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DIE WELTKUNST

Jahrg. XIII, Nr. 36/37 vom 17. September 1939

Koinaidikei* im Stettiner Museum

Die lebendige Durchgestaltung des unter
Leitung von Dr. Otto Holtze stehenden
Museums der Haupt- und Hafenstadt unseres
pommerschen Gaues in den letzten Jahren
konnte mit einer Reihe von Erwerbungen ver-
knüpft werden, die der erst 1857 gegründeten
und im Anfang ziemlich zaghaft entwickelten
Galerie ein völlig neues Gesicht geben. Der
Ausbau der Sammlung in jüngster Zeit kam
auch der früher stiefmütterlich bedachten
Kunst unserer Ostmark zu Gute. Maler wie
Ferdinand W a 1 d m ii 11 e r und August

von Hettenkofen sind jetzt ausgezeichnet
vertreten. Weitere Bildproben von Fried-
rich Loos, Thomas Ender, Jakob
Alt, Schindler, Schwind und anderen
Künstlern des neunzehnten Jahrhunderts
zeugen von der erfolgten Abrundung nach
dieser Richtung hin. Gute Hängung und reich-
liche Zugänge bringen dann auch die den
intimen Handzeichnungen und dem alten und
neuen Stadtbild Stettins gewidmeten Räumen
aufs Beste zur Geltung.
Die Pflege der von der pommerschen Land-
schaft ausgegangenen Malerei der Romantik,
legt dem Stettiner Museum besondere Ver-
pflichtung auf. Zu dem hervorragenden Frauen-
bildnis von Runge sind Kreide- und Feder-
zeichnungen hinzugetreten. Das charaktervolle
Mohnike-Bildnis dieses so früh gestorbenen
pommerschen Malers (s. Abb.) und die große
Darstellung, in der Caspar David Fried-
rich die Erscheinung seines Bruders Christian,
des Greifswalder Kunsttischlers und Holz-
schnitzers, festgehalten hat, sind hier vor allem
zu nennen. Von Gottlieb C h r. .1 o h.

schäften erworben. Ein charakteristisches von
Julius Grün gemaltes Bildnis des heimi-
schen Balladenkomponisten Karl Loewe zählt
mit zu den Zeugnissen bodenständiger Kunst.
Daß diese auch für die Gegenwart im weit-
räumigen Museumsgebäude auf der Haken-
terrasse mit Verständnis gesammelt wird, be-
darf keiner besonderen Hervorhebung. Eine
größere Kollektion der stillen und farbig
eigenartig abgestuften Ölgemälde des Stet-
tiners Gustav Wimmer, Aquarelle, Hand-
zeichnungen und Graphiken von Walter
Georg Stockmann,
Franz Lenk und
Joachim Daerr sind
hierfür nicht die einzigen
Belege. Und Namen wie
Joachim Utech,
Kurt Schwertfe-
ger, Walter Wade-
puhl und Bernhard
Heiliger erweisen,
daß auch das gegenwär-
tige plastische Schaffen
in Pommern von starker
Begabung getragen wird.
Bei dem gesamtdeutschen
Kunstschaffen unserer
Zeit wird in der Galerie
besonderer Wert auf die
Graphik gelegt.
Hans Z e e c k
Kunstwerke für
eine halbe Million
fallen an Münche-
ner Sammlungen
In der berühmten
Sammlung des Kunst-
historikers Hefner-Alten-
eck, die im Jahre
1905 zur Versteigerung
kam, befanden sich auch
die herrlichen Perga-
mentblätter des Hof-
malers Hans Mielich, auf
denen der herzogliche
Schmuck des 16. Jahr-
hunderts dargestellt war.
Man sah zwar ein, daß
es eine Unterlassungs-
sünde wäre, diese kost-
baren Blätter nicht für
München festzuhalten, aber der bayerische .
Landtag lehnte die Bewilligung der Mittel zum
Ankauf ab. So kam es zu einer Sammlung
unter Münchener Kunstfreunden, die binnen
kürzester Frist die erforderliche Summe auf-
brachte. Aus dem Kreis der damaligen Spender
entstand der Bayerische Verein der Kunst-
freunde (Museums-Verein), der von da ab ein-
gesprungen ist, wenn ein wichtiges Kunstwerk
erworben werden sollte und der Staat das
Geld nicht aufbringen konnte. Die vom Verein
erworbenen Objekte wurden den zuständigen
Sammlungen als Leihgabe überwiesen: dem B.
Nationalmuseum, den Pinakotheken, der Glyp-
thotek, dem Museum für antike Kleinkunst, der
Staatsbibliothek usw. In unserer Zeit, wo der
Staat die Erhaltung und Mehrung der Kunst-
schätze in die Hand genommen hat, war keine
Veranlassung mehr gegeben, den Verein weiter-
zuführen. Es wurde daher dessen Auflösung
beschlossen und weiterhin, daß sein Besitz an
Leihgaben jeweils den Sammlungen als Eigen-
tum verbleiben soll, denen sie seinerzeit leih-
weise zugewiesen worden waren. Aus der


