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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Cremer, Franz Gerhard: Ein Rückblick auf die "moderne Kunst", [2]: in der internationalen Kunstausstellung zu Düsseldorf 1904
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Bücherschau
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29

1905. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

30

des Pöbels in der Kunst, der mit dem Heilig-
sten Mifsbrauch übt und alles verkehrt: denn
für den Erkennenden sowohl als für den Aus-
übenden, sagt Herder, gibt es nur eine einzige
Wahrheit, ein einziges Gute, wie es nur eine
höchste Schönheit gibt; was sich hierzu
in Gegensatz stellt, fällt unter das Prinzip des
Bösen. — In den Sprüchen des Bhartrihari
finden wir diese verschiedenen Richtungen
kurz aber treffend unter „Menschenklassen"34)
illustriert:

„Edle gibt es, die für andre streben
Und des eignen Vorteils sich begeben;

Und Gemeine, die für niemand sorgen,
Wenn das Ihre sie nicht erst geborgen;
Teufelsmenschen auch, die fremdes Glück
Um des eignen Nutzens willen stören;
Doch für solche weiß ich keinen Namen
Welche grundlos andrer Glück verkehren."

(Fortsetzung folgt.)
Düsseldorf. Franz Gerh. Cremer.

3t) »Die klassischen Dichtungen der Inder.«
Aus dem Sanskrit übersetzt und erläutert von Ernst
Meier, Prof. der morgenländischen Sprachen an der
Universität Tübingen. III. Teil. (Stuttgart, 1854.)
S. 79

Bücherschau.

Geschichte der deutschen Kunst von den
ersten historischen Zeiten bis zur Gegenwart von
Dr. Hermann Schweitzer, Direktor des städti-
schen Suermondt-Museums in Aachen. Mit 472
Textabbildungen und zahlreichen Einschaltbildern.
Otto Maier in Ravensburg 1905. (Preis 14 Mk.)
Das hier bereits (Bd. XVII, Sp. 275) gemeldete
Werk liegt seit einiger Zeit vollendet vor mit der
Mayer'schen Plakette des Großherzogs von Baden als
Widmungsbild, und in einem einfachen, aber gut de-
korierten Kallikoeinband. Der Verfasser hat sich
offenbar das Ziel gesteckt, den mittleren Bildungs-
ständen einen Einblick zu verschaffen in die Entwick-
lung der deutschen Kunst. Nicht nur aus den Büchern
geschöpftes, sondern auch an den Denkmälern durch
scharfe Beobachtung gewonnenes, umfassendes Wissen
bringt er für diesen Zweck mit, und versteht es, die
richtige Auswahl zu treffen, klar und verständlich zu
schildern. Sehr wohltuend berührt die objektive,
ruhige Art, mit der er hierbei verfährt, so daß man
seiner Führung gern sich anvertraut, ohne Unterschied
der Epoche und Richtung. — Das Ganze ist in 18 Ka-
pitel eingeteilt, von denen die 7 ersten, etwas mehr
als die Hälfte umfassend, stark in das XVI. Jahrh.,
bis zur Renaissance führen. — Dem Übergangs-
stil ist mit Recht ein eigenes (das III.) Kapitel ge-
widmet, in dem die erste Blüte der deutschen Plastik
eingehend behandelt wird, ihrer Bedeutung ent-
sprechend, zugleich der offensichtlichen Vorliebe des
Verfassers für den bislang nicht hinreichend gewürdig-
ten deutschen Skulpturenschatz. Der Gotik sind, ganz
nach Gebühr, nahezu 200 Seiten geopfert, und wenn
hierbei der zweiten Blüte der deutschen Plastik ein
eigenes Kapitel eingeräumt ist, je eines der spät- und
spätestgotischen Malerei, so ergibt sich schon daraus,
erst recht aber aus der gerechten Verteilung und
sachverständigen Beurteilung, wie sehr der Verfasser
auf der Höhe der Forschung steht. Auch das sonst,
trotz seiner glanzvollen Bedeutung vielfach vernach-
lässigte Kunstgewerbe kommt schon hier hinreichend
zur Geltung. — Von der Renaissance ab werden
die Kapitelabteilungen ausgiebiger, entsprechend dem
stärkeren Hervortreten des einen oder andern Zweiges,
wie des in den drei Jahrhunderten mit verschiedenem

Erfolg, aber ständig gepflegten Kunstgewerbes. Gleich-
wohl kommt weder die Architektur zu kurz, noch
auch die Malerei im Bunde mit der in der Barockzeit
zu neuer Blüte sich entfaltenden Plastik. Überall
berührt wohltuend die bei ernster Kritik sich be-
hauptende Objektivität der Beurteilung, sie ist nament-
lich von Wichtigkeit gegenüber dem Kunstschaffen
des letzten Jahrhunderts, in bezug worauf die
Anschauungen noch nicht geklärt sind, so daß an das
eigene Urteil des Verfassers um so höhere Anfor-
derungen gestellt werden. Fünf Kapitel, 150 Seiten,
werden ihm geopfert, zwei Drittel derselben seiner
Entwicklung seit der Hälfte des vorigen Jahrhunderts,
so daß auch die modernsten Richtungen nicht außer
acht gelassen werden. Dieser Vorzug ist um so
größer, als dem unzweifelhaften Bedürfnisse der Leser
nach einem zuverlässigen Führer auch auf diesem
aktuellen Gebiete, die ruhige Abwägung und klare
Darlegung des Verfassers entspricht. — Zu der Reife
des Textes paßt die Auswahl der Abbildungen, indem
nicht nur das Charakteristische mit sicherer Hand
herausgesucht, sondern auch manches Eigenartige,
minder Bekannte hinzugenommen ist, dank der Ver-
trautheit des Verfassers mit den süddeutschen, nament-
lich badischen Kunstschätzen, so daß hier also auch
eine nicht unerhebliche Bereicherung des deutschen
Bilderschatzes zu begrüßen ist. Wenn vereinzelte
Textillustrationen an Schärfe etwas zu wünschen übrig
lassen, so mag die Schwierigkeit der Beschaffung und
Eile der Ausfuhrung diesen kleinen Mißstand er-
klären, der sich bei der zweiten, gewiß nicht lange
ausstehenden, Auflage leicht beseitigen läßt.

Sehn ü tg en.

Leo XIII. Dargestellt von Martin Spahn. Mit

einer Heliogravüre. Kirchheim, München 1905.

(Preis 4 Mk.)

Dieses Lebensbild, das des großen Papstes innere

Entwicklung erklären will, ist vornehmlich aus seinen

Briefen und Hirtenschreiben geschöpft, aus seinen

verschiedenen Berufsstellungen kombiniert. Wie weit

das Elternhaus und die wissenschaftliche Ausbildung,

namentlich in Rom, wie die Tätigkeit als Delegat

(in Benevent), als Nuntius (in Brüssel), dann als
 
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