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Jahrg. XIII, Nr. 46/47 vom 26. November 1939

DIE WELTKUNST


Moderne
Malerei in Finnland

Ausstellung der Galerie
Hörhammer, Helsinki

In den neuen, großen, lichten Ausstellungs-
räumen der Galerie Hörhammer sehen wir eine
qualitätvolle Auswahl finnischer Maler, keine
extravaganten Sachen, keine Experimente, aber
Qualität. Die Malerei in Finnland ist überhaupt
nicht — und war es auch nie — auf „Moderni-
tät“ eingestellt, d. h. nie bewegt sie sich in
extremen Strömungen. Sie wartet sozusagen
ab, bis das Extreme sich ausgeglichen hat und
erst dann übernehmen die finnischen Maler das
Bleibende.
Zu jenen Malern, die von finnischen Ver-
hältnissen aus gesehen, viel wagten, gehören
u. a. Magnus Enckell (1890—1925) und Anton
Lindforß (geb. 1890). Enckell, im Anfang Ver-
ächter der Farbe, wurde schließlich ein glühen-
der Verehrer der reinen Palette. Lindforß
zeigt eine Winterlandschaft von Lappland, die
ganz in blau und weiß gehalten ist und einen
eigenartigen, starken Reiz ausstrahlt.
Finnlands bedeutender Bildhauer Väinö
Aaltonen (geb. 1894) liebt von jeher die Malerei,
und es sind ihm eine Reihe guter, persönlich
gehaltener Bilder gelungen, in denen gewöhnlich
die Körperlichkeit der Personen im Vordergrund
steht. Unser Augenmerk richtet sich auf einige
weitere Besonderheiten: der als Porträtist her-
vorragende Wilho Sjöström (geb. 1873) zeigt
einige Landschaften von stärkster Atmosphäre,
überlegenem Können und reicher Farbensprache.
In der letzten Zeit stark in den Mittelpunkt
getreten ist Santeri Salokivi (geb. 1886), dessen
Landschaftsbilder einen starken malerischen
Stimmungsgehalt aufweisen. Ein anderer füh-
render Porträtist Finnlands, Antti Faven (geb.
1882), hat ebenfalls einige Landschaften aus-
gestellt.
Die reichhaltige Ausstellung zeigt außerdem
Bilder u. a. von Laurens, Holmberg, Lindholm,
Edelfeit, Järnefelt, Backmansson, Halonen,
Finch, Thome. Friedrich Ege

Städelsche Gemäldegalerie
übernimmt Thoma-Sammlung

Die Städelsche Gemäldegalerie in Frankfurt
a. M. hat die größte Privatsammlung von Ge-
mälden Hans Thomas, die etwa vierzig Werke
umfaßt, ferner zahlreiche Graphiken und ein
Hans-Thoma-Archiv aus dem Besitz der Hans-
Thoma-Gesellschaft erworben. Bekanntlich hat
Hans Thoma vor seiner Karlsruher Tätigkeit
über ein Vierteljahrhundert in Frankfurt a. M.
gewirkt. Die Übergabe der Sammlung, die bis-

Giovanni Battisfa Tie polo,
Versteigerung:
her von Frau Bergmann-Küchler betreut wurde,
erfolgte anläßlich des 100. Geburtstages von
Hans Thoma.

(Foto Lempertz)
den Pelzrock vorhanden (s. Abb.). Auch einer
der äußerst seltenen Originalstiche Mantegnas
„Das Bachanai mit dem trunkenen Silen”, farbig
angelegte Holzschnitte aus der 1499 in Zwolle
gedruckten „Vita Christi“ und eine von Michael
Wolgemut für die Schedelsche Weltchronik

Alte Graphik in Berlin

Madonna mit Kind. 73:56 cm
Math. Lempertz, Köln a. Rh , 30.November 1939

Mit ausgewählten Ausstellungsproben veran-
schaulicht „DasBiblographiko n“, T a u -


