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DIE WELTKUNST

Jahrg. XIII, Nr. 32/33 vom 20. August 1939


Griechisches Grabrelief. 4. Jahrh. v. Chr.
Friedrich Hofmann, Berlin (Foto Privat)

Archäologische Funde und Grabungen

Aber auch Deutschland besaß einen Sammler
größten Formats, den Baron Stosch, dessen
Gemmenkabinett Weltberühmtheit erlangte, von
Winckelmann veröffentlicht und von Friedrich
dem Großen für Berlin erworben wurde. Das
Sammeln in diesem Ausmaß war noch eine feu-
dale Angelegenheit und Stosch hielt sich auf
seinen Reisen einen eigenen Zeichner, J. J. Preiß-
ler, der die Gemmen in Vergrößerung für seine
Werke zeichnen mußte. Welch moderner Ge-
danke! Stosch selbst, ein Grandseigneur seiner
Zeit, im vertrauten Umgang mit den Besten
seines Jahrhunderts, unermüdlich sammelnd,


Aegyptische Plastik der 18./19.
Dynastie. Erzielte auf der Versteigerung
der Sammlung W. R. Hearst bei Sotheby & Co.,
London, 11.12. Juli 1939: £ 350 (Foto Sotheby)
ordnend und Erkenntnisse austauschend, gründ-
lich wie nur ein Deutscher sein kann, wo es
andern nur auf ästhetischen Genuß ankam!
Das 19. Jhdt. kam und nun drang die Sammel-
leidenschaft endgültig auch in bürgerliche Kreise
ein. Man liebte die minutiöse Sorgfalt des
Gemmenschnitts, die Ziselierarbeit an einer
Bronze, die Linienführung einer Vasenzeichnung.
Versenken ins Kleinste und Offenbarwerden der
Größe im Kleinen! Schmuck und geschnittene
Steine stehen zunächst noch an der Spitze, ein

Schwelgen in Pretiosen!
Etruriens Gräber öffnen sich
und schwergoldene Königs-
szepter wandern in die Hän-
de der Sammler, dazu Vasen
feinster Zeichnung, bisweilen
mit des Meisters eigener
Signatur, dazu eine Fülle
edelsten Schmuckes. Wir
vermögen bisweilen heute
noch aus den Äußerungen
jener Tage die Begeisterung
des Sammlers über eine ge-
fundene Signatur oder die
geglückte Deutung einer
Vasendarstellung nachzufüh-
len. Eine Liebhaberei, die
zur Sache aller Gebildeten
wurde! Die ersten Tanagra-
statuetten tauchen auf und
begeistern erst Frankreich,
dann ganz Europa, — ge-
raten aber bald durch auf-
tauchende Fälschungen in
argen Mißkredit. Indessen,
eine neue Welt erschließt
sich durch sie, die Welt des
griechischen Alltags, in einer
Buntheit, die sich niemand
träumen ließ. Der Reise-
verkehr wächst und mit
ihm die Möglichkeiten des
Erwerbs antiker Kunst.
Die lange Friedenszeit in
Deutschland begünstigt den
Sammler, der Kunsthandel
regt sich, die Auktionen meh-
ren sich und die Kataloge
werden aus bloßen Verkaufs-
listen zu wissenschaftlichen
Hilfsmitteln. Was von deut-
schen Sammlern an quali-
tätvollsten Stücken zusammengebracht worden
ist, wird der mit ehrfürchtigem Staunen ver-
merken, der sich einmal in Muße in jenen Räu-
men des Berliner Antiquariums umsieht, die die
Sammlung Gans beherbergen. Edelste Bronzen,
erlesenstes Geschmeide und Gläser von traum-
haft schöner Irisierung, — und das alles zu-
sammengebracht von einem wohlberatenen
Privatmanne! Man sollte meinen, der Reichtum
an antiker Kleinkunst erschöpft sich einmal,
man möchte glauben, alles von Belang befindet
sich schon längst in öffentlichen Sammlungen—•
weit gefehlt! Einige wenige Beispiele: Der
prachtvolle Amethyst mit dem Bildnis des
Demosthenes, signiert von dem Hofstempel-
schneider des Augustus, Dioskurides, und sicher-
lich aus seinem oder seiner Familie Besitz, be-
findet sich heute in einer englischen Privat-
sammlung; zwei weitere Gemmen von den
sechs erhaltenen Werken sind ebenfalls in Eng-
land. Das vielleicht vollendetste Werk der
antiken Goldschmiedekunst, ein Bündel Ähren,
deren Grannenhaare so fein sind, daß sie beim
Anfassen der Stiele erzittern als striche ein
leichter Wind darüber hin, sind köstlicher Besitz
einer Privatsammlung; die allen Besuchern des
Britischen Museums bekannte Portlandvase —
Privatbesitz! Endlos scheint die Reihe erst-
rangiger Stücke in privaten Händen. Neugebauer
gab kürzlich eine Auswahl, die für den hohen
Qualitätssinn des deutschen Sammlers Zeugnis
ablegt (vgl. S. 4).
Beraten wird der deutsche Sammler nicht
nur von Museen, die längst den Wert privater
Sammeltätigkeit erkannt haben, sondern auch
von einem Kunsthandel, der sich heute in stei-
gendem Maße seiner hohen Mission als Kultur-
träger bewußt wird. Spezialisten haben sich
(Fortsetzung Seite 3)

