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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Falke, Otto von: Meister Nicolaus von Verdun und der Dreikönigenschrein im Kölner Domschatz
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https://doi.org/10.11588/diglit.4575#0100

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169

1905. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

170

der Stilvergleichung und aus technischen Eigen-
tümlichkeiten sich herausholen lassen. Das ist
aber bei kunstgeschichtlichen Untersuchungen
ein sehr gewöhnlicher Übelstand.

Ich bin zu dem Ergebnis auf einem Um-
weg über die Entwicklungstadien in der kölni-
schen Schmelzkunst hingeführt worden und
will auch hier an diesem Wege festhalten.

Bald nachdem Fridcricus von S. Pantaleon
unter dem Einfluß des Heribert-
schieines die malerische Behand-
lung des vielfarbig abschattierten
Kupferschmelzes in reiner

Gru ben-
technik mit

den Erz-
engel- und
Cherubim-
platten des
Maurinus-
schreins14)
auf die Höhe
der Vollen-
dung hinauf-
geführt hatte,
macht sich
in der Tech-
nik wie im
Ornament
des kölni-
schen Emails
ein Umschlag
bemerkbar.

Der n eue
Stil tritt zu-
erst mit dem
Annoschrein
von 1183,
dem ersten
selbständigen

Werk des

neuen, auf Fridericus folgenden Leiters der
Pantaleonswerkstatt, noch in untergeordneter
Rolle auf; er entfaltet sich bereits arri Al-
binusschrein von 1186 und kommt am Dom-
schrein zu entschiedenem Durchbruch. Seine
zwei wesentlichen Kennzeichen sind: Erstens
geometrische Ornamente in Zellen-
schmelz techni k und in vollen, scharf kon-
trastierenden Farben an Stelle der weich ab-
schattierten vegetabilen Rankenornamente in

I4) »Deutsche Schmelzarbeiten« Farbentafel XI.

Abb. 3.
Geburt Christi, Schmelzplatte vom Klosterneuburger Altar. Nach Drexler

Grubentechnik, zweitens einfarbig blaue
Schmelzplatten mit ausgesparter Zeichnung
in vergoldetem Kupfer.16)

Was war der Anlaß zu dieser Wandlung?
Der Wunsch, neben dem in der spätromani-
schen Goldschmiedekunst immer üppiger ent-
falteten Filigran auch dem Email kräftigere
Wirkungen zu verleihen, erklärt wohl, warum
man die neue Zellenschmelzgattung bevorzugte,
'cht aber, woher man sie

nregung ist wie zur
ricus durch den
Heribert-
schrein, wie-
derum von
außen ge-
kommen.
Man findet
die Quelle,
wenn man
die ornamen-
talen
Schmelzplat-
ten auf der
Umrahmung
derBildtafeln
des Kloster-

neuburger
Altars durch-
mustert. 16)

Wenigstens
drei Viertel

von den
rechteckigen

Schmelz-
plättchen auf
der Umrah-
mung des Al-
tars und alle
die geboge.

nen Plättchen, welche die Kleeblattbogen über
den Bildfeldern zieren, sind in der Weise herge-
stellt, daß die Ornamente aus Zellen in die atisge-

'*) Ich verweise hier auf die ausführliche Dar-
stellung des neuen Schmelzstils in den »Deutschen
Schmelzarbeiten des Mittelalters« S. 56, 57. Beispiele
sind abgebildet daselbst auf den Farbentafeln VI,
VII, XVII, XIX, XX, XXI.

16) Die Publikation von Drexler ist die erste,
welche nicht nur die Bildtafeln, sondern auch die
ornamentale Umrahmung des Klosterneuburger Altars
wiedergibt, zum Teil sogar in Farben. Leider ha
 
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