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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Arntz, Ludwig: Burg- und Schlosskapellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0203

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Nr. 11/12

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

183

mit Gruft und Emporeneinbau. Rund laufende Umfassungsmauern werden oft
geschickt zu runden Chornischen ausgenutzt, wie in Mörsberg (Kreis Alt-
kirch).

Eine besondere Entwicklungsreihe bilden die mannigfaltigen Palaskapellen, bei
denen die Altarnische im Inneren und Äußeren zum Ausdruck kommt. Den Aus-
gang bildet die in der Mauerstärke ausgesparte Nische, wie sie z. B. in der be-
kannten alten Kapelle in Zwingenberg a. N. erscheint,
in einer Breite von 1,20 m und einer Tiefe von 0,80 m. Um
mehr Raum zu gewinnen, lag es nahe, die ganze Mauerstärke
auszunutzen und die Nische erkerartig nach außen vorzu-
kragen. Diese reizvolle Anordnung läßt sich bei den deut-
schen Burgen seit dem XH.Jahrh. nachweisen, und zwar
in Form der ausgesprochenen Rundnischen, wie z. B. bei
der Burg Landsberg i. E. (Abb. 10). Ein ähnlicher
Kapellenerker ist in der L o b e d a b u r g bei Jena erhalten,
wo die Hauptnische von zwei rundbogigen Fensternischen
eingefaßt ist7. Eine Rundnische von größerer Abmessung
hat die Kapelle der Burg N iedermanderscheid
in der Eifel (Abb. 11): an den nahezu quadratischen Haupt-
raum (5,65 X 5 m) schließt sich eine Rundnische von 3 m
Durchmesser an, so daß ein Flächenraum von 35,30 qm ge-
wonnen wird. Die gotische Zeit bevorzugt die aus dem
regelmäßigen Achteck oder Sechseck entwickelten Erker- Abb.lO.BurgLandsbergi.E.
lösungen. Die achteckige Grundform wiegt
im allgemeinen vor. Als Beispiele seien an-
geführt : die Kapellenerker von Burg K y n a s t
in Schlesien, und Burg Neuenstein im
Jagstkreis. Die seltenere Grundform von
vier übereck gestellten Achteckseiten findet
sich in der Kapelle von Burg Oberstein
an der Nahe, deren Hauptraum etwa 25 qm
umfaßt. Eine besonders liebevolle Behand-
lung wird den Kapellenerkern hinsichtlich
der Lichtöffnungen und der zierlichen Wöl-
bungen zuteil. Hier sei hingewiesen auf den
reizvollen Kapellenerker in der Hauptburg
des Schlosses L i n n (Kreis Krefeld), dessen Abb. 11.
Abbildung den Kunstdenkmälern der Rhein-
provinz entnommen ist (Abb. 12). Ins XIV. Jahrh. fällt noch der hübsche Ka-
pellenerker der Ronneburg in Oberhessen mit der üblichen zwenochigen
Wölbung und dem achteckigem Chorschluß. Noch zierlicher und reicher entwickelt
ist der im Jahre 1490 erbaute Kapellenerker im Burghaus Eltz-Rübenach,
wo das Gewölbefeld eine kreuzförmige Netzteilung zeigt. Der nach außen vor-
gekragte Bau ist mit einem schlanken Spitzdach versehen. Der Altarerker ist
durchaus nicht immer in die Hauptachse, vielmehr zuweilen in die Ecke verlegt,

Burg Niedermandersdieid.

7 Vgl. Burgart 1907.
 
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