollte, so wäre in erster Linie das
fast ausschließliche Vorherrschen des Land-
Karl Albrecht, J u n gvolk tro m m 1 e
Ausstellung: Kunstverein, Hannove
schaftsbildes hervorzuheben, während Figuren-
bild und Stilleben fast vollständig fehlen. Selbst
das Porträt, daß in früheren Jahren das Bild
unserer Ausstellungen so reizvoll und inter-
essant. machte, ist bis auf ein paar, allerdings
höchst charaktervolle Beispiele verschwunden,
so vor allem Fritz Rheins Bildnisse des Bild-
hauers Klinisch und des verstorbenen General-
Musikdirektors Max von Schillings, ferner das
Porträt Professor v. Windelbands von der
Hand Konrad von Kardorffs, das Bildnis seiner
Mutter von .Willy Jaeckel-Berlin usw. Um so
stärker mußten infolgedessen in dieser Aus-
stellung die großen Original-Entwürfe von
Franz Eichhorst für das Schöneberger Rathaus
wirken, die den dritten Saal aus-
schließlich beherrschen und so
einen prägnanten Eindruck geben,
wie im Dritten Reich die monu-
mentale Wandmalerei neue Auf-
gaben erhält, die wie in diesem
Falle glücklich gelöst werden kön-
nen. Im übrigen hat die Kommis-
sion des Kunstvereins, der die Aus-
wahl der Bilder oblag, vorbildliche
Arbeit geleistet. Von den Berliner
Künstlern wäre in erster Linie
Adolf Schorling zu nennen, d;r
schon in der vorigen Frühjahrs-
ausstellung so stark auffiel, ferner
Franz Lenk, Willy ter Hell, Karl
Rössing, Hasso von Hugo, H. E.
Linde-Walther, Alfred Partikel,
Hans Zimbal u. a. Daß die Beteili-
gung aus Süddeutschland geringer
ist, ist wohl kaum ein Zufall,
immerhin mögen ein paar Beispiele
hervorgehoben sein: Werke von
Franz Doll, Constantin Gerhardin-
ger, Thomas Baumgartner, Her-
mann Fricke usw. Es besagt schon
viel, daß in diesem anspruchsvollen
Kreise sich die hannoverschen
Künstler gut behaupten können, so
von den jüngeren: Wilhelm Horch-
ler, Karl Rüter (s. Abb.), Kurt
Sohns, Ernst Thomas, Paul Tilly
u. a. Aber auch die ältere Gene-
ration darf nicht vergessen wer-
den: Richard Schlösser, R. Seiffert-
Wattenberg, Adolf Wissel u. a.
Wenn auch die Plastik rein zahlen-
mäßig stark zurücktritt, so sind
doch auch hier einige bemerkens-
werte Werke vorhanden; obenan
steht das Modell von August
Waterbeck-Hannovcr für das Pyr-
monter Kriegerdenkmal, dem ein
Zug monumentaler Größe nicht ab-
zusprechen ist, auch der .Jungvolk-
trommler von Karl Albrecht-Han-
nover (s. Abb.) ist von guter Haltung. Von
auswärtigen Bildhauern wäre Georg Kolbe-
Berlin und Ludwig Kasper-Berlin in erster
Linie zu nennen. Dr. Fritz Wedekind
Kunstmarkt in Florenz
In dem größten Kunstzentrum Italiens,
Florenz, wird demnächst ein wöchentlich ein-
malig abgehaltener Kunstmarkt eingerichtet
FRITZ SCHLEIF
Gemälde alter Meister
Plastik
BERLIN W62
Schillsfraße 8
Reif r ockgr up p e von K aen die r. Meissen um 1740
Versteigerung: H. W. Lange, Berlin, 28.—30. März 1939
(Foto Schulz)
werden, der auf der Piazza Santa Croce statt-
findet und den in Florenz so zahlreichen aus-
ländischen Sammlern von Kunstgegenständen
Gelegenheit geben soll, eine überraschende und
billige Wahl für ihre Sammlung zu treffen.
