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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Arntz, Ludwig: Burg- und Schlosskapellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0191

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Nr. 11/12

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

171

BURG- UND SCHLOSSKAPELLEN.

Mit Tafel X und 30 Abbildungen.

uf dem weiten Forschungsgebiet überlieferter Wehrbauten
hat sich lange Zeit, bei dem Mangel genauer maßstäblicher
Aufnahmen, eine unzureichende Kenntnis des baugeschicht-
lichen Bestandes und eine zu einseitige Bewertung formaler
stilistischer Merkmale fühlbar gemacht. In erfreulichem
Maße ist in den letzten 20 Jahren vieles mit dem nötigen
technischen Rüstzeug und mit entsprechend vorgebildeten
Arbeitskräften nachgeholt worden. Eine wesentliche Förde-
rung hat die baugeschichtliche Erschließung durch Auf-
zeichnung und Wiedergabe deutscher Bau- und Kunstdenk-
mäler erfahren, wenn auch bei manchen Inventanen die Dar-
stellung bürgerlicher Bauten gegenüber den kirchlichen
Denkmälern entschieden zu kurz gekommen ist. Die unter-
schiedliche Behandlung der Burg- und Schloßbauten ist
allerdings damit zu erklären, daß die bezüglichen Grund-
risse und Aufrisse unter Umständen sehr schwierig und nur
mit Hilfe geübter und erfahrener Architekten aufzuzeichnen sind. Mit der Wieder-
gabe zuverlässiger maßstäblicher Bestandaufnahmen haben sich manche Zeit-
schriften, u. a. die „Denkmalpflege" und der „Burgwart" sowie einige Sonderver-
öffentlichungen (wie das Werk der „Deutschen Burgen"), ein unstreitiges Verdienst
erworben. Auch in dieser Zeitschrift ist mancher Veröffentlichung einschlägigen
Stoffes bereitwilligst Raum gegeben worden1. Mit der fortschreitenden Erkundung
überkommener Wehrbauten, auch bescheidenen Umfanges, wird es um so sicherer
möglich sein, bestimmte baugeschichtliche Zusammenhänge und Vorgänge fest-
zustellen, und aus der Fülle der Erscheinungen gemeinsame Beziehungen und Bil-
dungsgesetze herzuleiten. Immerhin wird noch manche sachkundige Arbeit zu
leisten sein, um auf diesem vielseitigen, wenig übersichtlichen Felde den wün-
schenswerten umfassenden Überblick zu gewinnen und die Wirkung einer viel-
hundertjähngen Überlieferung und Erfahrung in festen Marken nachzuweisen.

Als Ergebnis gesammelter Studien mögen die deutschen „Burg- und Schloß-
kapellen" in ihrer vielseitigen baulichen Anlage und Gestaltung gekennzeichnet und
in ihrem geschichtlichen Wandel verfolgt werden. Je weniger es möglich ist, das
gewählte Thema zu erschöpfen, um so mehr mag damit zu weiterer und tieferer
Forschung, aber auch zu liebevoller und sachgemäßer Pflege hinterlassener Klein-
odien christlicher Kunst angeregt werden.

Burg- und Schloßkapellen bieten an sich keine wesentlichen Unterscheidungs-
merkmale. Der Sprachgebrauch bezeichnet gemeinhin als „Burg" jeden um-
friedeten, durch mittelalterliche Schutz- und Trutzmittel befestigten Wohnsitz,
während der herrschaftliche Wohnbezirk, welcher das Merkmal einer fortgeschrit-
tenen, den Feuerwaffen angepaßten Wehrfähigkeit trägt, in der Regel als „Schloß
oder „Feste" bezeichnet zu werden pflegt. Größe und Umfang der umschlossenen

1 Vgl. Abhandlung über befestigte Kirchen, Zeitschrift für christliche Kunst 1901 ; desgl.:
Mittelalterliche Friedhofskapellen in Alt-Bayern, 1899.
 
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