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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Beissel, Stephan: Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf 1904, [4,a]: Gebetbuch des Fürsten zu Salm-Salm
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https://doi.org/10.11588/diglit.4575#0028

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Abhandlungen.

Die kunsthistorische Ausstellung in
Düsseldorf 1904.

IVa.
4. Gebetbuch des Fürsten
zu Salm-Salm.

(Kat.-Nr. 566.)
(Mit 8 Abbildungen.)1)

den Gebetbüchern der Geistlichkeit
werden nur
die für die
sogenannten
„kleinen Ho-

V ' lo3 Non, d. h. nach unserer Zeitrech-
J Q nung für 6, 9, 12 und 3 Uhr be-
stimmten Abschnitte als Stunden-
gebet bezeichnet, nicht aber Matutin und Laudes,
die vorher, Vesper und Komplet, die nachher
verrichtet werden. Kürzer gefaßte Bücher, be-
sonders für Laien bestimmte „kleine Offizien",
welche an erster Stelle fast immer das Offizium
der Gottesmutter enthalten, sind dem Brevier der
Geistlichkeit nachgebildet und werden als Livres
d'heures, „Stundenbücher" bezeichnet.

Alle großen Bibliotheken besitzen viele,
meist mit Miniaturen verzierte Livres d'heures
und zählen dieselben oftmals zu ihren kost-
barsten Schätzen. Die einfachem Stundenbücher
sind viel gebraucht, beschmutzt und dann
weggeworfen worden. Je reicher das „Stunden-
buch" ausgestattet war, desto mehr diente es
nur als Schaustück, das vorsichtig gehütet wurde
und sich darum bis heute erhalten hat. Eines
der berühmtesten Bücher dieser Art ist das
Breviarium Grimani, freilich kein Livre d'heures,
sondern ein eigentliches Franziskanerbrevier.

Eine Klassifizierung der zahlreichen Livres
d'heures wurde bis dahin nicht versucht. Es
ist darum noch nicht festgestellt, welche Eigen-
tümlichkeiten die spanischen oder italienischen,

') Die schönen Aufnahmen zu den Abbildungen
dieses Artikels hat Herr Kühlen in M.-Gladbach
machen lassen. Er gestattet deren Vervielfältigung
und wird dieselben hoffentlich bald als eigene Bilder-
serie in den Handel bringen, um die Kenntnis der
Meisterwerke unserer deutschen Kunst des Mittelalters
aufs neue wirksam zu fördern.

englischen oder französischen, flämischen oder
deutschen Bücher dieser Art aufweisen. Man
begnügt sich damit, aus den Namen der im
Kalender und in der Litanei genannten Heiliger,
aus dem Stil der Miniaturen und Verzierungen
sowie aus der Sprache einen Schluß auf deren
Ursprung zu machen. Oft sind nämlich zwischen
die lateinischen Gebete andere in der Landes-
sprache eingefügt, ja, einige „Stundenbücher"
sind seit dem XV. Jahrh. ganz in der Landes-
sprache gehalten, weil sie für vornehme Laien
hergestellt wurden, die Latein nicht einmal
oberflächlich verstanden.

Das hier in Rede stehende, nur 9 cm hohe,
8 cm breite Buch, aus dem wir, dank der gütigen
Erlaubnis des Besitzers, Seiner Durchlaucht des
Fürsten zu Salm-Salm in Anholt, acht Miniaturen
veröffentlichen, enthält eine Erklärung der
Monatszeichen und Monate, das „kleine Offizium
der seligsten Jungfrau", die Bußpsalmen, die
Allerheiligenlitanei und eine Reihe kleinerer
teils vor jene Psalmen, teils hinter jene Litanei
gestellter Gebete.

Der Text ist in niederdeutscher Sprache der
Mitte des XV. Jahrh. gegeben. Zu unter-
suchen bleibt, ob er im Kölnischen Dialekt
gefaßt ist und ob ihm die von Gerhart Groot
um 1380 angefertigte Übersetzung des maria-
nischen Offiziums zugrunde liegt.2)

Wie in den meisten Livres d'heures ist
jeder Teil des Offizium von einer Miniatur
begleitet. Beim Beginn der Matutin zeigt der
Miniator das Bild der Verkündigung.3) In den
Ranken ihres Rahmens trägt ein rotes Schild
einen goldenen Löwen. Ihm gegenüber hält
ein gekrönter Löwe eine Fahne, in dessen
rotem Grunde wieder ein solcher Löwe schreitet.
Der über und unter das Bild gesetzte Text
lautet: He begynnent unser liever Frawen
Gezyde. Tzo Mitten (Metten). Domine labia.
Here to off myne Lippen und myn Mont sal
kundigen dinen Loff. Got will"

-') Grube, »Gerhart Groot und seine Stiftungen«,
Köln, Bachern (1883), Görresverein IV, 76.

3) Die I. und 2. Miniatur sind in den »Stimmen
aus Maria Laach« LXVII (1904) 428 abgebildet;
die 3. findet sich in der 2. Auflage des Kataloges
der Düsseldorfer Ausstellung.
 
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