Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2

DIE WELTKUNST

Jahrg. XIII, Nr. 19 vom 14. Mai 1939

sönlichkeiten wie der Feldmarschall Schwerin,
Nettelbeck, Arndt, F. Gilly, Friedrich, Runge,
Kugler, Roon, Stephan, Lilienthal, Virchow und
Schleich in Bildnissen und Zeugnissen ihres
Schaffens vertreten sind, bietet auch kunst-
geschichtlich manches Interessante: Gemälde
von Pesne, Ziesenis (s. Abb.), A. D. Therbusch,
Graff und Lenbach, das Stettiner Selbstbildnis
Philipp Otto Runges, sowie Bildwerke von
Schadow und Hildebrand. Erhöhte Bedeutung
erhält die Ausstellung dadurch, daß auf ihr erst-
malig zwei von der Provinzialverwaltung bzw.
dem Pommerschen Landesmuseum in Stettin
erworbene, bisher unbekannte Arbeiten von
Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge
gezeigt werden. Bei der Friedrich-Erwerbung
handelt es sich um eine 1804 datierte, aquarel-
lierte Federzeichnung (28,4X40,9 cm, Abb. S. IL
Nach der Beschriftung auf dem unteren Rande,
die. nicht von Friedrich selbst, aber von einem

gehöhter Kohlezeichnung auf gelblichem Papier
(53,5X42 cm, Abb. S. 1). Wahrscheinlich stellt
dieses Runges Lieblingsschwester Maria dar,
die nachweislich 1808 von ihm porträtiert
wurde. In der Kühnheit der Komposition, der
Beseeltheit des Ausdrucks und der malerischen
Behandlung von Haaren, Bändern und Spitzen
gehört dieser echt deutsche Frauenkopf zu den
schönsten Bildnissen, die uns Runge hinter-
lassen hat. Stilistisch steht das Porträt auf
einer Stufe mit dem 1808 entstandenen Ölbildnis
von Runges bestem Freund, dem Maler F. A.
von Klinkowström (Wien, Galerie des 19. Jahr-
hunderts). Hellmuth Bethe
/Johannes Boehland -
Willielin Wieger
Am Qroßadmiral-von-Koester-Ufer in der

zeigte Johannes

Zeitgenossen stammt, ist der allen Rügenfahrern

Galerie v. d. Heyde


Franz Krüger, Frau Lüderitz auf dem Totenbett. Versteigerung:
Dr. E. Hauswedell & Co., Hamburg, 19. Mai 1939 (Kl. Christiansebruc.k)

vertraute Blick vom Nord-Perd längs der Küste

sehen Lösungen auch

in

Boehland, der
seit einigen Jahren
die Meisterklasse
der Reichshaupt-
stadt für Graphik
und Buchgewerbe
betreut und vor
längeren Monaten
schriftkünstlerische
Arbeiten im Schrift-
museum Rudolf
Blanckertz aus-
stellte, Zeichnungen
in vielfältigen Tech-
niken von deut-
schen und fremden
Städten und Land-
schaften. Boehlands
künstlerischer Aus-
gangspunkt war die
Schrift. Er hat aber
immer auch die
Nähe der Natur ge-
sucht, die ihn auf
vielen Reisen zu
Darstellungen an-
regte. Und man
fand die knappe
und eindrucksvolle
Art seiner graphi-
diesen ungemein

von Mönchgut wiedergegeben, den Friedrich
dann in Kupfer geätzt haben soll. Da eine solche
Ätzung unter den wenigen bekannten Radie-
rungen Friedrichs (1799—1803) fehlt und aqua-
rellierte Federzeichnungen als Vorlagen für
Friedrich’sche Ätzungen nicht überliefert sind,
ist der Wert der zartfarbigen, stimmungsvollen
Landschaft besonders groß. Vielleicht hilft diese
erstmalige Veröffentlichung die verschollene
Radierung aufzufinden. — Von Runge ist auf

zart ausgeführten und empfindungsvollen Blät-
tern. Mit einfachen Umrissen, deren Wirkung
manchmal noch durch leichte Farbentönungen
erhöht werden, wird ein starker Ausdruck er-
zielt. Das Gefühl für den harmonischen Ein-
klang der Dinge dieser Welt gibt sich immer
maßvoll und zurückhaltend, aber nicht spröde.
Dabei dringt das Klare, Anmutige und Saubere
der sparsamen Strichführungen auch in die
Stimmung der behandelten Motive ein. Fas-

der Ausstellung ein bisher im Besitz eines
Nachkommen verborgenes reifes Spätwerk zu

saden von Kirchen und Häusern, winklige alte
Straßenzüge, Ausblicke auf Häfen und Städte

sehen: ein lebensgroßes Frauenbildnis in weiß-

und nicht zuletzt eine Reihe subtil durch-

CHINA-BOHLKEN


BERLIN W 8
LEIPZIGER STRASSE 39
FERNSPRECHER 16 81 82



G. Ziesenis, Graf Schimmelmann. Um 1775. Ahrensburg, Schloß und
Heimatmuseum. Ausstellung „Geistiger Pommern“ in Stettin.
(Foto Grüneberg)

