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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 16.1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.3618#0254

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248 BESPRECHUNGEN.

Apotheke, Laboratorium usw. Aber diese Kulturbilder müssen echt sein, echt in
der Umrahmung und echt in den Einzelstücken, denn die geschichtliche Wahrheit
ist oberstes Gesetz. »Diese unerschütterliche Regel gilt im großen wie im kleinen.
Sie beginnt schon bei dem räumlich größten Besitz, den ein Museum haben kann,
bei dem Museunisgebäude. Ist ein Museum so glücklich, ein brauchbares altes
Haus zu besitzen, ... so ist das ein großer Vorzug, denn ein altes Haus rahmt eine
Alteitumssammlung so gut und so natürlich ein, wie es kein Neubau vermag. Wo
aber kein altes Haus vorhanden ist, da soll man ehrlich sein und nicht ein Haus
bauen, das so tut, als ob es alt wäre. Hier beginnt die Fälschung.« Und jene
geschichtliche Wahrheit muß wandeln durch alle einzelnen Räume, denn das histo-
rische Museum ist weder Theater, noch Panoptikum. Auf Wahrheit, Übersichtlich-
keit und Lehrhaftigkeit kommt es allein an. Die beiden folgenden Abschnitte —
Georg Th i leni us, »Die Museen für Völkerkunde«, und OttoLehmann-Altona,
»Die Vereinigung von Kunst und Natur in den Museen« — treffen weniger den
Interessenkreis dieser Zeitschrift, obgleich die Verfasser es vorzüglich verstehen, die
verschiedenen Beziehungen zur Kunst klar herauszugreifen und in allen ihren Mög-
lichkeiten zu entwickeln. Das sehr aktuelle Thema »Die Museen und das Ausstellungs-
wesen« variiert in anziehender Weise W. F. St orck, von der Überzeugung geleitet,
das Ausstellungswesen werde in Zukunft ein wesentlicher Bestandteil des Lebens-
nervs vieler Museen. »Die Museumsführung« behandelt Theod or Volb eh r, der
selbst für sein Magdeburger Museum einen vorbildlichen Führer schrieb. Er ver-
langt Führer in verschiedenem Ausmaß, abgestuft nach den mannigfaltigen Bedürf-
nissen der Besucher, dann kleine Sonderschriften über einzelne Besitzstücke usw.,
denn »die Hauptsache muß das gedruckte Wort tun«, nicht der mündliche Vortrag,
wie heute viele Fachmänner meinen. Von reifer Sachkenntnis getragen ist die letzte
Abhandlung: »Der Museumsdirektor und die Museumskommission« von Karl Koet-
schau. Er weist nach, daß Kommissionen berechtigt waren, solange Kunstwissen-
schaft und Museumstechnik noch in ihren Anfängen lagen; heute kann es sich aber
bloß darum handeln, bereits geleistete Arbeit und ihre wirtschaftliche Grundlage zu
kontrollieren. Ein Museum vermag nur dort zu gedeihen, wo ein tatkräftiger Mann
an der Spitze steht, dem die ganze Verantwortung aufgebürdet wird, der diese Ver-
antwortung nicht nur als seine Pflicht, sondern auch als sein Recht, vor allem aber
als seine Ehre ansieht.

Auf den reichen und gediegenen Inhalt des Buches zurückblickend, werden wir
doch nicht recht warm und froh. Erinnern wir uns der wunderbaren Eindringlich'
keit der Einleitungsworte zum Nemes-Katalog von H. von Tschudi und der grund-
legenden Schriften Lichtvvarks, so scheint darin bereits das Wichtigste gesagt. Arn
Programmatischen hat sich wenig geändert; man mußte nur einiges streichen und
einiges hinzufügen. Nicht in dem Grundsätzlichen — das mit Ausnahme einiger
Streitpunkte fast selbstverständlich geworden ist — liegen heute die Verdienste,
sondern in der konkreten Verwirklichung. Und darum gewinnen die Aufsätze überall
dort an Fülle und Gewicht, wo sie Erfahrungen wiedergeben, Einzelleistungen
schildern. Deshalb wäre wohl eine andere Anlage des Bandes ersprießlicher g'e'
wesen; in seiner jetzigen Form sagt er dem Kenner nicht viel und für den Laie"
bleibt er zu blutleer. Warum griff man nicht lieber zu dem Mittel, das Koetschaus
Zeitschrift »Museumskunde« seit Jahren anwendet: Museumsarbeit durch Wort und
Illustration zu veranschaulichen. Ein kurzer programmatischer Auftakt — mit Literatui-
angaben — hätte vollauf genügt, ihm folgend ein ebenso knapp gehaltener historischer
Abriß mit charakteristischen Abbildungen. Und hierauf sollten die Einzeldarstellung6"
sich angliedern. Ein Einblick in die Museen von Lübeck, Danzig, Halle, Mann-
 
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