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DIE WELTKUNST

Jahrg. XIII, Nr. 24/25 vom 25. Juni 1939

Nachrichten von Überall

Neuerwerbungen
der Prager Galerie
In der Staatlichen Sammlung alter Kunst ist
soeben die Ausstellung der Neuerwerbungen
der letzten Zeit eröffnet worden. Mit Recht hat
sich die Leitung darauf beschränkt, die Samm-
lung nach den Richtungen hin zu ergänzen, in
denen die Stärke des Museums und damit die
Möglichkeit einer gewissen geschlossenen und
vollzähligen Veranschaulichung liegt: Malerei
und Plastik der Spätgotik im böhmisch-mähri-
schen Raum und Kunst des 18. Jahrhunderts.
So sieht man hier nun als Leihgabe die dreizehn
Temperaköpfe des Kapuzinerzyklus um 1410,
ferner als Erwerbung zwei weitere Tafeln eines
mährischen, dem Meister von Raigern nahe-
stehenden Künstlers um 1430, eine der wunder-
baren, seltenen Sitzmadonnen um 1300, eine
mährische stehende Muttergottes um 1330 und
eine besonders großartige und eindrucksvolle
Stehmadonna um 1470. Unter den Barock-
werken fallen insbesondere auf ein neuent-
decktes Schlachtenbild von Wenzel Lorenz
Reiner und der Judas Taddäus des Mathias
Braun aus dem erzbischöflichen Seminar, ferner
ein Bildnis des großen deutschen Malers des
böhmischen Barock, Peter Brandl. Dazu kom-
men dann noch einige niederländische Maler
wie Jan van Qoyen, Ostade, Nikolas Maes,
D. Seghers, Bloemaert, Ruysch, Jan Brueghel
u. a.
Vorboten des Olympischen
Kunstwettbewerbs
Im Cercle Artistique in Brüssel findet gegen-
wärtig die nationale Kunstschau von Werken
der Malerei, Plastik und Architektur statt, aus
der die endgültige Auswahl der Werke zu tref-
fen sein wird, die am Kunstwettbewerb der
Olympiade in Helsinki 1940 teilnehmen werden.
Ein Robbia für Toledo
Nach der kürzlichen Erwerbung des Cecilien-
Reliefs von Desiderio da Settignano konnte das
Museum in Toledo (USA.) bereits ein zweites
Hauptwerk der italienischen Frührenaissance
erwerben: das glasierte Terracotta-Relief der
sog. San Donato-Madonna von Luca della
Robbia.
Funde und Entdeckungen
in Kürze
Hinter einer Holzwand am Brückenturm in
Prag wurde ein Relief entdeckt, das König
Ottokar II. darstellt und als ein beachtliches
Denkmal böhmischer Gotik bezeichnet wird.
In der Ordenskirche in Germau in Ost-
preußen wurden bei Erneuerungsarbeiten be-

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achtliche Wandgemälde des 14. Jahrhunderts
entdeckt, die jetzt wiederhergestellt wurden.
Dargestellt sind Apostel in Blau, Rotbraun und
Grün.
Bei der Renovierung des Radolfzeller Mün-
sters wurde das Wandgemälde eines kreuz-
tragenden Christus freigelegt, das von Landes-
konservator Prof. Dr. J. Sauer in die zweite
Hälfte des 15. Jahrhunderts gesetzt wird.

Jahres getätigt werden konnten, zur Ausstel-
lung gelangt. In der Skulpturenabteilung ragen
unter diesen besonders hervor eine Tonmadonna
aus dem Ende des 16. Jahrhunderts aus der
Gegend von Mans, die allegorische Gestalt
eines Flusses von Robert Le Lorrain (1737),
Geschenk von M. Morhange, eine Bronzegruppe
„Satyr und Nymphe“ von Gericault und eine
aus einem Kloster in Granada stammende


Majolika-Henkelkrug. Florenz, Anfang 15. Jahrhundert.
bei Sotheby & Co., London, am 7. und 8. Juni

Erzielte auf der Versteigerung
1939: £370
(Foto Sotheby)

In Castel Stari bei Spalato will ein Journa-
list auf einem Gut drei Gemälde von Tizian
entdeckt haben, die daraufhin bereits von
einigen Sachverständigen begutachtet und für
echt befunden sein sollen. Man wird darüber
sichere Nachrichten abwarten müssen.
Neuerwerbungen des Louvre
Im Rahmen der fortschreitenden Neuauf-
stellungen im Louvre sind auch eine ganze Reihe
Neuerwerbungen, die im Laufe des letzten

