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1905. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.
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auf den beiden Levitengewändern noch auf dem
Pluviale, dessen Schild nur mit dem von schwe-
rem Barockrankenwerk umgebenen Namen Jesu
geschmückt ist.
Anders verhält sich die Sache dagegen bei
der zur Kapelle gehörenden Kasel (Abb. 2). Hier
ist sowohl das
Kreuz auf dem
Rücken, wie der
Stab der Vor-
derseite ganz
mit Bildwerk
gefüllt. Die
Darstellungen
schließen sich
noch in hohem
Maße an die
spätmittelalterli-
chen Gepflogen-
heiten an. Das
Kreuz auf der
Rückseite ent-
hält eine Abbil-
dung des Ge-
kreuzigten. Der
Kreuzesstamm,
woran der Got-
tessohn hängt,
besteht aus
einem in zwei
Ästesich gabeln-
den, Blätter und
Trauben tragen-
den Weinstock.
Sehr edel und
ausdrucksvoll
ist der Kopf des
Gekreuzigten.
Oberhalb des
letzteren, in dem
über den Quer-
balken hervor-
ragenden Teil
des Vertikalbal-
kens, findet sich nach spätmittelalterlichem
Brauch der ewige Vater, in der Linken die
Weltkugel, die Rechte zum Segen erhoben,
auf dem Haupt die dreikronige Tiara, etwas
tiefer die Taube als Symbol des hl. Geistes,
die ihre Strahlen auf den Gekreuzigten aus-
sendet. In den Enden des Querbalkens ge-
wahrt man, wie ebenfalls fast regelmäßig bei
den älteren Darstellungen dieses Gegenstandes,
gut in den Raum hineinkomponierte Engel,
welche das aus den Wunden der Hände Christi
fließende Blut in Kelche auffangen. Ein dritter
Engel ist zu ähnlichem Zwecke hart zu Füßen
des Heilandes
angebracht. Am
unteren Ende
des Kreuzes ste-
hen die hhl. Ig-
natius und Fran-
ziskus Xaverius,
durchlnschriften
auf dem Nimbus
als solche ge-
kennzeichnet.
Der Stab der
Vorderseite ent-
hält überein-
ander drei Dar-
stellungen. Sehr
eigenartig und
merkwürdig ist
die oberste.
Christus in Rü-
stung als Feld-
herr dargestellt,
ein mächtiges
Kreuz haltend,
birgt unter
seinem Mantel
eine Anzahl
anderer nimbier-
ter Kreuzträger,
die nur mit
Lendenschurz
bekleidet sind
und auf dem
Haupt eine
Dornenkrone
tragen. Eine be-
stimmteBezeich-
nung ist diesen
Heiligen nicht beigefügt, weshalb wir in den-
selben entweder allgemein Heilige derGesellschaft
Jesu oder überhaupt heilige Seelen zu sehen haben,
die den Heiland als ihrem Führer hienieden treu-
lich auf dem Wege des Kreuzes zu folgen sich
bemühten. Das Bildwerk ist wohl eine alle-
gorische Darstellung des in den Exerzitien des
ihrtskirche zu Köln.
1905. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.
304
auf den beiden Levitengewändern noch auf dem
Pluviale, dessen Schild nur mit dem von schwe-
rem Barockrankenwerk umgebenen Namen Jesu
geschmückt ist.
Anders verhält sich die Sache dagegen bei
der zur Kapelle gehörenden Kasel (Abb. 2). Hier
ist sowohl das
Kreuz auf dem
Rücken, wie der
Stab der Vor-
derseite ganz
mit Bildwerk
gefüllt. Die
Darstellungen
schließen sich
noch in hohem
Maße an die
spätmittelalterli-
chen Gepflogen-
heiten an. Das
Kreuz auf der
Rückseite ent-
hält eine Abbil-
dung des Ge-
kreuzigten. Der
Kreuzesstamm,
woran der Got-
tessohn hängt,
besteht aus
einem in zwei
Ästesich gabeln-
den, Blätter und
Trauben tragen-
den Weinstock.
Sehr edel und
ausdrucksvoll
ist der Kopf des
Gekreuzigten.
Oberhalb des
letzteren, in dem
über den Quer-
balken hervor-
ragenden Teil
des Vertikalbal-
kens, findet sich nach spätmittelalterlichem
Brauch der ewige Vater, in der Linken die
Weltkugel, die Rechte zum Segen erhoben,
auf dem Haupt die dreikronige Tiara, etwas
tiefer die Taube als Symbol des hl. Geistes,
die ihre Strahlen auf den Gekreuzigten aus-
sendet. In den Enden des Querbalkens ge-
wahrt man, wie ebenfalls fast regelmäßig bei
den älteren Darstellungen dieses Gegenstandes,
gut in den Raum hineinkomponierte Engel,
welche das aus den Wunden der Hände Christi
fließende Blut in Kelche auffangen. Ein dritter
Engel ist zu ähnlichem Zwecke hart zu Füßen
des Heilandes
angebracht. Am
unteren Ende
des Kreuzes ste-
hen die hhl. Ig-
natius und Fran-
ziskus Xaverius,
durchlnschriften
auf dem Nimbus
als solche ge-
kennzeichnet.
Der Stab der
Vorderseite ent-
hält überein-
ander drei Dar-
stellungen. Sehr
eigenartig und
merkwürdig ist
die oberste.
Christus in Rü-
stung als Feld-
herr dargestellt,
ein mächtiges
Kreuz haltend,
birgt unter
seinem Mantel
eine Anzahl
anderer nimbier-
ter Kreuzträger,
die nur mit
Lendenschurz
bekleidet sind
und auf dem
Haupt eine
Dornenkrone
tragen. Eine be-
stimmteBezeich-
nung ist diesen
Heiligen nicht beigefügt, weshalb wir in den-
selben entweder allgemein Heilige derGesellschaft
Jesu oder überhaupt heilige Seelen zu sehen haben,
die den Heiland als ihrem Führer hienieden treu-
lich auf dem Wege des Kreuzes zu folgen sich
bemühten. Das Bildwerk ist wohl eine alle-
gorische Darstellung des in den Exerzitien des
ihrtskirche zu Köln.