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DAS GEBET n?Äfl
I. GESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG
In biblischer Zeit war das Beten nicht als Pflicht auferlegt, außer das tägliche "Lesen"
(d. h. sagen) des Schma Jissrael-Bekenntnisses, morgens und abends. Es gab keine fest-
gelegten Gebetstexte. Das Gebet war in gewissen Lebenslagen Ausdruck von religiöser
Spontanität des Dankes oder der Bitte um Gottes Hilfe aus der Not u. dgl. Erst später
entstand das Gebet als eine allgemein praktizierte religiöse Handlung.
Nach der Zerstörung des 2. Tempels wurde in Israel der Gemeindegottesdienst in Syna-
gogen eingeführt anstatt des Tempel-Opferdienstes. Aber auch zu dieser Zeit gab es
noch keine festgelegte Liturgie.
Gegen Ende des 1. Jhdt. entstanden die von der damaligen geistigen Führung, dem San-
hedrrn in Jäwne, festgelegten täglichen Gebetstexte- und Formeln, sowie die Ordnung
der Pflichtgebete. Dadurch sicherte sich das Judentum vom Einfluß verschiedener neuer
religiösen Sekten ab und begründete somit die einheitliche jüdische Liturgie, deren
Grundstruktur bis auf den heutigen Tag besteht. Das Beten aufgrund dieser Liturgie
wurde als tägliche Pflichtelfüllung eingeführt.
IL CHARAKTERISTIK DES JÜDISCHEN GEBETS
Wir unterscheiden zwischen zwei Gruppen von Gebeten:
# Textlich festgesetzte Pflichtgebete bzw. Gemeinschaftsgebete,
• Freie, individuelle bzw. spontane Gebete.
Die meisten Gebete sind Gemeinschaftsgebete (daher in Pluralform abgefaßt),wodurch
eine geistige Bindung zwischen den Juden in der ganzen Welt entstand. Später kamen
immer neuere poetische Erweiterungen, die Pijutfm D'Ol'B in die Liturgie, insbesonde-
re für die Festtage. Es entwickelten sich auch viele örtliche Versionen, die Minhagfm,
aber in ihrer Gesamtstruktur blieb die jüdische Liturgie trotz ihrer Unterteilung in eine
westlich-aschkenasische und eine orientalisch-spanisch-sephardische Gebetsordnung ziem-
lich einheitlich.
Die Gebete, bzw. die Gebetsordnung ist im Gebetbuch, hebr. Sidür "mo(Ordnung,Rei-
heinfolge) gedruckt. Der erweiterte Ausdruck ist nVs$ "Vno, deswegen wurde, insbe-
sondere in Deutschland, auch nur der Ausdruck "TfiM" für Gebetbuch gebraucht. Für
die Festtage gibt es besondere Gebetbücher, Machsorfrn D'"ll Tn©, welche die Festge-
bete bzw. ihre Reihenfolge beinhalten. Die Gebete werden teilweise stehend, teils auch
sitzend gesagt, bzw. im Gemeindegebet gesungen.
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DAS GEBET n?Äfl
I. GESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG
In biblischer Zeit war das Beten nicht als Pflicht auferlegt, außer das tägliche "Lesen"
(d. h. sagen) des Schma Jissrael-Bekenntnisses, morgens und abends. Es gab keine fest-
gelegten Gebetstexte. Das Gebet war in gewissen Lebenslagen Ausdruck von religiöser
Spontanität des Dankes oder der Bitte um Gottes Hilfe aus der Not u. dgl. Erst später
entstand das Gebet als eine allgemein praktizierte religiöse Handlung.
Nach der Zerstörung des 2. Tempels wurde in Israel der Gemeindegottesdienst in Syna-
gogen eingeführt anstatt des Tempel-Opferdienstes. Aber auch zu dieser Zeit gab es
noch keine festgelegte Liturgie.
Gegen Ende des 1. Jhdt. entstanden die von der damaligen geistigen Führung, dem San-
hedrrn in Jäwne, festgelegten täglichen Gebetstexte- und Formeln, sowie die Ordnung
der Pflichtgebete. Dadurch sicherte sich das Judentum vom Einfluß verschiedener neuer
religiösen Sekten ab und begründete somit die einheitliche jüdische Liturgie, deren
Grundstruktur bis auf den heutigen Tag besteht. Das Beten aufgrund dieser Liturgie
wurde als tägliche Pflichtelfüllung eingeführt.
IL CHARAKTERISTIK DES JÜDISCHEN GEBETS
Wir unterscheiden zwischen zwei Gruppen von Gebeten:
# Textlich festgesetzte Pflichtgebete bzw. Gemeinschaftsgebete,
• Freie, individuelle bzw. spontane Gebete.
Die meisten Gebete sind Gemeinschaftsgebete (daher in Pluralform abgefaßt),wodurch
eine geistige Bindung zwischen den Juden in der ganzen Welt entstand. Später kamen
immer neuere poetische Erweiterungen, die Pijutfm D'Ol'B in die Liturgie, insbesonde-
re für die Festtage. Es entwickelten sich auch viele örtliche Versionen, die Minhagfm,
aber in ihrer Gesamtstruktur blieb die jüdische Liturgie trotz ihrer Unterteilung in eine
westlich-aschkenasische und eine orientalisch-spanisch-sephardische Gebetsordnung ziem-
lich einheitlich.
Die Gebete, bzw. die Gebetsordnung ist im Gebetbuch, hebr. Sidür "mo(Ordnung,Rei-
heinfolge) gedruckt. Der erweiterte Ausdruck ist nVs$ "Vno, deswegen wurde, insbe-
sondere in Deutschland, auch nur der Ausdruck "TfiM" für Gebetbuch gebraucht. Für
die Festtage gibt es besondere Gebetbücher, Machsorfrn D'"ll Tn©, welche die Festge-
bete bzw. ihre Reihenfolge beinhalten. Die Gebete werden teilweise stehend, teils auch
sitzend gesagt, bzw. im Gemeindegebet gesungen.
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