Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

DOI Artikel:
Schneider, Franz: Dorfkirchen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0152

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
136

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 8/9.

Abb. 10. Kirche i. Morsbach b. Künzelsau. Aus „Das deutsche Dorf", Süddeutschland, Verl. R. Piper u. 2 >

München.

gegenden, wo man über gut lagerhafte Bruchsteine und Kalk zur Herstellung guter
Mauern verfügte, eine Seltenheit. Freilich haben die Baumeister infolge ihrer Un-
sicherheit in der Bestimmung der statisch richtigen Mauerstärke meist enorm dicke
Mauern gemacht, welche dann auch dem Seitenschub der Gewölbe hinreichenden
Widerstand geleistet haben.

Eine sehr vielgestaltige Abwechslung der Turmanlagen findet man im süd-
lichen und südwestlichen Teile Deutschlands, wo, abgesehen von den großartigen
reichen Domen mit ihren zwei, drei und mehr Türmen, sich auch die Landkirchen
durch interessanteste Variationen der Türme und ihrer Lage zur Kirche auszeich-
nen : je nach Beschaffenheit der örtlichen Verhältnisse lehnt sich der Turm an die
westliche Schmalseite des Mittelschiffes, oder an die Süd- oder Nordseite des
Chores an, oder er baut sich auf der Vierung des Kreuzschiffes auf, seltener steht
er an der Langseite des Mittelschiffes, während sich im niedersächsischen Teil des
Reiches hinsichtlich der Turmanlage ein starres System bildete: fast alle Kirch-
türme dieser Gegend schließen das Mittelschiff nach Westen ab, oder die hier sel-
tener vorkommenden Doppeltürme flankieren die westliche Schmalseite des Mittel-
schiffes (Abb. 4, 5, 6, 7, 8, 9, 11, 12, 13, 14, 17, 18 u. 23).

Der Grundriß der wahrscheinlich aus dem XI. Jahrh. stammenden Kirche zu
Schheprüthen im Sauerland (Fig. 4) zeigt uns einen zwischen dem Mittelschiff und
der Chorapsis liegenden Rechteckraum, welcher wohl als ein zaghafter Versuch
angesehen werden darf, den Chorraum geräumiger zu gestalten, als ihn bei solch
 
Annotationen