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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 16.1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.3618#0252

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246 BESPRECHUNGEN.

hinzufügen dürfen, in ihrer konsequenten Durchbildung die impressionistische Mal-
weise zur Folge haben mußte. Darum wird denn auch Manet mit Bestimmtheit
als der Begründer des Impressionismus bezeichnet.

Das dritte Kapitel befaßt sich mit Monets Malerei, die von ihren Anfängen
durch die verschiedenen Phasen ihrer Entwicklung hindurch ganz hübsch zur An-
schauung gebracht wird. Wir sehen Monet unter dem Einfluß Manets, unter den
Einwirkungen japanischer und englischer Kunst seinen eigenen Stil heranbilden.
Er wendet sich dann sehr bald fast ausschließlich den Aufgaben der Freilichtmalerei
zu, die er wie kein anderer zu lösen verstanden hat. Hier ist selbst der ihm sonst
im Hinblick auf seine Vielseitigkeit und Genialität überlegene Manet sein Schüler
gewesen.

Und so zeigt denn das vierte Kapitel uns Manet, den Spuren Monets folgend,
mit dem Studium der Freilichtmalerei beschäftigt. Ihm gesellen sich die Genossen
Pissaro, Renoir und Sisley zu, die alle kurz von Läzär geschildert werden. Er
schließt an sie den »Kompromißler«: Bastien Lepage an, der manches von den Er-
gebnissen der Impressionisten in mundgerechter Form dem Publikum darzubieten
weiß, und die deutschen Impressionisten Liebermann und Uhde.

Das fünfte Kapitel trägt die merkwürdige Überschrift: Die Verfeinerung des
Problems. Die Virtuosen: Besnard, Whistler, Carriere. Die Vereinfacher: Degas,
Toulouse-Lautrec, van Gogh, Vuillard, Trübner, Corinth und Slevogt.

Zunächst einmal: von welchen Problemen ist hier überhaupt die Rede? Diese
Frage wird gar nicht aufgeworfen. Handelt es sich um Freilicht- oder um Innen-
malerei? Und ferner: Welche Sonderprobleme der einen oder der anderen Gattung
werden denn verfeinert oder vereinfacht? Läzär kommt hier über ein paar wenig
besagende Andeutungen nicht hinaus. Außerdem ist die Kennzeichnung der Seiten-
gänger des Impressionismus durch die wenig glückliche Schematisierung Läzärs so
summarisch ausgefallen, daß ihre Individualitäten bei weitem nicht scharf genug
hervortreten.

Das Schlußkapitel bringt eine kurze Betrachtung über die Pointillisten. An sie
schließt sich eine Kritik des Impressionismus an, mit dem Ergebnis, daß die impres-
sionistische Naturdarstellung nicht die einzig mögliche, wohl aber eine berechtigte
ist. Es ist dem Impressionismus gelungen, ganz neue Möglichkeiten der künstle-
rischen Naturgestaltung zu entdecken und bisher für undarstellbar gehaltene, ja viel-
leicht nicht einmal wahrgenommene Naturphänomene mit vollendeter Meisterschaft
wiederzugeben.

Kiel.___________ Elisabeth von Orth.

Die Kunstmuseen und das deutsche Volk, herausgegeben vom Deutschen
Museumsbund; Kurt Wolff. Verlag, München 1920, 267 S.
»Während des Weltkrieges hat sich der Deutsche Museumsbund gebildet, in dem
nunmehr die allermeisten öffentlichen Kunstsammlungen Deutschlands durch ihre
Verwalter vertreten sind. Sein Bestreben ist es, einheitliche Gesichtspunkte für die
TätigkeiKseiner Mitglieder, für die Einrichtung und Nutzbarmachung der ihnen an-
vertrauten Museen aufzustellen, um damit den Forderungen der Gegenwart gemäß
ihre Wirkung zu steigern. Wir wollen Bewegung schaffen, damit die aufgespeicherten
Schätze der Vergangenheit in Wahrheit lebendig werden. Denn jedes echte Kunst-
werk ist ein Behältnis des Lebens, das nur der Erweckung durch den mitfühlende»
Beschauer harrt.« In diesem Sinne haben führende Mitglieder des Bundes für jede
Art der Kunstmuseen eine programmatische Betrachtung beigesteuert; ihre Samm-
lung füllt das vorliegende, sehr gut gedruckte Buch.
 
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