Mittelrhein- um 1460/70, Muttergottes
Versteigerung: Münchener Kunstversteigerungs-
haus A. Weinmüller, München, 6.—7. Dezember 1939
(Foto Besitzer)

entzienstraße 11, mit Beständen aus
eigenem Besitz und dem der Leipziger Firma
C. G. B o e r n e r die graphische Kunst von den
Frühdrucken der großen Vergangenheitsepochen
an bis auf Chodowiecki und Menzel. Man findet
in dieser Schau alte flämische Pergament-
miniaturen, die erlesene Stücke farbig intimer
Kunst sind, große dekorative Stadtansichten,
kolorierte Landkarten, Jagddarstellungen und
seltene Lithographien von Schiffen, alles Dar-
stellungen, die zu ihrer Zeit vielen Widerhall
fanden und in ihrem Charakter das Daseins-
gefühl und die Lebensfreude vergangener Zeiten
widerspiegeln. Von Dürer, Rembrandt, Cra-
nach, Altdorfer, Beham und Burgkmair werden
Hauptblätter in prachtvollen Probeabzügen und
vorzüglichen frühen Abdrucken gezeigt. Das
Porträt des Kanzlers Eck von Barthel Beham
ist im ersten Plattenzustand mit der Kappe ohne

gearbeitete Schöpfungsdarstellung treten unter
dem ausgesuchten Material hervor. Ein Haupt-
stück sind die vierzehn aus Cranachs Werk-
stätte stammenden Blätter der Passion Christi,
koloriert und mit Gold, Silber und Deckweiß
gehöht und ohne den rückseitigen Text, das
wahrscheinlich einmal als fürstliches Geschenk-
exemplar gedient hat. Bis auf Menzel, der mit
seiner 1834 erschienenen und heute sehr selten
gewordenen Folge lithographischer Federzeich-
nungen zu „Künstlers Erdenwallen“ in schönen
breitrandigen Blättern und ausgezeichneten
Probedrucken zu seinen Werken über Friedrich
den Großen erscheint, sind überragende Zeug-
nisse aus vier Jahrhunderten Graphik vertreten.
Ihr Reichtum wird erkennbar aus einer Fülle
von Fantasieschöpfungen und vielen Darstellun-
gen, die überliefern wollen, wie die Menschen
waren und wie die Welt einmal aussah. H. Zk.

Versteigerungen in Deutschland

Hamburg, 8.—9. Dez.
Die Bibliothek und Hamburgensien-Samm-
lung des Bibliophilen Theodor Goetzelmann be-
streitet den Hauptteil der nächsten Versteige-
rungen bei Dr. Ernst Hauswedell. In meist
schönen Einbänden findet man hier deutsche

und ausländische Literatur in Erstausgaben,
illustrierte Bücher des 17.—19. Jahrhunderts,
ferner, aus anderem Besitz, interessante Auto-
graphen. Am zweiten Tag folgen Hamburgen-
sien, moderne Erstausgaben, Vorzugsdrucke
sowie Handzeichnungen und Graphik.

