Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

DOI Artikel:
Schneider, Franz: Dorfkirchen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0159

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 8/9.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

141

proportionierte Bau mit sei-
nen geputzten Flächen muß
eine hervorragende Zierde
des Rheintales gewesen sein.
Die aus dem XV. Jahrh. stam-
mende Kirche zu Clotten an
der Mosel (Abb. 16), welche
in ihrer ursprünglichen Kon-
zeption noch erhalten ist,
zeichnet sich ebenfalls durch
ihre schöne Lage aus. Hoch
am Berge gelegen überragt
sieden rebenumkränztenOrt.
Die reichere und feine Be-
handlung des spätgotischen
Fenstermaßwerks und son-
stiger Einzelheiten heben sich
von den ruhigen Putzflächen
vorteilhaft ab, und ist diese
Kirche ebenfalls ein gutes
Beispiel für die Behandlung
der Flächen wie für die Pla-
zierung im Ortsbilde. Das-
selbe gilt von der Kirche in
Oberkirchen im Sauerlande
(Abb. 17 u. 18), welche zwar
ihren Platz unten im Tal erhalten hat, aber meisterhaft in die Landschaft wie in
das Dorfbild komponiert worden ist. Auch verdient bei dieser im XVII. Jahrh.
erbauten Kirche die verständnisvolle Konzentrierung des Schmucks, welcher sich
auf das Hauptportal und die Nebeneingänge beschränkt, und auch hier wieder von
ruhigen Putzflächen umgeben ist, besondere Beachtung. Ein reicherer Schmuck
am Äußern der Kirche würde eher der Einheitlichkeit mit den einfachen alten
Holzhäusern Abbruch tun, als das Gesamtbild heben. Diese Kirche ist ein ebenso
typisches Beispiel der einschiffigen Kirchen im Sauerlande des XVII. und XVIII.
Jahrh.wie das Gesamtbild (Abb. 18) charakteristisch ist für ein sauerländisches Dorf.
Von einer anderen Auffassung hinsichtlich der Detailbehandlung wie die sauer-
ländischen Kirchenbauten zeugen die Kirchen und Kapellen des XVII. und XVIII.
Jahrh. in Süddeutschland: auch die kleinsten Wegekapellchen zeigen eine verhältnis-
mäßig reiche Detailbehandlung (Abb. 19, 20 u. 21), alle drei sind im XVIII. Jahrh.
erbaut worden, mit Ausnahme des etwa 300 Jahre älteren Langhauses der Kirche
zu Obermenzing (Abb. 21), welches das schlichte Äußere der mittelalterlichen Dorf-
kirchen dieser Gegend hat. Die außergewöhnliche Beherrschung der Kalkputz-
technik in den süddeutschen Gebieten mag dazu geführt haben, die reichen
Hausteinprofilierungen der großen Barock-Stadtkirchen in Kalkputz nachzubilden,
wodurch die so verzierten Dorfkirchen aber keineswegs den typischen ländlichen
Ausdruck verloren haben, welcher hauptsächlich durch die Einfachheit der Ge-
samtdisposition wie durch die schlichte bescheidene Formensprache der Einzel-

Abb. 16. Pfarrkirche zu Clotten a. d. Mosel. NaöS Aufnahme von
Dr. Quedenfeld in Düsseldorf.


 
Annotationen