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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Creutz, Max: Das Kreuz der Grafen von Isenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0174

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Nr. 10.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

155

DAS KREUZ DER GRAFEN
VON ISENBURG.

Mit Tafel IX und 3 Abbildungen.

Dank dem Entgegenkommen der geistlichen und der weltlichen Behörde war
es möglich, das Kreuz der Grafen von Isenburg im Besitze der Gemeinde
Heimbach-Weiß bei Koblenz für das Kölner Kunstgewerbemuseum zu
erwerben, in starker Konkurrenz mit dem Londoner Kunsthandel, der an anderen
Orten den rheinischen Kunstbesitz schwer
zu schädigen vermochte. Nachdem in den
letzten Jahren zwei berühmte Silberschmelz-
arbeiten, der Schrein der Greta Pfrumbom
aus Speier nach Amerika und das Grachter
Altärchen an Morgan verkauft wurden, ist
in dem Kreuz von Heimbach-Weiß wenig-
stens ein Stück dieser Gattung gerettet, wenn
auch sein Emailschmuck mit den beiden ge-
nannten Arbeiten nicht verglichen werden
kann. Das Heimbacher Pacifical- oder Reli-
quienkreuz trägt in Aufbau und Ornamen-
tierung den zarten Charakter der Frühgotik.
Auf dem flachen rechteckigen Fuße erhebt
sich der zierliche Schaft, dessen Gabelung
eine Kristallphiole und zu selten des Ge-
kreuzigten zwei gotische Bogenfenster mit
Reliquienbehältern trägt. Der Körper des
Heilandes ist mit einem gewissen Naturalis-
mus in der Durchbildung besonders der Arm-
muskulatur wiedergegeben, wie es gerade in
der Zeit der Frühgotik vorkommt. Der
Oberkörper zeigt eine schmale Öffnung für
die Kreuzreliquie. Die Enden des Kreuzes
sind durch Kristallsteine auf Vierpässen her-
vorgehoben, in feinem lichten Einklang des Silbers zum hellen Material des
Steines. Gerade dann offenbart sich das zarte Empfinden der Frühgotik für
lichte Helligkeit und schimmernden Glanz. Neben feingezeichnetem Blattwerk
auf der Gabelung trägt die Fußplatte des Kreuzes den kostbarsten Schmuck in
zwei transluziden Emails mit den knienden Stiftern und zwei Wappenmedaillons
(Abb. 1—3). Nach der Widmungsinschrift auf dem Rande sind zwei Grafen von
Isenburg dargestellt y henncus pastor in heymbach, henncus dominus de ysen-
burch, orate pro nobis. Nach freundlichen Mitteilungen Seiner Durchlaucht des
Prinzen zu Isenburg und Büdingen handelt es sich bei diesen Stiftern um Vater
und Sohn.

Henricus Pastor in Heimbach war Prämonstratenser der Abtei Rommersdorf.
Er ist kniend dargestellt mit betend zum Kreuze erhobenen Händen in pnester-
hcher Gewandung, Grün und Gold, auf blauem Rankengrunde. Auf der Gegen-

Abb. 1.


 
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