Bisher fehlte in Florenz, das den Anspruch
darauf erhebt, ein Weltzentrum des antiqua-
rischen Handels zu sein, ein derartiger Markt,
wo der Ausländer unter den zahlreichen zum
Verkauf gestellten Kostbarkeiten der Stadt der
Medici eine billige Wahl treffen konnte. Nun-
mehr werden auf dem Kunstmarkt in Florenz
in naher Zukunft Antiquitäten aller Art, Stoffe,
Kunstwerke der Gold-und Silberschmiedekunst,
Teppiche u. a. feilgehalten.
Personalien
Fritz Rojka, der Wiener Maler, starb am 14. März.
Er war 1878 in Wien geboren und an der Akademie
Schüler Franz Rumplers gewesen. Seine Werke, von
denen sein Selbstbildnis von 1925 die Moderne Galerie
(österr. Galerie) in Wien besitzt, zeichnen sich durch
einen geschlossenen farbigen Aufbau aus. K. B.
Dir. Konrad Schießl vom Historischen Stadt-
museum in München feierte seinen 50. Geburtstag.
Das Museum in seiner jetzigen Aufstellung ist sein
Werk, wie er auch für dessen Bereicherung stets und
mit Umsicht besorgt war. Die Weltkunst hat regel-
mäßig über die interessanten Sonderausstellungen
berichtet, die er aus den Beständen des Museums und
der damit verbundenen Maillinger-Sammlung zu-
sammengestellt hat. F.
Handzeiclinungen in München
Münchener Kunstversteigerungshaus
Adolf Weinmüller
9. und 10. März 1939
Diese Auktion hat wiederum bewiesen, daß die
Vorliebe für Handzeichnungen und zwar alter wie
neuerer Meister immer noch in der Zunahme begriffen
ist. Es waren die großen und kleinen Händler und
Sammler, vor allem auch die Vertreter der Museen,
die den Kreis der Interessenten bildeten. Von letzte-
ren ist Hofrat Reichel von der Albertina zu nennen,
der neben alten Meister auch Romantiker (Genelli)
und den schönen Aquarellentwurf M. von Schwinds
zu dem Fresko in der Wiener Hofoper (Nr. 884) erwarb.
Für die Nationalgalerie in Berlin war Dr. Rave an-
wesend, ferner die Vertreter des Städel, der Museen
Heidelberg, Görlitz, Königsberg, Lübeck, des German.
Nat.-Museums, der Kunsthalle Bremen, der Staatl.
Graph. Sammlung München und des Historischen
Stadtmuseums München. Manche Blätter brachten
ein Mehrfaches des Aufrufes, z. B. der Entwurf von
P. v. Cornelius (Nr. 525), der von 80 auf 380 RM st:eg,
sowie einige Blätter von Dreber wie die Nummern
548, 550, 553: von 25 auf 90, von 25 auf 130 und von
50 auf 420 RM. Die deutschen Stammbuchblätter um
1600 wurden fast alle zu den Schätzungspreisen ab-
gesetzt.
Nr.
RM
Nr.
RM
Nr.
RM
91
HO-
348
370—
726
150—
102
HO—
374
140—
766
170—
114
120—
377
HO—
771
220—
131
370—
381
160—
820
270—
200
240.—
382
340—
826
140—
211
100—
406
300—
836
300—
212
230.—
451
160—
841
190—
244
200 —
461
130—
877
1000—
248
180—
466
300—
878
1000—
256
180—
490
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380—
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200—
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HO-
550
130—
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HO—
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180—
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140—
597
340—
892
400—
301
220—
599
400—
911
220—
327
140—
602
700—
915
220.—
334
170—
670
160—
925
240—
338
170—
676
280—
948
190—
344
190—
724
180.—
987
200—
389
370.—
MARIA ALMAS
München • Ottostrasse 1b
Gemälde erster Meister des 15. bis einschließlich 19. Jahrhunderts
Antiquitäten • Einrichtungen des 1 8. J a h r h u n d e r t s
ANGEBOTE ERBETEN