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.Tahrg. XIII, Nr. 30/31 vom 6. August 1939

DIE WELTKUNST

j

Bedeutende englische Gemäldepreise

Wie meist, so wartet der englische Kunst-
markt gegen Ende der Saison noch mit einigen
Überraschungen auf, nachdem die Monate
früher, verhältnismäßig ruhig verlaufen waren.

Zarate (s. Abb.), ein bereits von Valerian von
Loga in seiner grundlegenden Monographie er-
wähntes Bild, das sich früher in der Sammlung
des Herzogs von Medina Sidonia befand


weiterhin die Medaillen
und Plaketten, die Holz-
plastiken, Zeichnungen
und Großfotos der Bau-
plastiken. Die Ausstel-
lung, die die besondere
Unterstützung der Lan-
desleitung der Reichs-
kammer der bildenden
Künste und des Landes-
hauptmanns gefunden hat,
ist für Pommern insofern
von programmatischer Be-
deutung, als sie den zwei-
fellos stärksten Beitrag
Pommerns zur deutschen
Kunst der Gegenwart in
vollständiger Zusammen-
fassung zur eindrucksvol-
len Darstellung bringt.
Gleichzeitig wird auch
das gesamte, bisher un-
bekannt gebliebene bild-
hauerische Werk des Ur-
großvaters Bogislav Utech
gezeigt, der von 1814 bis
1829 Stadtmaurermeister
von Belgard war und in
seiner Freizeit schöne
klassizistische Terrakot-
ten geschaffen hat. Die
Museumsleitung hat einen
gut ausgestatteten Kata-
log dieser Veranstaltung
herausgegeben.


Greco, Heilige Katharina. 56:47 cm. Erzielte auf der Versteigerung
bei Sotheby & Co, London, am 26. Juli 1939: £ 3800 (Foto Sotheby)

Meisterwerke holländischer und flämischer Malerei
im Landesmuseum zu Münster

Das Landesmuseum für Kunst und Kultur-
geschichte in Münster bereitet eine Ausstel-
lung von Meisterwerken holländischer und
flämischer Malerei des 15. bis 18. Jahrhunderts
aus westfälischem Besitz vor, die in Ver-
bindung mit der Deutsch-Niederländischen Ge-
sellschaft in den Monaten August bis Oktober
durchgeführt wird. Die Ausstellung wird rund
100 Gemälde vereinigen, die sämtlich aus dem
Besitz westfälischer Sammler stammen. Die
Ausstellung umfaßt Werke von der Frühzeit
der niederländischen Malerei im 15. Jahr-
hundert an bis zum Ausgang der klassischen
Malerei Hollands im 18. Jahrhundert. Man be-
gegnet hier Namen wie Lucas van Leiden,

Cornelis Engelbrechtszen und Jan van Scorel,
den Zeitgenossen Albrecht Dürers, sodann
Franz Hals, Rembrandt und Rubens, Ostade
und Teniers, Ruysdael und Wouwerman.
Neben manchen in der kunstgeschichtlichen
Forschung bekannten Bildern sieht man hier
viel Unbekanntes, Bilder, die zum ersten Male
öffentlich ausgestellt werden und unsere
Kenntnis bereichern.
Diese Ausstellung, seit der Baegert - Aus-
stellung im Jahre 1937 die erste Schau alter
Kunst, die das Landesmuseum veranstaltet, ver-
spricht nach Wert und Seltenheit der aus-
gestellten Gemälde ein künstlerisches Er-
eignis für Münster und Westfalen zu werden.

Goya, Bildnis Dona Antonia Zarate, 72:58 cm
Erzielte auf der Versteigerung bei Sotheby & Co., London, am 26. Juli 1939: £ 6800 (Foto Sotheby)

Neben der Christie-Versteigerung mit ihren
hohen Whistler-Preisen, über die wir in der
letzten Nummer berichteten, bildete die Ver-
steigerung von Gemälden aus verschiedenem
Besitz bei Sotheby & Co. am 26. Juli mit
einem Ergebnis von annähernd £ 26 000 gerade-
zu eine Sensation. Den höchsten Preis mit
£ 6800 erzielte Goyas Bildnis der Dona Antonia

Die Bibel in der Kunst
(Fortsetzung von S. 2)
Das ist immerhin genug. Eine Andeutung
dessen, was die Ausstellung auf dem Gebiete
der Malerei bietet, droht gerade hier in sum-
marische Aufzählung zu verfallen; doch sei
immerhin erwähnt, daß außer einigen tüchtigen
Werken Pieter Aertsens, von dem doch mehr
als man gemeinhin denkt, den Bildersturm über-
lebte, z. B. der Amsterdamer Meister des
Sterbebetts Mariae außer mit dem Bilde, dem
er seinen Namen verdankt, mit zwei anderen
vertreten ist, Bosch mit dem „Verlorenen
Sohn“ aus dem Boymans-Museum und einem
andern Werke. Jan de Bray, der Haarlemer,
der so ganz in seinem Gegenstand aufging, daß
er geradezu als Muster für die Sichidentifi-
zierung mit biblischen Persönlichkeiten gelten

