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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 16.1922

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Besprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3618#0413

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BESPRECHUNGEN. 407

neuesten Ergebnisse der historischen Forschung verarbeitet worden. Der Verlag hat
"ie beiden Bände mit vielen Abbildungen bereichert, so daß das Buch mehr denn
Je geeignet ist, sich neue Freunde zu gewinnen.

Es ist begreiflich, daß der Verfasser in einem so allgemeinen Führer vor dem
Sturm und Drang der Gegenwart abbricht; aber vielleicht hätte es sich doch verlohnt,
m't stärkerem Nachdruck auf die neue Architektur Deutschlands hinzuweisen, nicht
a'lein, weil auf diesem Gebiet Werke von klarer und bestimmter Stilform geschaffen
worden sind, sondern vor allem, weil sich in der neuen deutschen Baukunst ein
Raumsinn ausprägt, der als Ausdrucksform einer neuen Gesinnung zu erkennen und
zu fassen ist. Der Hinweis auf die jüngste Innen- und Außenarchitektur in Deutsch-
end ist etwas kurz und dürftig.

Berlin. Otto Grautoff.

Karl Ernst Osthaus, Grundzüge der Stilentwicklung. Hagener Ver-
lagsanstalt, 191S. 69 S. 4°.

Ägypten, Griechenland, Alexandrien, Rom, Byzanz, frühislamitische Kunst, roma-
nische Kunst, Gotik, die Alhambra, Renaissance und Barock sind die den Inhalt
andeutenden Überschriften dieses anspruchslosen Streifzuges durch die Epochen der
Kunstgeschichte. Der Verfasser spricht selbst in der Vorrede davon, daß seine
Ausführungen keine neuen Tatsachen bringen und auch kaum eine neue Ansicht.
Hervorzuheben ist das Bemühen, die Unterschiede zu betonen und die Stile nicht
'neinanderfließen zu lassen.

Belebend wirkt die eigene Anschauung, über die der Verfasser in ungewöhn-
lichem Maße verfügt. Auf die Charakterisierung als solche hat sie freilich nicht
uefer eingewirkt. Das Wertvollste sind die zahlreichen Abbildungen auf Friedens-
Papier, die einen sehr guten Eindruck machen.

Kiel. Elisabeth von Orth.

P'ndars Stil von Franz Dornseif f. Berlin, Weidmannsche Buchhandlung 1921.
135 S.

Das Wesen von Pindars Stil beginnen wir seit zwanzig Jahren zu ahnen: die
Auffindung des Bakchylidespapyrus hat ermöglicht, den Stil der griechischen Chori-
'yi'ik um 480 zu erkennen. Als Pindars Stil darf darin nur das gelten, was nicht Stil
"es Bakchylides sein kann. Und in diesem Unterschied fassen wir etwas Bedeutendes;
es ist etwa, als ob wir Bach und Händel verglichen. Die Aufgabe, diesen Unter-
Schied nachzuweisen und darzulegen, ist freilich außerordentlich schwer; von den
sehr wenigen Pindarkennern, die es zur Zeit gibt, hat sich noch keiner daran gewagt,
dornseiff, den ich zu den Kennern noch nicht rechnen kann, scheint dies Problem
Sar nicht erkannt zu haben. Er spricht von Stilunterschieden zwischen Pindar und
bakchylides nur nebenbei. Der Titel führt also irre.

Vom Stil der Chorlyrik spricht Dornseiff oft. Was das ist, ließe sich schon etwas
dichter zeigen: man muß nur den lyrischen Stil etwa gegen den epischen oder den
des tragischen Dialogs abgrenzen. Zum mindesten muß man zeigen: das ist lyrisch,
"as ist nicht lyrisch. Freilich fordert auch dies schon eine Fülle mühevoller Einzel-
herstellungen grammatischer, textkritischer, auch metrischer Natur. Dornseiff hat
"eine vorgelegt. Nichts in dem Buch zeigt an, daß er fähig ist, im Einzelfall zu ent-
Scheiden: »das ist nicht griechischer Dichterstils ja selbst nur: »das ist nicht griechi-
Scher Stil«. Von solchen negativen Feststellungen war auszugehen; ohne sie kann
man nur Dunst entwickeln, und wenn man noch so geistreich ist.
 
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