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DIE WELTKUNST

Jahrg. XIII, Nr. 18 vom 7. Mai 1939

von deren Prachthandschriften (s. Abb. S. 1)
sechs in der Ausstellung zu sehen sind; trotz ihres
höfischen Charakters wird in diesen Arbeiten
ein starker volkstümlicher Zug sichtbar. Über-
aus vielfältig stellt sich das 15. Jahrhundert als
Gesamterscheinung dar, ein Zeitabschnitt, in
dem das Verhältnis der Buchmalerei zur gleich-
zeitigen Tafelmalerei und zur beginnenden
Graphik unser Interesse ebensosehr beansprucht

wie ihre Eigenentwicklung. Aus der Mitte des
15. Jahrhunderts sei auf die von Meister Martin
illuminierte Handschrift mit der deutschen Er-
zählung des Trojanischen Krieges (s. Abb. S. 1)
besonders hingewiesen. — Ilie interessante
Schau darf als verheißungsvoller Auftakt zur
kommenden Ausstellung gotischer Kunst des
Donaulandes angesehen werden.
K. B 1 a u e n s t e i n e r

Rätse 1hafte Ge mälde

Rätselhafte Gemälde — welcher Sammler
kennt sie nicht? Sei es, daß ihre Darstellung zu
allerlei Mutmaßungen und Deutungen Anlaß gibt
wie z. B. die sogenannte Allegorie auf Netscher
von der Hand Terborchs in der Sammlung
Lützschena, sei es, was noch viel häufiger ist,
daß der Name des Malers unbekannt blieb.
Dabei handelt es sich oft keineswegs um
Dutzendware oder auch um. mittelmäßige Lei-
stungen, sondern nicht selten um recht erlesene
Stücke, und handelt es sich nicht um Werke aus
den ersten Jahrzehnten der Malerei, als der
Meister und Meistername ganz hinter seiner
Leistung verschwand, sondern um vortreffliche
Werke, die auch großen Namen zur Zierde
gereichen würden. Man denke etwa an das
imponierende Bildnis des Feldhauptmanns
Alessandro del Borro in Berlin, das nach vielen
anderen Zuschreibungen jetzt auf Andrea
Sacchi notgetauft wurde, oder an die wunder-
volle „Lautenspielerin“ der Liechtensteingalerie
in Wien, die ursprünglich dem Parmiggianino
zugeschrieben worden war, dann durch Jahr-
zehnte als Caravaggio galt, und nun als Werk
Orazio Gentileschis geführt wird.
Solcher rätselhafter, trotz mancher Mühe
noch unbekannter Werke gibt es in Privat-
sammlungen noch weit mehr als in öffentlichen,
und englische Kunstzeitschriften bilden oft
solche mit dem Ersuchen des Besitzers ab, ihm
auf die richtige Spur zu helfen. Aus einigen
holländischen Sammlungen geben wir heute eine
Anzahl solcher, den Scharfsinn des Liebhabers
und Kenners herausfordernder Werke wieder.
Zunächst ein imposantes Männerporträt, von
dem die meisten Kenner der Ansicht sind, daß
es der Haarlemer Schule zuzuzählen ist. Der
Name Verspronck wurde, aber wohl unzu-
treffend, davor genannt. Für diesen in seiner
Schärfe besonders naturwahren Meister, ist es
aber zu flockig und weich, wenn auch mit gro-
ßer Meisterschaft gemalt. Der Typus des Dar-

gestellten weist, merkwürdig genug, kaum auf
einen Holländer hin (s. Abb.).
Stark unter dem Einfluß Eisheimers, des


Vermutlich Haarlemer Meer, Bildnis
eines 59jähr. Mannes, Leinwand, 92X7P/2 cra
Sammlung A. C. J. A. St., Amsterdam.
(Foto Frequin)
römischen Malers deutscher Nation, hat der
Künstler gearbeitet, der die fantastische Fels-
und Wasserlandschaft mit der Darstellung
Coriolanus’ als Staffage schuf. Früher ging das
einmal der Sammlung Ward angehörige Bild
als Rombouts van Troyen; andere Namen
wurden in Vorschlag ge-
bracht, aber keiner wollte
so recht passen. Bemer-
kenswert u. a. der sonst
■'n kaum einem holländi-
schen Gemälde jener Zeit
angetroffene blauviolette
Himmel dieses Bildes
(s. Abb.).
Der gleichen Samm-
lung gehört eine Archi-
tekturlandschaft (Ruinen)
an, die — so gut wie
sicher zu Unrecht — dem
Paulus Brill zugeschrie-
ben wurde. Auch an
einen Meister des Donau-
stiles glaubte man — ge-
wiß ebenfalls zu Unrecht
— denken zu dürfen. Auf
die richtige Spur dürfte
die 1538 datierte Zeich-
nung aus der Sammlung
Campbell Dodgson, Lon-
don, führen, die in der