Philipp Otto Runge, Bildnis Adolf Mohnike
Neuerwerbung des Museums, Stettin

großen Reihe von Kunst-
werken seien hier einige
genannt. Plastiken: Grup-
pe eines Ehepaars, Ägyp-
ten, IV. Dynastie, Löwen-
köpfige Göttin, Ägypten,
neues Reich. Sogen.
Narkissos, röm. Kopie
eines griechischen Origi-
nals aus dem Kreise
Polyklets. Ein herrlicher
Aphroditekopf, röm. Ko-
pie nach einem griechi-
schen Original des 4.
Jahrh. Stele mit sitzen-
der Herrin mit Dienerin,
Attisch um 400 v. Chr.
Drei Elfenbeinreliefs um
770 n. Chr. Burgundische
Steinfigur „Madonna“ um
1420. Stuckreliefs von
Luca della Robbia,
florentinisch 15. Jahrh.
und von Antonio Rossel-
lino. Gemälde: Hl. Anna
selbdritt vom Meister
des Bartholomäusaltares,
Bayer. Meister O. M„
Schweißtuch der hl. Ve-
ronika, Pieter Lastman,
Taufe des Mohrenkäm-
merers, Lawrence, Bild-
nis eines Malers. Ferner
Werke der deutschen
Kleinplastik von Hans
Schwarz, Peter Flötner
u. a. F.


Ehrung Worpswede
Am niederdeutschen
Malertag verkündete
Gauleiter Staatsrat Telschow in einer Feier-
stunde den Niederdeutschen Malerpreis. Die
Preisträger sind: Professor Dr. h. c. Fritz

Mackensen-Worpswede, dem der Preis als
Dank für seine Lebensarbeit zuerkannt wurde,
Otto Modersohn, der ebenfalls zu den Gründern


JohGottl. Giese, Winterlandschaft

Neuerwerbung des Städtischen Museums, Stettin

(3 Museums-Fotos)

Giese, der 1838 in Greifswald starb und
Friedrich nahe stand, wurde eine schöne
Winterlandschaft erworben (s. Abb.). Als
Stiftung kam die von Runges Sohn Otto Sigis-
mund geformte Büste eines Wolgaster Schiffs-
reeders in die Sammlung.
H a c k e r t, der die romantische Inselland-
schaft Rügen für die deutsche Kunst entdeckt
hat, und der mit Aquarellen und der vor einigen
Jahren erworbenen „Brücke von Pisa“ ver-
treten war, kommt nun auch mit einem nicht
italienischen Motiv zu Worte. In einer kräftig
zupackenden Künstlerdarstellung von der Insel
Vilm erscheint der jüngere Preller von
seiner romantisierenden Art befreiter denn je.
Die Verbindung von den Werken norddeutscher
Herkunft, in denen sich das romantische Fühlen
mehr oder minder stark bemerkbar macht, zu
Neuerwerbungen, wie es die „Römische Land-
schaft mit Wäscherinnen“ von Joseph
Anton Koch, die „Waldige Landschaft“ von
Ferdinand von Olivier (s. Abb.), oder
die „Oberbayerische Landschaft“ von Daniel
Fohr sind, ergibt sich von selbst. Ein „Eichen-
wald“ von Friedrich Johann Weitsch
kam 1934 in die Galerie. Von Friedrich Georg
Weitsch, der in Stettin auch Porträtaufträge aus-
führte, wurden 1936 zwei schöne italienische Land-


Worpswedes zählt, Prof. Arthur Illies-Lüneburg,
Frido- Witte-Sölta’.< und Hugo Friedrich Hart-
mann-Bardowiek.
Künstlerstipendium
für Griechenland
Der griechische Maler und Akademieprofes-
sor Spiro V i k a t o s ist seit seiner Studienzeit
in enger Verbundenheit mit der Kunst und den
Künstlern Münchens geblieben. Durch letzt-
willige Verfügung hat er den Ertrag seines
Vermögens dazu bestimmt, alljährlich einem
Münchener Künstler in Athen und einem grie-
Vergessen Sie nicht die praktische
Sammelmappe mit Klemmrücken
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chischen in München einen Studienaufenthalt zu
ermöglichen. Aber schon jetzt zu seinen Leb-
zeiten wirkt Vikatos in diesem Sinne, indem er
in gewissen Zeitabständen Münchener Künstlern
mehrmonatliche Aufenthalte in Griechenland
gewährt. Der erste, der das Stipendium erhielt,
war der Bildhauer und Thorak-Schüler Walter
Schubert. F.

GEMÄLDE
15. BIS 19. JAHRHDT.

HEINEMANN ANTIQUITÄTEN
WIESBADEN - TAUNUSSTR. 39 - F 28358 mobel Plastiken
 
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