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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Braun, Joseph: Ein Kölner Nadelmaler des XVII. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.4575#0172

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305

1905. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

306

hl. Ignatius niedergelegten und den Gipfel-
punkt desselben bezeichnenden Gedankens, daß
die höchste Vollkommenheit darin besteht,
sich dem Erlöser als dem göttlichen Heer-
führer im Kampf gegen Welt und Teufel in
dem Maße zu
verähnlichen,
daß man aus
ganzer Seele
begehrt und
strebt, alle des-
sen Schmach
und Leiden ge-
treulichst zu
teilen. Die
Mitte des Sta-
bes nehmen
zwei hl. Jung-
frauen ein, von
denen die eine
ohne Beigaben
und darum un-
bestimmbar,
die andere
aber an dem
Schwert, das
ihren Hals
durchdringt,
als die hl.
Lucia gekenn-
zeichnet ist.

Die letzte
Reihe der Dar-
stellungen
setzt sich aus
den Figuren
der Apostel-
fürsten Petrus
und Paulus zu-
sammen.

Ausgeführt
sind die Stik-

kereien des
Kreuzes und
des Stabes, die

Fleischteile
und einige andere unbedeutende Partien ab-
gerechnet, für die der Atlasstich Verwendung
gefunden hat, in Lasurstickerei, die Trauben
über leichter Einlage in wagerechtem Stilstich.
Sowohl die in Lasurmanier, wie die im Atlas-
stich gearbeiteten Partien sind technisch von

Abb. 2. Kasel in der St. Maria-Himmelfahrtskirche zu Köln.

musterhafter Vollendung und beweisen, daß
die Hand, welche die Kasel schuf, die eine
wie die andere Technik gleich meisterhaft be-
herrschte. Aber auch zeichnerisch verdienen
die Darstellungen alle Anerkennung. Von

glücklichster

Wirkung ist

namentlich das

Kreuz auf dem

Rücken des

Meßgewandes,

in welchem der

himmlische
Vater mitsamt
iler Taube sein
Gegengewicht
l den Figuren
des hl. Igna-
tius und Fran-
ziskus findet,
die reizenden
Engelgestalten
der Darstel-
lung des Ge-
kreuzigten die
Wageschale
ialten,und die
zartgrünen, das
Gold durch-
scheinen
lassendenBlät-
ter des Wein-
stockes, der
sich wie das
alles verbin-
dende Mittel

durch die
ganze Stickerei
zieht, mitsamt
den in glück-
ichster Har-
monie durch
das Blattwerk
verteilten bor-
deauxfarbigen
Trauben eben-
mäßig den freien Grund ausfüllen, ein Ge-
samtbild, wie es nach Komposition und Farben-
gebung besser kaum zu schaffen wäre, zeichnerisch
aber, im einzelnen zum wenigsten, sehr befriedigt.
Den Fond des Gewandes bedecken wie bei
den vorhin erwähnten Paramenten massige, zu-
 
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