Meister der südlichen Niederlande (Brueghel-Kreis?) Meeres-
küste mit Leuchtturm. Holz 27X37,7 cm. S a m m 1 u n g H. Sch., Amsterdam
(Foto Biglj

Frühe Architekturlandscliai’t (Italienische Ruinen?) Holz
43X59 cm. Sammlung Ohr. S. W., Amsterdam.
(Foto Bigl)


kunsthistorischen Litera-
tur mehrfach abgebildet,
ein Werk des Maerten
van Heemskcrck ist (s-
Abb.).
Als Paul Brill galt eine
Zeitlang die Meeresküste
mit dem Leuchtturm, die
sich, fast zweifellos als
Werk eines südnieder-
ländischen Meisters dar-
stellt, und bei der gewisse
Anklänge an frühe Werke
des Alten Brueghel das
Rätselhafte des Falles
noch erhöhen. Als ob es
mit der Eigenartigkeit
der Leistung nicht genug
wäre, ist dieses Bild auf
weichem, wohl Tannen-
holz, gemalt, und weist
darum vielleicht auf einen
Aufenthalt des Meisters
in südlicheren Himmels-
strichen. Bis jetzt hat
noch keiner der zahl-
reichen Kunsthistoriker, der das Bild sah, mit
irgendwelcher Bestimmtheit oder auch nur
großen Wahrscheinlichkeit einen Meister nennen
können, und doch hat man das Gefühl, daß es
in das Schaffen eines bekannteren Meisters
hineinpassen muß (s. Abb.).
Der Besitz von Werken unbekannter Meister-
hand ist nicht die am wenigsten anziehende
Seite der Sammlertätigkeit; und eine ihrer

größten Freuden, die sie dem Besitzer ver-
schaffen kann, ist die schließliche Entdeckung
des Meisternamens. Es braucht keiner von den
Allergrößten zu sein — es geht ums Spiel, nicht
um die Murmeln.
Anregungen aus den Kreisen unserer Leser,
die zur Meisterbestimmung der vorliegenden
Bilder dienen können, nimmt die Schriftleitung
gerne entgegen.

Münchener Kunstausstellung 1939


Am 30. April wurde die diesjährige Münche-
ner Kunstausstellung im Maximilianeum, die
erste seit dem Zusammenschluß der bildenden
Künstler in der Kameradschaft, feierlich eröff-
net. Mehr als 500 Werke der Malerei, der

Graphik und der Plastik
gelangt, wobei die Land-
schaftsmalerei am stärk-
sten, Porträt, Figurenbild
und farbige Graphik hin-
gegen mit nur verhältnis-
mäßig wenigen Arbeiten
zur Geltung kommen.
Unter den Bildnis-
malern stechen Heinrich
Brüne, Hedwig Pilartz-
Emmel, Leo von Weiden,
Rudolf Groeschel, Erwin
Henning und Paul Padua
hervor, auf dem Gebiete
des Figurenbildes Hans
Reinhold Lichtenberger,
W. P. Schmidt, Fritz
Hülsmann, Elk Eber und
Karl Schuster-Winkelhof.
Besonders reizvolle Land-

sind zur Ausstellung

Anton Müller-Wischin, Ludwig Bock, Werner
Paul Schmidt und Elk Eber, während das
Genrebild am stärksten durch Franz Hienl-
Merres „Nachtcafe“ vertreten ist.
Unter den Aquarellisten fallen Karl Nerud
und Dora Brandenburg-Polster auf. Eugen

schaftsbilder zeigen C. O.
Müller, Anton Lamprecht.
Otto Geigenberger, Erich

Meister un 11-, r d e m E i 11 F1 uli A d am E 1 s h e i m e r s. Fantastische
.Felslandschaft Holz 23x38 em. Sammlung Ohr. S. W., Amsterdam1
(Foto Bigl

Glette, Anton Leidl, Franz Naager, Richard
Pietzsch, Theodor von Hötzendorff, Walter
Geißler, Josef Nicki, Florian Bosch und Willi
Schmid. Bei diesen Künstlern erweist sich die
Naturgestaltung als von der Malerei her auf-
gefaßt und neu geschöpft. Mit die stärksten
Bilder sind der „Simssee“ von Hötzendorff, der
„Schneesturm“von C. O. Müller, „Maria della
Salute in Venedig“ Von Lamprecht und die
„Landschaft auf Madeira“ von Erich Glette.
Schöne Stilleben und Blumenstücke zeigen

Croissant, Wolf Panizza und E. W. Wiedemann
sind leider nicht vertreten. In der Schwarz-
Weiß-Graphik tun sich als Landschaftszeichner
Hülsmann, Hötzendorff, der auch gute figür-
liche Szenen bringt, Adolf Jutz und Max Mayrs-
hofer hervor, während die figürliche und die
Bildnis-Zeichnung durch Prof. Paul Rosner,
Willibald Besta, Alfons Epple, Leo Samberger
und Josef Oberberger mit einigen guten Arbeiten
belegt wird. Stärker noch wirkt Rosner durch
seine Federzeichnungen von einem Hahn, und

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