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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Arntz, Ludwig: Burg- und Schlosskapellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0202

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182

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 11/12

auch die zwischen 1467—1478 erbaute Kapelle in H o r n b e r g a. N. (28 qm).
Bei einer Breite von 3,50 m und einer Länge von 8 m ist sie mit einem Kreuz-
gewölbe überspannt. Der Altar ist an der Schmalseite, die Tür an der
Längsseite angeordnet; unterhalb der Kapelle liegt die Familiengruft der Ber-
lichingen; das obere Geschoß wurde entfernt, so daß der ursprüngliche Einbau
verwischt erscheint. (Vgl. Kunstdenkmäler von Baden, Kreis Mosbach.) Von
etwas kleineren Abmessungen (3,20 X 6,30 = 20,20 qm) ist die Kapelle St. Jakob
auf Burg Kienzheim i. E.: der Altar, an der Schmalseite gelegen, ist mit
einem rahmenden Gurtbogen überspannt, während das Gewölbe in ein schmales
Kreuzfeld und in ein breiteres, chorförmiges Achteck gegliedert ist (Abb. 9). Die
Anordnung des Altars an der Schmalseite der Kapelle bildet entschieden die
Regel, u. a. in den Burgen Schauenburg im Renchtal, Limburg a. d.
Lahn, Boitzenburg in der Uckermark. Aber auch die Altarstellung an
der Breitseite kommt vor, z. B. bei der alten Kapelle auf Burg Zwingen-
b e r g a. N. und auf der Altenbaumburg (in der Rheinpfalz), die
wegen Anordnung von Schallgefäßen in der breiten Altarwand bemerkenswert
ist6. Die Überlieferung des rechteckigen, saalartigen, meist zweijochigen Kapellen-
grundrisses mit ausgesprochener Achse hält sich bis ms XVIII. Jahrh. hin-
ein. In dieser Beziehung sei hingewiesen auf die zweijochigen Saalbauten in
K i 1 c h b e r g (O.-A. Tübingen), XV. Jahrh., und H o 11 f e 1 d (Kreis Halle
i. W.), XVI. Jahrh. Auf der Feste R h e i n f e 1 s ist die spätere Saalkapelle im
XVII. Jahrh. in Erweiterung der älteren, quadratischen Turmkapelle ausgeführt
worden. Das durch Brand zerstörte Bauwerk läßt bei einer Breite von 6 m und
einer Länge von 10 m (60 qm) noch die Anlage zweijochiger Kreuzkappen und,
trotz des dachlosen Zustandes, deutlich die Spuren einer prächtigen, farbenreichen
Wand- und Gewölbebehandlung erkennen. Erwähnt seien auch die Hauskapellen
der Gymnicher Burg in Lövenich (Kreis Düren) und im B r ü h 1 e r
Schloß (24 qm). (Vgl. Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Kreis Bonn.) Wie
die Wohnbauten sehr häufig, dem gegebenen Zuge der Ringmauer folgend, schief-
winkehge und gekrümmte Mauerzüge aufweisen, so kommt der unregelmäßige
Grundriß auch bei vielen eingebauten Kapellen zum Ausdruck. Sie finden sich
mit zwei Parallelen, einer rechtwinkeligen und einer schiefwinkeligen Seite bei-
spielsweise inWerenwagan der Donau, in Schloß D h a u n im Nahetal und
in Wertheim am Main. Schiefwinkelig angelegt sind auch die Kapellen der
Hohkönigsburg i. E., in Pyrmont (Kreis Mayen) und in O 1 b r ü c k
(Kreis Ahrweiler). Von ähnlicher Anlage ist die wohlerhaltene Kapelle in Schloß
Fürstenstein an der Werra, bei einer Breite von 5,50 m und einer mittleren
Länge von 6,50 m und die neue Kapelle auf Schloß Zwingenberg a. N.
(84 qm). Ausgesprochen rautenförmig ist die Ende des XV. Jahrh. ausgeführte
Kapelle der Rochsburgin Sachsen. Nicht selten ist auch die Abkantung einer
Seite des Rechtecks, wie dies bei der Kapelle von Vischering (Kreis Lüding-
hausen), etwa 22 qm, und die Kapelle S t. U 1 r i c h (30 qm) auf der gleichnamigen
Burg bei Rappoltsweiler i. E., erbaut 1435, angewandt ist. Von ganz unregel-
mäßiger Anlage, zum Teil mit gekrümmter Umschließung, erscheint die Kapelle
auf Burg Hohenklingen (50 qm) und inBreubergin Hessen, letztere

6 Vgl. Denkmalpflege 1904. Schallgefäße im mittelalterlichen Kirchen, Nr. 88.
 
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