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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0069

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Nr. 3.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

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tige, mittelalterliche Exemplare in mehrere
Kölner Museen übertragen sind), den ver-
schalten, den stuckverzierten, für die ein
eigener Typus mit und ohne Balken sich
zahlreich erhalten hat, ständig neue Muster
bietend dem Spürsinn der offiziellen Forscher.
Auch die Wände mit ihren Malereien und
Vertäfelungen werden berücksichtigt.; die
Fenster mit ihren bis in das XV. Jahrh.
zurückreichenden Verglasungen und charak-
teristischen Medaillenscheiben, und mit
ihren Gittern und Oberlichtern, in die
Wappenschildchen des XVIII. Jahrh. mit
Widmungen gern Aufnahme fanden, in
freundschaftlichem Austausch. — Fenster-
und Türgewande der Spätgotik zeich-
nen sich durch ihre starken Profilierungen
aus, wie die Fensterstäbe, die soviel zur
Charakteristik des XVI. Jahrh. beitragen. —
Für die spätgotische und Renaissance-Ein-
bauten der Stein- und Holzsitze, wie der
Estraden, auch des Gestühls in Hauskapellen,
hätten noch mehrere Beispiele herangezogen
werden können, namentlich auch für die
Möbel, die aber eigentlich über die Aufgabe
des Buches hinausreichen, so dankbar diese
Beigabe zu begrüßen ist.

Der IV. Abschnitt mit seinen ein-
gehenden Untersuchungen über den Bau-
betrieb, über die Bauzünfte, Städtische
Bauverwaltung, Bauvorschriften, Bauschulen,
Baukosten, hat der Verfasser mit großer
Emsigkeit ein kostbares Material zusammen-
getragen, welches durch den zum Teil
urkundlichen Anhang Bestätigung und Er-
weiterung erfährt.

Der V. Abschnitt, dem Umfange
nach das letzte Drittel des Ganzen, mit nahezu
der Hälfte sämtlicher Abbildungen, die fast
alle auf eigner Aufnahme beruhen, behandelt
die Entwicklung der Baufor-
men, deren Beschreibung und Vorführung
ganz besonderes Interesse beanspruchen.

Mittelalter, Renaissance, Ba-
rock,RokokoundKlassizismus
teilen sich in die Ausbeute, die unbedenklich
als eine wesentliche Bereicherung der Archi-
tekturgeschichte bezeichnet werden darf. Die
bürgerlichen Bauten aus dem Anfang des
XIII. Jahrh., von denen allerdings nur noch
wenige und auch diese nur in starker Erneue-
rung erhalten geblieben sind (einer als zum
Wohnhaus [Mathiasstraße 4] umgebaute Ka-
pelle mit spätromanischem Wandgemälde,
vgl. Zeitschrift für christliche Kunst II.
89—94), haben in Deutschland und auch in

den Nachbarländern nur wenige Parallelen
(die fast vollzählig aufgezählt werden); mehr
ist erhalten geblieben aus der zweiten Hälfte
des XV., noch mehr aus der ersten Hälfte
des XVI. Jahrh., und ihre Eigentümlichkeiten
und Einwirkungen nach außen werden in das
richtige Licht gestellt. Die bodenwüchsigen,
wie die aus den Niederlanden eingeführten
Renaissanceformen werden besonders nach-
gewiesen, ebenso die fremdländischen Ein-
flüsse durch den Barock, den vlämischen,
italienischen, französischen, bis die Bau-
tätigkeit im Sinne des Louis XVI. — und
Empirestils mit der Romantik den mageren
Schluß bildet.

Eiserner Fleiß und vollständige Beherr-
schung des Stoffes haben dieses vortreffliche
Buch ermöglicht, dem keine Stadt in Deutsch-
land, nicht einmal Nürnberg, ein ähnliches
an die Seite stellen kann. Voraussetzungen
für dasselbe waren freilich die meisterlich er-
schlossenen archivahschen Quellen, nament-
lich Keußens Topographie, wie keine andere
Stadt sie besitzt. — Der Verlag hat nichts
unterlassen, das Buch hinsichtlich der Druck-
legung wie der Ausstattung auf die Höhe zu
bringen, so daß es als musterhaft bezeichnet
werden darf; sein Preis in dem soliden Ein-
band ist sehr mäßig. — Obwohl seine Be-
deutung weit hinausreicht über den Bereich
der Stadt und der Provinz, so haben die
Kölner doch an ihm das meiste Interesse,
welches hoffentlich bekundet wird durch
zahlreiche Bestellung dieses unvergleichlichen
Führers durch die alte Heimatstadt und die
Häuser der Vorfahren. Schnütgen.

Das Kirchenjahr in Liturgie
und Kunst. Illustrierte Zeitschrift.
Verlag von B. Kühlen, M.Gladbach. Jähr-
lich 6 Nummern mit Kunstbeilagen.
Abonn. 1,50 M. jährl. Schriftleitung
P. CorbinianWirz, O. S. B.

Das 1. Heft des 1. Jahrganges dieser neuen
Zeitschrift, deren Titel ungemein weit-
greifend ist, bedeutet nicht gerade ein gutes
Omen für die Zukunft. Erstmals wird kein
vernünftiger Mensch, welcher das neapelgelbe
Titelblatt mit orangefarbenem Rand und der
schwarzen Schrift sieht, in dem Heft selbst
eine Apologetik des Geschmackes vermuten.
Oder soll die auch nicht vertreten werden ?
Dann lasse man aber das Wort „Kunst" aus
dem Titel fort. Wir müssen uns wahrhaftig
schämen, wenn wir solchen Ungeschmack an
der Stirne tragen. Also jedenfalls fort mit
diesem üblen Titelblatt. Der Inhalt sieht
 
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