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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Kleinschmidt, Beda: Das Rationale zu Paderborn
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Vom Dom zu Bamberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.4575#0143

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251

1905. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

252

4. Wie das erzbischöfliche Pallium bezüglich
des Gebrauches manchen Einschränkungen
unterworfen ist, ähnlich auch das Rationale.
Zunächst darf der Bischof nur an einigen, in
den päpstlichen Urkunden genannten Tagen
sich seines Ehrenschmuckes bedienen, nämlich
an Gründonnerstag, Ostern, Christi Himmel-
fahrt, Fronleichnam, Weihnachten, Beschnei-
dung des Herrn, Epiphanie, Allerheiligen, Peter
und Paul, Johannes Bapt, Liborius, Kreuz-
erhöhung und Kreuzerfindung und an allen
Muttergottesfesten; ferner darf eres tragen bei
der Ordination der Kleriker und der Kon-
sekration der Kirchen. Es sind ungefähr die-
selben Tage, an denen seit dem XL Jahrh.
den Erzbischöfen das Tragen des Palliums
gestattet war, mit dem ja unsere Insignie eine
große Ähnlichkeit hat. Ferner darf sich der
Bischof des Rationale nur innerhalb der Diözese
bedienen, nicht aber, wenn er sich außerhalb
derselben befindet. Endlich hebt die Ver-
leihungsurkunde noch hervor, daß er es nur
bei der hl. Messe, also nicht bei andern kirch-
lichen Funktionen tragen darf. Dieser dop-
pelten Einschränkung unterliegt ebenfalls das
Pallium.

Wie beim Anlegen der übrigen liturgischen
Gewänder spricht der Bischof auch beim Ratio-
nale ein kurzes Gebet, das in den verschie-
denen Kirchen nicht gleichlautend ist. In
Paderborn lautet es: Per decoris huius in-
strumentum plenum oro, Domine, in me reme-
dium operare miserationis, ut quod in facie
ad decorem ecclesiae gero, operum meorum
commendet effectus ac gratia tua me dignum

reddas, ut tibi in omnibus placere valeam.
Amen.

5. Wenn ich zum Schluß noch ein kurzes
Wort über die symbolische Bedeutung
des Rationale hinzufüge, so geschieht es in
der Überzeugung, daß wenigstens im Mittel-
alter unsere Insignie, ebenso wie alle andern
liturgischen Gewänder, symbolisch gedeutet
wurde.23) In Paderborn lernen wir diese Sym-
bolik aus einer der Inschriften kennen, womit
es verziert ist, nämlich aus den vier bezw.
fünf aus Goldplättchen gearbeiteten Worten:
Doctrina etc. Ähnlich lautet auch die Inschrift
auf dem Rationale zu Krakau aus dem XIV.
und zu Eichstätt aus dem XV. Jahrh. Die
Worte Doctrina — Veritas deuten zunächst auf
den Zusammenhang mit dem alttestamentlichen
Rationale, welches dieselben Worte trug,24) sie
sollen den Bischof mahnen, sich durch ein reiches
Wissen vor seinen Untergebenen auszuzeich-
nen und sie ohne Falsch und Hehl zu leiten
und zu regieren, die Wahrheit soll ihm bei
all seinem Tun und Lassen als Leuchte vor-
schweben, sie soll er lehren und verteidigen.
Die Worte Fides (Spes) Caritas aber sind für
ihn eine Mahnung, auch durch die Übung der
Tugenden der ihm anvertrauten Herde zum
Beispiel zu sein, um sie so durch sein Wissen
und durch sein Tugendleben auf die engen
Pfade zu geleiten und sie dem »Oberhirten«
Jesus Christus zuzuführen.

St. Ludwig Kolleg bei Harreveld (Holland).

Beda Kleinschmidt O. F. M.

n) Vergl. meine Studie »Das Rationale« S. 45
(Separat-Abdruck).
M) 2. Mos. 28, 30.

Vom Dom

lenthalben ist man bestrebt, die
durch das Alter mitgenommenen
Bauten des Mittelalters durch sach-
gemäße Erneuerungen und kon-
struktive Verbesserungen vor ihrem Untergange
zu bewahren. Es herrscht auf diesem Gebiete
in unseren Tagen eine rege Tätigkeit, die
jedoch nicht immer erfreuliche Blüten zeitigt.
Die Zahl derer, welche ein tiefes Verständnis
für die Kunst der Alten haben und Architekt
wie Künstler zugleich sind, ist ja auch nicht
allzu groß. Doch gibt es noch viele Bau-
werke, die einer Restauration dringend be-
dürften, da der Grad der Verwitterung der

zu Bamberg.

architektonischen und ornamentalen Details
I wie auch des figürlichen Schmuckes ein stark
vorgeschrittener ist, deren Erhaltung aber noch
nicht mit vollem Ernst in Aussicht genommen
scheint. —

Zu dieser Gattung gehört auch der Bam-
berger Dom, der mit seiner doppelchörigen
Anlage und seinen vier Türmen der gewich-
tigste Kirchenbau der spätromanischen Epoche
im südlichen Deutschland ist. Über seine Bau-
geschichte läßt sich keine volle Klarheit ge-
winnen, da aus der maßgebenden Zeit die
Nachrichten fehlen. Der Dom, wie er heute
steht, ist ein Werk des XIII. Jahrh., bei dem
 
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