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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Schneider, Franz: Dorfkirchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0154

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138

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 8/9.

die im frühromanischen
Kirchenbau überhaupt,
und insbesondere im
Sauerland zu den Selten-
heiten und zweifellos
auch zu den frühesten
Beispielen dieser Art ge-
hört. Die Kreuzform des
Grundrisses, auf welchem
sich das Querhaus auf-
baut, soll offenbar das
Symbol des Christentums
darstellen und konnte
dieseAbweichungvon der
einfachen, aus dem prak-
tischen Bedürfnis ent-
wickelten Basilikaform
gerade an einem solch
kleinen Kirchlein und da-
zu in einem weltentlege-
nen Gebirgsdörfchen wie
Berghausen nur auf frem-
de Einflüsse zurückgehen,
deren Vermittlung wohl den Mönchen des benachbarten Klosters Grafschaft zu-
geschrieben werden muß1. Ein ebenfalls stark betontes Querschiff finden wir
bei der St.-Castor-Kirche zu Carden an der Mosel, deren Chor mit Querhaus
und den Chortürmen gegen Ende des XII. Jahrh. erbaut wurden, während das
Langhaus um 1240—1260 und der Westturm um das Ende des XVII. Jahrh.
entstanden ist (Tafel VIII).

Diese Kirche ist als Kollegiatsstiftskirche an der Stelle einer ältesten, wahr-
scheinlich altchristlichen, zu Ehren des hl. Castor erbauten, sowie einer zweiten
in den achtziger Jahren des XII. Jahrh. wegen Baufälligkeit niedergerissenen
Kirche erbaut worden, und war die Veranlassung zu der relativen Aufwendigkeit
der Konzeption dieser dritten Kirche wohl die historische Bedeutung des durch
den Aufenthalt des hl. Castor geweihten Ortes. Jedenfalls haben die Architekten

der beiden späteren Bau-
abschnitte es meisterhaft
verstanden, die von ihnen
zu erbauenden Teile in

Abb. 12. Pfarrkirche in Eversberg, Nordostansicht. Aus Bau» und
Kunstdenkmäler von Westfalen. Aufnahme von Ludorff.

1 Das Äußere der Kirche
zu Berghausen Abb. 9 ist
leider sehr beeinträchtigt wor-
den durch die Zerstörung des
alten Turmhelmes, an dessen
Stelle i. J. 1823 das jetzige
stumpfe Pyramidendach ge-

Abb. 13. Kirche in Eversberg. Grundr. Aus Bau» u. Kunstdenkm. Westf. treten ist.
 
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