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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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56

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 3.

etwas zusammengetrommelt aus; von Liturgie
hört man nicht viel mehr wie einige Allge-
meinheiten, und was von Kunst dargeboten
wird, kommt ebenfalls über oberflächliche
Behandlung durchweg nicht hinaus, ab-
gesehen von O. Doenngs „Kirchliche Kunst
der Gegenwart". Ich frage mich aber, ob
ein solcher Aufsatz in das vorgedruckte Pro-
gramm der neuen Zeitschrift hineingehört.
Wenn man an vielleicht gerade vorrätige
Abbildungen anknüpft, um eine Zeitschrift
zu füllen, so wird man bald das Niveau tief
herunterdrücken. Um eine Abhandlung
herauszugreifen: Was hat es für einen Zweck,
in fünf Spalten dieses kleinen Formates das
Thema zu behandeln: „Darstellungen des
Gekreuzigten und Auferstandenen in der
Malerei"? Lieber nicht, man kann dadurch
höchstens bei dem uneingeweihten Leser die
Anschauung wecken, als ob tatsächlich dieses
künstlerisch unerschöpfliche dramatische und
epische Thema der Heilsgeschichte in der
Kunst unendlich mager weggekommen sei.

Ich halte es für eine Pflicht, gleich zu
Anfang ganz unumwunden über das neue
Unternehmen mich zu äußern, da sicherlich
auch die stets üblichen und später zur Re-
klame benutzten „Äußerungen der Presse"
auf der Bildfläche erscheinen werden. Hier
heißt es: Besser machen! Oder sollte ich
mich völlig geirrt haben über das für den
Leserkreis angenommene Niveau? Witte.

A. Wanckel.Evangel.ischerKir-
chenbau zu Beginn des XX.
Jahrhunderts. Wittenberg 1914.
Verlag A. Ziemsen. Preis 9 M.
Die ganz ungewöhnlich reiche Erfahrung
eines alten Praktikers stellt sich hier in aller-
bestem Sinne in den Dienst der Kirchen-
kunst. Der protestantischen Geistlichkeit
wird hier ein Hand- und Nachschlagebuch
in die Hand gegeben, das in mustergültiger
Weise über den Stand, über die Aussichten
und die Verwendbarkeit der neuzeitlichen
Baukunst orientiert. Hoßfelds Buch „Stadt-
und Landkirchen", dem auch an dieser Stelle
des öfteren so reiches Lob gespendet wurde,
ist durch die Neuerscheinung keineswegs
überflüssig gemacht, da es gewissermaßen
die Präliminarien bietet für W.s Buch; beide
ergänzen sich gar in recht glücklicher Weise,
beiden ist der große Vorzug eigen, daß sie
in einer ebenso feinen, wie verständlichen
Diktion an Kundige und Unkundige sich

wenden. Wanckel hat auch rein alles be-
sprochen, den Kirchenbau von den ersten
Stadien der Vorarbeiten bis zur vollständigen
Inneneinrichtung. Die Winke sind .ungemein
praktischer Art und werden den Kirchen-
vorständen und Geistlichen gute Dienste tun.
Ein eigener dritter Teil des Buches behandelt
die Wiederherstellung alter Kirchen, ein
wichtiges, leider wenig beachtetes Kapitel,
ein vierter Abschnitt bespricht die ebenso
bedeutsame Friedhoffrage. Ein Abschnitt
„Praktischer Ratgeber für den Geschäfts-
gang vor und bei dem Kirchenbau" beschließt
das inhaltreiche Werk. Wertvoll werden
W.s Ausführungen erst durch das geschickt
und mit viel Geschmack gewählte Bilder-
matenal, das stets erläuternd den Text
begleitet. Hier würde aber die Wiedergabe
einiger prägnanter Gegenbeispiele besonders
instruktiv sein. Mit einzelnen als Muster-
beispiele gegebenen Arbeiten wird man sich
allerdings weniger befreunden können, so,
um ein Beispiel herauszugreifen, mit dem einer
jüdischen Sternlampe nachgebildeten elek-
trischen Kronleuchter (S. 203), bei dem die
Anbringung der leichten Glühbirnen ebenso
unnatürlich erscheint, wie bei dem in Kreuz-
form gebildeten (S. 204). Auch die Stickerei-
entwürfe kranken vereinzelt an mangelhafter
Stilisierung für Stickerei, ich möchte sagen
an zu starkem Naturalismus.

Wanckels Buch ist ein gelungener Wurf,
es wird sich ganz ohne Zweifel viele Freunde
werben, und zwar durch Empfehlungen, die
es sich selber ausstellt. Die Disponierung
des Stoffes ist eine so natürliche, daß ein seit
längerer Zeit in Bearbeitung befindliches
ähnliches Handbuch der katholischen Kir-
chenkunst kaum wesentlich anders angelegt
werden kann. Witte.

Das Kommunion - Andenken,
welches der Verlag von J. P. Bachern in Köln
durch Franz Müller in Düsseldorf hat malen
lassen (Bildfläche 33 X 21/2, Einzelpreis
35 Pf.), stellt die erbauliche Szene dar, wie
der hl. Karl Borromäus dem hl. Aloysius die
erste heilige Kommunion spendet. Die neben
dem Sohne in einer Querbank knieenden
Eltern erhöhen die Intimität des Aktes in der
kleinen einfachen Kapelle, in der die fünf
Personen (mit dem Meßdiener) sich in farb-
licher Stimmung von dem grauen Grunde
harmonisch abheben, ohne die Hauptgruppe
des frommen Jünglings und des Kirchen-
fürsten zu beeinträchtigen. Sdinütgen.
 
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