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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Falke, Otto von: Meister Nicolaus von Verdun und der Dreikönigenschrein im Kölner Domschatz
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https://doi.org/10.11588/diglit.4575#0104

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177

1905. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

m

pen, wie der Flucht nach Ägypten, der Geburt
und Taufe Christi, sowie aus der Bewegung,
Stellung und Gewandung ohne weiteres ersicht-
lich. (Abb. 4.) Wir entnehmen dem Denkmal in
Tournai zunächst die Tatsache, daß Nicolaus
nicht nur Schmelzkünstler, sondern auch, wie
wohl die meisten Goldschmiede seiner Zeit, ein
Meister der Treibarbeit, das heißt Plastiker in
Metall gewesen ist. Molinier, der das außer-

Die Figuren von Tournai, deren Relief noch
mehr vom Hintergrund losgelöst ist, scheinen
den Bildern in Klosterneuburg näher zu stehen,
als die Figuren in Köln. Dieser Eindruck wird
dadurch hervorgerufen, daß der Marienschrein
nicht mit Einzelfiguren, sondern mit bewegten
Gruppen in jeder Kleeblattbogennische ausge-
stattet ist. Die Schmalseiten enthalten die An-
betung der hl. drei Könige und Christus zwi~

Abb. 6. Christus vom Marienschrein in Tournai.

ordentliche Können des Lothringer Meisters
auf Grund seiner beiden bezeichneten Werke
mit tiefem Verständnis gewürdigt hat, stellt
ihn auch als Bildhauer in die erste Reihe unter
seinen Zeitgenossen: „Nicolas de Verdun peut
prendre place a cöte" des plus grands sculpteurs
du XII6 et du XIIIe siecle; c'est un artiste,
aupres duquel les autres orfevres, quels que
soient leur savoir ou leur virtuositif, passent
au second plan".20)

E. Molinier, »L'orfevrerie« S. 164.

sehen zwei Engeln thronend; die Langseiten
je drei Bilder: Verkündigung, Maria und Eli-
sabeth, Geburt Christi; Flucht nach Ägypten,
Darbringung im Tempel und Taufe im Jordan.
Obwohl nun fast alle Figuren in Tournai
stehend und bewegt dargestellt sind, genügt
doch allein schon der Vergleich der Gewandung
und der bärtigen Männerköpfe, um die alier-
engste Verwandtschaft mit den Figuren in Köln
offenkundig nachzuweisen. Auch für die Frauen-
köpfe ist ein Vergleich möglich. Meister Ni-
colaus hat sowohl am Klosterneuburger Altar
 
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