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28.

DAS JUDENTUM UND

DIE ANDEREN RELIGIONEN

Im biblisch«» Altertum distanzierte sich das Judentum ganz eindeutig von der Vielgöt-
terei, dem Götzendienst der heidnischen Umwelt. Deswegen war jegliche Anerkennung
von fremden Religionen, die Teilnahme an ihren Festen und Riten, ja selbst die Ver-
schwägerung mit NichtJuden - strengstens verboten, um nicht vom Dienst des EINEN
UND EINZIGEN GOTTES abzufallen.

Trotzdem betrieb das Judentum keine Missionstätigkeit, um die Angehörigen anderer
Religionen zum Judentum zu bekehren oder diese sogar tätig zu bekämpfen. Der Pro-
phet Micha sagte sogar ganz deutlich: "Denn alle Völker wandeln ein jedes im Namen
seines Gottes, wir aber wandeln im Namen unseres Gottes für immer und ewig"
(Micha, 4:5). Hier wird also die Legitimität des Bestandes anderer Religionen für die
NichtJuden anerkannt!

Die Beziehung zwischen dem Christentum und dem Judentum sowie auch zwischen dem
Islam und dem Judentum waren Jahrhunderte hindurch geprägt von der vorrangigen Herr-
scherstellung dieser beiden Religionen den in der Minorität befindlichen Juden gegen-
über. Jeder Dialog war von vornehin ausgeschlossen und das in die Defensive gedräng-
te Judentum behauptete seine Stellung mit einer Apologetik, welche die positiven As-
pekte der zwei, eigentlich im Judentum verwurzelten monotheistischen, d. h. Eingott-
Religionen, gar nicht für beachtsam empfand. Man lebte bestenfalls nebeneinander aber
keinesfalls im Verständnis miteinander.

Für das Judentum bestand das halachische Verbot, kultische Formen des Christentums
oder des Islams nachzuahmen und zu praktizieren. Es gab jedoch die Möglichkeit für je-
den aufrichtigen Nichtjudea ins Judentum aufgenommen zu werden, da das Judentum
niemals "rassistisch" ausgerichtet war.

Erst im 20. Jahrhundert widmeten sich bedeutende jüdische Gelehrte der Entstehungs-
geschichte des Christentums (z. B. Prof. Joseph Klausner u.v.m.), wobei sie auf die
tiefe Verwurzlung des Gründers des Christentums, Jesus im Judentum hinwiesen, wie
auch auf die Abkehr des Christentums von seinem jüdischen Ursprung seitens der Kir-
chenväter in den ersten Jahrhunderten nach Jesus.

Gleichzeitig anerkennen heute die Denker und Vertreter der Kirche immer mehr die un-
ableugbaren jüdischen Wurzeln der Morallehre des Jesus und seines in der Toräh, d. h.
in der Heiligen Schrift verankerten Gottesglaubens.

Zusammenfassend ergibt sich aus dem obigen:

Ein Jude kann die Göttlichkeit Jesus, d. h. das Mysterium der Menschwerdung Gottes
nicht anerkennen, da dies der Toräh widerspricht. Ebensowenig den Charakter
Jesus als Maschfach, d. h. als den Erlöser des jüdischen Volkes, was von der Geschich-
te widerlegt wurde!

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