Bedeutende Funde
in Ägypten
Die Deutsche Hermopolis-Expedition hat so-
eben ihre 7. Ausgrabung in Hermopolis (Ober-
Ägypten) abgeschlossen, und die Teilnehmer
sind bereits auf der Rückreise nach Deutsch-
land. Nachdem während des ersten Jahrzehnts
der Ausgrabungen seit
1929 das Gelände der
antiken Stadt Hermopolis
im allgemeinen durch-
forscht war, sind — wie
der Leiter der Expedition,
Professor Dr. Günther
Roeder, im neuesten
Heft der „Forschungen
und Fortschritte“ berich-
tet — jetzt einzelne Ge-
bäude freigelegt worden.
Nach Abhebung der ober-
sten Schicht, in der eine
christliche Kirche und ein
Gebäude mit den Zellen
der Mönche lag, wurde
die Umgebung des „Tores
der Sphinxe“ freigelegt.
Dabei kam eine kolossale
Statue des Erbauers zu-
tage, des Königs Nekta-
nebös aus der 30. Dyna-
stie (um 350 v. Chr.).
Wichtige Aufklärungen
und Anhaltspunkte über
seine Regierung, die in die
Zeit zwischen der Herrschaft der Perser und
der Eroberung Ägyptens durch Alexander den
Großen fällt, sind auf einem Denkstein dieses
Königs mit einer Inschrift von 35 Zeilen in
Hieroglyphen gegeben. In der untersten Schicht
des Grabungsgeländes fand man den Pylon
eines Tempels Ramses II. (Dynastie XIX,
13. Jahrhundert v. Chr.), der fast vollständig
abgetragen und in die noch vorhandenen Kalk-
öfen gewandert war. Unberührt sind jedoch
seine Fundamente, die aus dem Grundwasser
gehoben werden konnten und eine große Anzahl


Gol dad 1 er, Brunca-Kultur, Costa Rica
Gewicht 117 g, Dm. 8 cm. Ausgrabung Baron
van Haersolte, Berlin (Foto Schulz)
von Reliefs enthalten im Stil von Amarna, der
Residenz des Ketzerkönigs Achnatön und seiner
Gattin Nofret-ete (um 1360 v. Chr.). Hier ist der
deutschen Expedition ein Fund von einer Be-
deutung gelungen, die sich nicht absehen läßt.

Die deutschen Ausgrabungen
in Uruk-Warka
Die deutschen Ausgrabungen in Uruk-Warka,
der größten Stadtruine im unteren Schwemm-
lande zwischen Euphrat und Tigris, haben im
März 1939 ihre elfte Winterkampagne ab-
geschlossen. In der Form von „Kurzberichten“

(nicht im Buchhandel) und „Vorläufigen Be-
richten“ liegen über zehn Wintergrabungen
Einzelveröffentlichungen vor (Sitzungsberichte
der Preußischen Akademie der Wissenschaften,
Berlin); über die elfte Wintergrabung ist die
Veröffentlichung in Vorbereitung.
Das Objekt der Forschungen in Warka ist
bis in die letzte Zeit in bevorzugtem Maße der
Heiligtumsbezirk E-Anna gewesen, einer der
drei großen heiligen Bezirke, deren Ruinen sich
bis zur gegenseitigen Berührung im Zentrum
des Stadtgebietes aneinanderdrängen und in
ihrer Gesamtheit ein Areal von etwa 1,8 qkm
bedecken. Außer E-Anna haben auch letzthin
die beiden anderen Heiligtumsbezirke, Bit-Resch
und Esch-Gal, der Untersuchung unterlegen,
ebenso Teile des profanen Stadtgebietes. Dazu
konnte der Verlauf der doppelringigen, viel-
türmigen Stadtmauer, die das -Weichbild in
einem Umfange von 9,7 km umzieht, mit Voll-
ständigkeit wiedergefunden werden. Außerhalb
des Stadtgebietes, für das die Qrabiingserlauhnis
gilt, sind mit besonderer Erlaubnis seitens der
irakischen Altertümerverwaltung archäologische
Forschungen unternommen an den zahlreichen
Ruinen des Umkreises, in einem Falle mit der
Erlaubnis zu kurzer Schürfung. Es wurden da-
bei archaische Ruinen festgestellt und eine
Buntkeramik gefunden, die aus Uruk selbst bis-
her nicht bekannt ist und als Hinterlassenschaft
einer der Besiedelung der Stätte Uruks voraus-
gehenden Hochkultur angesehen wird. Diese
Keramik weist Beziehungen auf zu solcher im
mesopotamischen Oberlande.
Grabungen in Costa Rica
Die in den letzten Jahren in Costa Rica
gemachten Goldfunde sind derartig selten ge-
worden, daß man an das Vorhandensein grÖße-


St e f an o della Bella, Junger Künstler in
Rom die mediceische Marmorvase zeichnend.
1656. Ausstellung: Staatl. Kunstbibliothek
Berlin (Kl. Kunstbibi.
rer Schätze kaum noch glaubt. Wo das Auge
hinblickt begegnet es durchwühlte, von der
tropischen Vegetation überwucherten Grab-
stätten. Abenteuerer und Schatzgräber hatten
ihr Glück versucht.

LUDWIGS-GALERIE
K. THÄTER
GEMÄLDE
ERSTEN RANGES
MÜNCHEN 2, OTTOSTRASSE 5


Archaischer Stein morse r. Brunca-Kultur, Costa Rica
H. 16 ein, B. 25 cm. Ausgrabung Baron van Haersolte, Berlin
(Foto Schulz)

GEMÄLDE
15. BIS 19. JAHRHDT.

HEINEMANN
WIESBADEN - TAUNUSSTR. 39 - F 28358

ANTIQUITÄTEN
MÖBEL PLASTIKEN
 
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