Christusfigur aus der Werkstatt des Alonso
Cano. Die Gemäldegalerie wurde vor allem um
Werke französischer Künstler bereichert: um
eine „Sibylle von Tibur“ von Antoine Caron,
der bisher nicht in der Galerie vertreten war.
ferner um interessante Arbeiten von Künstlern
des 17. Jahrhunderts wie Le Sueur, Robert
Tournier de Toulouse und Claude Vignon. Da-
zu kommen noch eine Landschaft von Magnasco
und zwei Bilder von Tiepolo, „Der Scharlatan“
und „Karnevalszene“, beide aus der Sammlung
Prinzessin Mathilde.

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Amtliche Bekanntmachung
Einladung an die Mitglieder zur Teilnahme an der
4. Jahrestagung der Reichskammer der bildenden
Künste anläßlich der Eröffnung der Großen Deutschen
Kunstausstellung 1939 im Haus der Deutschen Kunst
zu München
Die jährliche Wiederkehr des Tages der Deutschen
Kunst ist im Deutschen Reich nach dem Willen des
Führers zu einer ständigen Einrichtung geworden.
In diese Zeit fällt auch diesmal wieder die Eröffnung
der Großen Deutschen Kunstausstellung 1939 im Haus
der Deutschen Kunst in München, die durch die An-
wesenheit des Führers festlich begangen werden wird.
Ich habe angeordnet, daß die 4. Jahrestagung der
Reichskammer der bildenden Künste im Rahmen dieser
für die deutschen Künstler so wichtigen Ereignisse
abgehalten wird.
Ich lade Mitglieder aller Fachgruppen meiner
Kammer aus dem gesamten Großdeutschen Reich hier-
mit zur Teilnahme am Tag der Deutschen Kunst und
zur 4. Jahrestagung meiner Kammer nach München
ein. Die Reichskammer und die Hauptstadt der Be-
wegung hoffen, die bildenden Künstler des Groß-
deutschen Reiches zu diesem Fest des deutschen
Volkes in großer Anzahl begrüßen zu können. Die
Hauptstadt der Bewegung wird die Tage vom 14. bis
17. Juli 1939 durch ein reiches Programm festlich
begehen. Vergünstigungen für die Reise und für den'
Aufenthalt der Mitglieder und ihrer Angehörigen
werden die Teilnahme an der Jahrestagung und am
Tag der Deutschen Kunst erleichtern.
Ich erwarte, daß auch diesmal wieder die Künstler-
schaft zahlreich in München anwesend sein wird. Es
ist ein kleiner Teil des Dankes, den wir auf solche
Weise dem Führer und großen Förderer der deutschen
Künstler abstatten.
Heil Hitler!
Der Präsident der Reichskammer der bildenden Künste
Adolf Ziegler

Personalien
Heinrich Wölfflin. der Altmeister der deutschen
Kunstgeschichtsforschung, beging am 21. Juni seinen
75. Geburtstag.
Herbert Winlock, der bekannte Ägyptologe und
erste Direktor des Metropolitan Museum in New York
(seit 1932), hat aus Gesundheitsrücksichten seinen
Rücktritt angekündigt.
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(außer Verantwortung der Schriftleitung)
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Hauptschriftleiter: Dr. Werner Richard Deusch, Berlin-Charlottenburg; Stellvertreter: C. A. Breuer. Berlin-Wannsee. — Vertretungen im Inland: Düsseldorf: Dr. M. A. Stommel,
Wilhelm-Klein-Straße 6. München: Ludwig F, Fuchs, Kaulbachstraße 92, Tel.: 35 674. Wien: Dr. Kurt Blauensteiner, VII, Schottenfeldgasse 82, Tel.: B 39—1—61 Z. Vertretungen im Ausland:
Amsterdam, Budapest, Krakau, London, Neapel, Paris (Pariser Büro: Directeur Dr. J. I. de Saxe, 13, rue Gudin, Paris 16 e; Tel.: Jasmin 18-90). — Erscheint im Weltkunst-Verlag, Berlin W 62.
D.-A. IV. I. 39: 2041. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Z. Zt. Preisliste Nr. 4 gültig.
Verantwortlich für den Anzeigenteil: Rudolf Lack, Berlin NW 87. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt
eiEgesaiidte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines
Manuskriptes alle Verlagsrechte für dasselbe. — Druck: Mittag & Co., Berlin N 65, Scharnhorststraße 22.
 
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