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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Pudor, Heinrich: Das Stahlkreuz von Kalksburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0145

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Nr. 8/9.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

129

berg und P. Munch, im Süden besonders
seitens Leone Leoni und Pompeo Leoni
aus Mailand, Giorgio Ghisi von Mantua
und Guiseppe de Vicis von Mailand. Aber
selbst in den Blütezeiten dieser Renais-
sancekunst, auch seitens eines Benvenuto
Tellini ging man wohl vom Rehefschnitt
zu freiplastischen Arbeiten über, und
dies auch in Deutschland (vgl. den dem
Kaiser Rudolf II. dargebotenen Lehn-
stuhl aus Eisen von Thomas Rucker von
Augsburg und die Stahlstatuette Kaiser
Leopolds I. von Gottfried Leygehe von
Nürnberg (1630—1683), aber man wagte
sich noch nicht an die eigentliche Ajour-
arbeit, das heißt an das Herausschnei-
den figürlicher Darstellungen aus dem
Vollen, aus den Schmiedestücken, die
in sich ein Matenalganzes bilden und
bleiben, mittels eines immer präziser
werdenden Bohrens und Tiefeindringens
der Werkzeuge. Das Verdienst, diesen
Fortschritt erreicht zu haben, die alte
Stahlschneidenkunst nicht nur neube-
lebt, sondern vervollkommnet zu haben,
gebührt unserem Meister Michel Blümel-
huber, der unter unsagbaren, auch
physischen Schwierigkeiten, aus dem
einfachen Handwerk hervorgehend, rein
empirisch zur höchsten Kunstübung sich
aufschwang. Durch Steigerung der Härte-
qualitäten der Stahlwerkzeuge gelang es
ihm, den Stahlblock nach Belieben zu
bearbeiten, und Stahl wie Eisen zu
schneiden. Dabei vermochte er den not-
wendigen Härteunterschied zwischen
Werkzeug und Arbeitsstück in so hohe
Stufen zu verlegen, daß er die Spitze
seines Fürstenbergschen Jagdmessers mit
den Schlägen eines Kupferhammers durch
eine dicke Stahlplatte hindurchtreiben
konnte, ohne daß die Klinge im gering-
sten beschädigt wurde.

Neuerdings ist der Meister auch zur
Herstellung von Frauenschmuck aus
Stahlschnitt übergegangen und dies mit
bestem Gelingen. Heinrich Pudor.

Das Stahlkreuz von Kalksburg. (Michel Blümelhuber.)
 
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