(Käufer: Knoedler). Ihm folgte mit £ 3800 eine
signierte Heilige Katharina von Greco (s. Abb.)
aus den spanischen Sammlungen Jose Nunez
de Prado und Ricardo de Madrazo, in der ein-
schlägigen Literatur öfters zitiert (Mrs. S.
Clarke). Die Tausend - Pfund - Grenze über-
schritten dann noch zwei neuere Meister:
Cezanne mit einer Landschaft des Montagne
Sainte-Victoire, um 1904—06 entstanden und
ehemals in der Sammlung Ambroise Vollard,
mit £ 4200, und van Gogh mit den „Oliven-
bäumen“ aus der Periode von St. Remy mit
£4000. Ein Herrenbildnis von Reynolds brachte
£ 620 (Nicholson), zwei Bronzino zugeschrie-
bene Bildnisse Cosimos I. von Medici und
seiner Gemahlin Eleonore von Toledo £ 650
(Dr. Borenius), das Doppelbildnis zweier Kin-
der des Kurfürsten Johann von Sachsen von
Cranach aus dem Jahre 1628 £ 620 (Mrs.
S. Clarke), ein Selbstbildnis von Orpen £ 880.
Utech-Ausstellung
Anläßlich des 50. Geburtstages von Joachim
Utech ist am 15. Juli im Städtischen Museum
Kolberg eine Ausstellung des bisherigen Ge-
samtwerkes des Belgarder Bildhauers eröffnet
worden. Sie enthält über 40 Granitplastiken,


Pieter Eastman, Jesus und das kanaanitische Weib.

Ausstellung: Reichsmuseum, Amsterdam

kann, ist gleich Salomon de Bray vertreten.
Drei Werke des Cornelis van Oostzaenen sieht
man auch nicht immer beisammen; von Dou
ist eine Heilung des Tobias zu sehen; von
Barend Fabritius die drei bekannten Bilder im
Langformat aus dem Reichsmuseum. Aerent
de Gelder ist gut vertreten, darunter mit dem
„Abraham und den Engeln“, der früher als
„Le Rembrandt du Pecq“ dem Meister irrig
zugeschrieben wurde. Von Thomas de Keyser
trifft man einige der seltenen biblischen Dar-
stellungen; Mancadan ist mit einer schönen
Dünenlandschaft zu bewundern, der einige
kleine Figuren den Namen „Flucht nach
Ägypten“ geben. Verschiedene „Meister von ...“
(Alkmaer, Behaart, Delft) usw. führen in die
Welt der eigentlich Namenlosen. Sieben Rem-
brandts, zwei Salomon Ruysdaels und fast ein
Dutzend Jan Steens bringen den Betrachter
ins 17. Jahrhundert zurück.
Indessen, wozu weitere Namen aufzählen?
Hier besagt dies weniger als sonst. Man muß
die Werke still betrachten, sich in die Sphäre,
der sie entstammen, durch sie selbst versetzen
lassen, und aus ihr heraus wieder die Schöp-
fungen zu begrüßen lernen, muß über den
kritischen Verstand den Weg zum Herzen und
über dieses wieder den zum Verstehen finden.

JULIUS BÖHLER
ALTE GEMÄLDE, ANTIQUITÄTEN
UND ALTE MÖBEL
KUNSTVERSTEIGERUNGEN
MÜNCHEN BRIENNER STRASSE 12

(2 Museums-Fotos)
Neuerwerbung der Staat-
lichen Kunstbibliothek Berlin
Im Rahmen der Ausstellung „Die Antike
in bildlichen Darstellungen und Schriften von
1500 bis 1850“, welche die Staatliche Kunst-
bibliothek anläßlich des Internationalen Kon-
gresses für Archäologie am 21. August er-
öffnet, wird eine Neuerwerbung gezeigt, die
kulturhistorisch von hohem Interesse ist. Es
ist ein illustriertes Werk, das den Höhepunkt
der Einwirkung der Antike auf die deutsche
Kunst des 19. Jahrhunderts zeigt. Das Werk,
das im Jahre 1801 in Göttingen in sechs Liefe-
rungen erschien, enthält Zeichnungen von
Heinrich Wilhelm Tischbein (dem Goethe-
Tischbein). Die Umrißzeichnungen, typisch für
den Klassizismus, illustrieren die Odyssee, das
„Homer nach Antiken“ betitelte Werk wird
erläutert von dem bedeutenden Kunstforscher,
dem großbritannischen Hofrat und Professor
Christian Gottlob Heyne, einem klassischen
Philologen, der alle Gebiete des Altertums,
besonders Mythologie, Kunst- und Kultur-
geschichte in den Universitätsunterricht ein-
geführt hat.
 
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