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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 16.1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.3618#0412

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406 BESPRECHUNGEN.

der Kunst sehr wohl gerechnet werden. Dennoch ist die Vorhersage über künftige
Entwicklungen ausgeschlossen, weil wir nicht übersehen können, wann neue Fak-
toren in die Geschichte der Kunst eingreifen. Diese entstehende Periodizität ist
freilich keine logische, sondern eine psychologische und zugleich andersartig, ]e
nachdem es sich um die kulturelle, die künstlerische oder auch um die Periodizität
des einzelnen Menschenlebens handelt. Auch die Verschiedenheit der Kunstarten
spielt hier eine Rolle; wir dürfen annehmen, daß die eine Kunstart mehr vom
nationalen, die andere mehr vom kulturellen Faktor abhängt usw. (II, 353—432).

Utitz selbst will sein Buch nicht als ein abgeschlossenes System der Kunst-
wissenschaft betrachtet wissen; das ist es schon deshalb nicht, weil es nur die
prinzipiellen Probleme erörtert, nicht aber in die Einzelheiten der Kunstwissenschaft
hinabsteigt. Es ist nach dieser Richtung hin der erste bedeutungsvolle Entwurf
nach Dessoirs mehr ins Einzelne gehender Bearbeitung der Kunstwissenschaft-
Niemand, der später dieses Problem bearbeiten will, wird an diesem großangelegten
Versuch vorbeigehen können, die Probleme der Kunstwissenschaft einheitlich zu
fassen.

München. Moritz Geiger.

Bruno Golz, Ludwig Richter, Der Mann und sein Werk. Mit 75 Ab-
bildungen nach teils noch unbekannten Werken Richters. 8". 160 S. R- Voigt'
länders Verlag in Leipzig (1920).
Mir geht es ähnlich wie dem Verfasser dieses Buches: ich habe eine stille,
aber starke Liebe zu Ludwig Richter. Deshalb nehme ich mir auch die Freiheit)
das Buch hier anzuzeigen, obwohl es nicht in meine Zuständigkeit gehört. 'cn
habe es in den Weihnachtstagen gelesen und mich dabei eines Wortes von Otto
Ludwig über Richter erinnert: »Das ist noch einer, der den Kindern ihren Weih"
nachtsbaum anzünden kann. Nach ihm wird's keiner mehr so können. Sieh da-
nie ein Strich zu viel, nie einer zu wenig. Das ist die echte Bescheidenheit in der
Kunst.« Man darf einen geistigen Fehlbetrag in solcher Bescheidenheit ruhig zU'
gestehen — der Verfasser hätte sich nicht gegen Gurlitt und Muther zu errege"
brauchen, die von Kleinheit bei Richter reden —, aber man darf ebenso unum-
wunden rühmen, daß innerhalb der gegebenen Grenzen etwas sehr Liebenswertes
zustande gekommen ist. Vor allem etwas sehr Deutsches, im Sinne des einstige'1
kleinbürgerlichen Haus- und Familienlebens, der Thüringer.Wälder, der Grimmschen
Märchen. — Das kunstwissenschaftliche Problem, das mit Richters Leistung ver-
knüpft ist, liegt in dem Zusammenhang, der von einem Volkstum zur Eigenart eines
bestimmten Künstlers führt; bei Richter tritt es auch in den Formen: Italien-Deutsch-
land, und: Religion-Materialismus hervor. Wie er denn selbst einmal gesagt hat:
»Unglaube und Kosmopolitismus zerstören die Grundlagen alles naturwüchsige'1
Daseins <■ In dem vorliegenden Buch werden solche ästhetischen Fragen nicht
erörtert, immerhin aber nahegelegt, wodurch es auch für uns wertvoll wird.

Berlin.

Max Dessoir.

E. Colin-Wiener, Die Entwicklungsgeschichte der Stile in der bilden-
den Kunst. Aus Natur und Geisteswelt 317—318. Leipzig, B. G. Teubner-
Cohn-Wieners Stilgeschichte ist ein gutes Beispiel für die Qualität des kunst"
historischen Unterrichts an Berliner Volkshochschulen. Seit 10 Jahren hat dies
knappe, klar gegliederte Übersicht über die Entwicklungsgeschichte der Stile ihren
Weg gemacht und sich ein breites Publikum erobert. In der 3. Auflage sind o>
 
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