gebildeter Studien nach
Schiffen, Pflanzen und
Kindern sind Wieder-
klänge eines ganz per-
sönlichen Sehens.
Die Atmosphäre der
herben Nordseelandschaft
wird bei Wilhelm
W i e g e r lebendig. Däm-
merungen in der Marsch,
an deutschen Deichen
und Brandungen an der
norwegischen Küste ha-
ben mit diesem für die
Stille und die Bewegt-
heit der meeresnahen
Natur aufgeschlossenen
Maler einen überzeugen-
den Darsteller gefunden.
Wiegert ist auch als Por-
trätist und Stillebenmaler
tätig. Aber vor allem
bleibt es doch immer die
Welt der Schiffer und
Fischer, die ihn lockt, die
er mit dankbaren Augen
aufgenommen und in far-
big klangvoll abgestimm-
ten Ölbildern wieder-
gegeben hat.
W. R. D e u s c h
Vom
deutschen
Kunstmarkt
Berlin, 23. Mai
Bei J. A. Stargardt
kommen am 23. Mai alte
Drucke und Handschrif-
ten, u. a. der Boccaccio
von 1539 des Bremer
Druckers Apiarius mit Holzschnitten, „Sermon
von dem Wucher“ Martin Luthers, mit eigen-
händiger Widmung Luthers an den Humanisten
Bernhard Adelmann von Adelmannsfelden aus
dem Jahre 1519, ferner Erstausgaben der
deutschen Literatur, naturwissenschaftliche und
Reise-Werke, bibliographische und Kunst-Hand-
bücher, zum großen Teil in prachtvollen Ein-
bänden, zur Versteigerung.
Hamburg, 19—20. Mai
Die nächste Versteigerung bei Dr. E. Haus-
wedell & Co. bringt neben zwei Büchersamm-
lungen mit Ausgaben des 17.—20. Jahrhunderts
einen schönen Besitz an Graphik, Handzeich-
nungen und Aquarellen zum Ausgebot. Hervor-
zuheben sind Blätter von Fr. Olivier, W. v.
Kügelgen, Schwind, Rielke, Schnorr von Carols-
feld, Krüger (s. Abb.), K. W. Hübner, Daumier,
Gavarni, Klinger, Corinth, Slevogt u. a.
Köln, 19.—22. Mai
Math. Lempertz versteigert Bestände, die
aus einer Reihe von Einzelsammlungen und
Einzelbesitz zusammengeflossen sind. An erster
Stelle finden wir Gemälde des 19. und 20. Jahr-
hunderts wie: Thoma, Sperl, Uhde, Menzel,
Trübner, Kröner, Voltz, Achenbach, Pettenkofen,
Spitzweg, Dahl u. v. a. Ferner enthält der
Katalog antike Möbel, insbesondere schöne
Rokoko-Sitzmöbel, japanisches und chinesisches
Porzellan, Ostasiatica, deutsche und hollän-
dische Fayencen, schließlich eine Reihe schöner
Orientteppiche.

PREISBERICHTE
Hans W
Lange, Berlin
28.—30. März
1939: Sammlung List
(Fortsetzung und Schluß aus Nr. 17)
1050
260.—
1063
150.—
1076
360.—
1051
190.—
1064
3200.—
1077
1250.—
1052
820.—
1065
310.—
1078
780.—
1053
300.—
1066
100.—
1079
4600.—
1054
100.—
1067
220.—
1080
300.—
1055
50.—
1068
3000.—
1081
840.—
1056
130.—
1069
500.—
1082
280.—
1057
480.—
1070
400.—
1083
340.—
1058
180.—
1071
100.—
1084
480.—
1059
270.—
1072
220.—
1085
740.—
1060
310.—
1073
260.—
1086
100.—
1061
900.—
1074
170.—
1087
720.—
1062
200.—
1075
90.—
1088
1200.—


Johannes Boehland, Schloß Dornburg

A u s s
t e 11 u n g
Galerie von der Heyde, Berlin
(Kl. Elsner)
1099
220.—
1115
125.—
1136
580.—
1100
380.—
1116
130.—
1137
1500.—
1101
700.—
1117
200.—
1138
2400.—
1101a
960.— 1
1118
180.—
1139
1250.—
1102
300.—
1119
250.—
1140
560.—
1103
360.—
1120
950.—
1141
400.—
1104
110.—
1121
520.—
1141a
180.—
1105
600.—
1122
6600.—


MARIA ALMAS

München • Ottostrasse 1b

Gemälde erster Meister des 15. bis einschließlich 19. Jahrhunderts
Antiquitäten • Einrichtungen des 1 8. J a h r h u n d e r t s
ANGEBOTE ERBETEN
 
Annotationen