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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 12.1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.3621#0259

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BESPRECHUNGEN. 253

dann wird rasch der Wunsch erwachsen, auch neue, nur unserer Zeit eigentümliche
Stimmungen einzufangen, Charaktere von ungekannter Sonderart zu umreißen . . .«
Oder: »Man kann auch mit der Zweckmäßigkeit und Materialechtheit paradieren.«
Emil Utitz spricht von der -»Gefahr für unsere Kunst und unser Kunstgewerbe«, die
das immer weitere Kreise ziehende Sammeln »alter Kunst« in sich birgt. In Prof.
Denes Gzörgyi's »Wohnungskunst an der Budapester Kunstgewerbeschule«: kündigt
sich die Mitarbeiterschaft ungarischer Künstler an, — von deren Schaffen schon
(Münchener) Ausstellungen gute Proben boten.

München. Georg Schwaiger.

Alfred Kuhn, Die Faustillustrationen des Peter Cornelius in ihrer
Beziehung zur deutschen Nationalbewegung der Romantik.
Dietrich Reimer (Ernst Vohsen), Berlin 1916.

Als Vorboten einer umfassenden Cornelius - Biographie läßt Alfred Kuhn
— 100 Jahre nach der Veröffentlichung der Corneliusschen Faustillustrationen — die
vorliegende Schrift erscheinen. Ihre wissenschaftlich-strenge und gewissenhaft-
gründliche Gesinnung lassen auf die angekündigte größere Arbeit die besten Hoff-
nungen setzen. Kuhn gibt für jetzt in ruhiger und doch lebendiger Darstellung ein
willkommenes Gemälde der Zeit, die zwischen Hamann, Herder, dem Straßburger
Goethe und den Schlegels, Boisserees, dem jungen Cornelius als ihren Grenzen liegt.
Das Spiel der Fäden hin und her, das Wogen der Einflüsse, die Entwicklung und
den Wandel der Empfindungen, bis sich aus universal-historischen Forschungen und
sentimentalen Schwärmereien das reine Grundgefühl eines deutschen Nationalbe-
wußtseins erhebt, findet im Buche eine bedächtige und gründliche, zielbewußte und
liebevolle Wiedergabe. Ich möchte es als ihr bestes Lob ansprechen, daß der köst-
liche Reichtum der geschilderten Zeit trotz aller Knappheit und Gedrängtheit der
Schrift sich in ihr nicht verloren hat.

Oranienburg. Adolf Behne.

Luise Potpeschnigg, Einführung in die Betrachtung von Werken
der bildenden Kunst. Mit 20 Tafeln und 14 Abbildungen im Text.
K. k. Schulbücherverlag, Wien 1915. gr. 8°. VIII und 222 S. II. Band der
Arbeiten des Kunsthistorischen Instituts der k. u. k. Universität Wien (Lehr-
kanzel Strzygowski).
Viele Wege führen nach Rom. Es kommt nur darauf an, den kürzesten und
bequemsten zu wählen. Die ungemein reiche Literatur zur »Kunsterziehung« ist
im Durchschnitt doch so weit vorgedrungen, daß sie den Leser irgendwie zur Kunst
»führt«. In den meisten Fällen wird der Anfänger immerhin Anregung und Förde-
rung erfahren. Die vorliegende Arbeit von Luise Potpeschnigg gehört sicherlich zu
den bequemeren und kürzeren »Romführern«. Was mir an dem Buch am meisten
behagt hat, ist die ruhige, besonnene Vernünftigkeit, die allenthalben entgegentritt
und sich gleich im einleitenden Abschnitt, der verschiedene pädagogische Fragen
behandelt, gut bewährt. Mit gesunder Kritik werden da mannigfache Methoden
auf ihre Brauchbarkeit hin geprüft. Ein jeder wird bereit sein, die allgemeine An-
weisung an den Lehrer zu unterschreiben, »daß er an der Hand der Kunst nicht
zu unterrichten hat, sein Streben vielmehr dahin gehen müsse, vom Buchstaben
und Gedanken weg auf ein Erfassen durch das Auge und die Sinne überhaupt zu
dringen und die Betrachtung des Kunstwerkes zum seelischen Erlebnis zu gestalten^.
Und auch mit der Forderung wird wohl ein jeder einverstanden sein daß die
 
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