JULIUS BÖHLER
ALTE GEMÄLDE, ANTIQUITÄTEN
UND ALTE MÖBEL
KUNSTVERSTEIGERUNGEN
MÜNCHEN BRIEN NER STRASSE 12

Köln, 30. November.
Für den 30. November kündigt die Firma
Math. Lempertz in Köln eine Versteigerung von
bedeutenden Werken alter Malerei an, unter
denen sich die Bestände einer bekannten su-
detendeutschen Sammlung befinden. Besonderes
Interesse beanspruchen dabei die angebotenen
Werke der italienischen Maler des Quattro- und
Cinquecento. Wir heben hier hervor ein Tondo
aus der Schule Pesellinos, eine Tafel „Die
Heldentat des Marcus Curtius“, als deren Autor
man Palma (Vecchio) anspricht, während andere
sie als Werk des „Meisters der Noahbilder“
bezeichnen; ein koloristisch und kostümlich
reizvolles Bild des Francesco di Giorgio, eine
Madonna des Mailänders Giampietrino, eine
Maria mit Engeln von Brusasorci, Werke von
Guercino, Moretto, Bonifazio Veronese d. J.,
Schiavone. Bedeutend sind auch die Barock-
Italiener dieser Sammlung, besonders ein be-
rückend schönes Mädchenbildnis von G. B. Piaz-
zetta, zwei vorzügliche Werke des A. Magnasco
und Arbeiten von Francesco Albani, Pittoni,
Crespi und G. B. Tiepolo (s. Abb.). Unter den
vorhandenen Niederländern der Sammlung be-
hauptet den ersten Platz ein Männerbildnis von
Ferdinand Boi, datiert 1650, ein Bildnis von
packender, mitreißender Charakterisierungs-
kunst. Bedeutend die große holländische Fluß-
landschaft Aert van der Neers. Wir nennen noch
eine mit „Joannes Fyt“ authentisch signierte
„Jagdbeute“; ein Qeschwisterpaar von Jacob
Ochtervelt, ein J. A. van Ravesteiyn zugeschrie-
benes Männerbildnis und zwei Seestücke von
Simon de Vlieger. Anschließend verzeichnet der
Katalog eine Anzahl neuzeitlicher Bilder; ferner
an kunsthandwerklichen Arbeiten ein nicht all-
täglich vorkommendes Ensemble chinesischer
Famille-rose-Porzellane des 18. Jahrhunderts,
holländische und deutsche Fayencen und zum
Schluß eine Reihe von Schmiedearbeiten aus
verschiedenem Metall.

Wien, 4.—6. Dez.
Die nächste Auktion der Kunstabteilung des
Dorof/eums bringt für den Kenner und Samm-
ler zwei Hauptanziehungspunkte: eine schöne
Sammlung von Gläsern des Klassizismus und
eine reiche Kollektion Altwiener Porzellan mit
kostbarsten Stücken. Bei den Gläsern findet
man Stücke von Kothgasser und G. Mohn,
ferner böhmische Zwischengoldbecher und
Fichtelberger Glashumpen. Von sonstigen
Kunstwerken erwähnen wir die prächtige
Bronzestatuette eines stehenden Faunes aus der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts (Abb. S. 6),


Barthel Beham, Der Kanzler Eck. 1527. Ausstel-
lung: Das Bibiographikon, Berlin (Kl. C. G. Boerner)

das Gemälde Benozzo Gozzolis „Gottvater in
der Engelglorie“, ferner antike Möbel, Bild-
teppiche und Verduren.
München, 6.—7. Dez.
Das Münchener Kunstversteigerungshaus
Adolf Wein müll er veranstaltet seine erste
Versteigerung in dieser Saison am 6. und 7. De-
zember 1939. Der über 1000 Nummern um-
fassende Katalog enthält, wie in früheren Jahren,
Antiquitäten (gut vertreten Zinn und Schmuck),
Möbel (darunter schöne Stücke des 17. Jahrh.),
Gemälde (u. a. Bilder von Bürkel, Mali, Schleich
d. Ä. etc., ein Damenportrait von Feuerbach und
zahlreiche gute Niederländer), Teppiche und
Textilien. Die Stärke dieser Auktion aber sind
die Plastiken durch eine Reihe gotischer Figuren
von hoher Qualität. Aus der stattlichen Samm-
lung hervorzuheben sind eine stehende Mutter-
gottes (mittelrhein. um 1460—70), ein heiliger
Bischof (steirisch um 1400), ein anderer vom
Meister der Altöttinger Kirchentüren (um 1520),
eine originelle männliche Lüster-Büste (südd.
um 1500) und eine französische Steinmadonna
des 14. Jahrh.
 
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