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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Arntz, Ludwig: Burg- und Schlosskapellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0207

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Nr. 11/12

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

187

Abb. 18.

Burg Angenstein.

gegengesetztes, kurzes Westjoch entspricht. (Vgl. Bau- und Kunstdenkmäler West-
falens, Kreis Arnsberg.) Gut erhalten hat sich die dreischiffige Doppelkapelle in
Burg-Steinfurt: der untere Raum umfaßt bei eingeschränktem Grundriß
etwa 83 qm, der obere, freier entwickelte Raum
sechs Schiffelder und ein Chorfeld (103 qm).
(Vgl. Bau- und Kunstdenkmäler Westfalens,
Kreis Steinfurt.)

Der Überblick würde unvollständig sein,
wenn nicht des Emporeneinbaues ge-
dacht würde, der grade bei den eingebauten
Burghauskapellen bedeutungsvoll war. Es sei
erinnert an die Kapelle in Weesenstein
in Sachsen mit ihrem hölzernen Einbau und
an die in Kraut heim (Kreis Mosbach) mit
ihrer steinernen Empore. In der Feste K o b u r g
sind noch die Marken der einstigen zwei-
stöckigen Empore erkennbar. Burg Angen-
stein (im Jura) ist insofern bemerkenswert,
als dort an die dreiseitige Altarnische ein fünf-
seitiger Emporenanbau angelehnt ist, so daß
im Aufriß der Eindruck eines regelmäßigen
Achteckes hervorgerufen wird (Abb. 18). Das
Beispiel eines doppelten Chorraumes mit einer
im durchgehenden Schiff angelegten Empore
bietet das Schloß Tirol10. Zu besonders inter-
essanten Raumgebilden führte eine umlaufende
steinerne Emporenanlage, deren durchgehende
Pfeiler eine wesentliche Entlastung der Decken-
gewölbe ermöglichte. (Beispiele: Wittenberg
und Moritzburg i. Halle a. d. Saale.) Es bedarf
hier des Hinweises auf die Schloßkapelle in
Büdingen (in Oberhessen): auf ganz un-
regelmäßigen Grundrissen dienen sieben Stütz-
pfeiler sowohl zur Aufnahme der Emporen wie
der überaus reichen Stein- und Netzgewölbe.

C. Eingebaute Kapellen im oder am Torhaus.

Torkapellen.

Die Gründung der Torkapellen beruht auf
dem frühen sinnvollen Gebrauch, dem in den Abb 19 Burg Rheinbadl

Burgfrieden eintretenden Insassen, Gast oder

Fremdling eine gesicherte und bequem zugängliche Andachtsstätte zu bieten, die
man mit Vorliebe dem hl. Michael weihte. Es handelt sich dabei in der Regel
um die Anordnung über dem Tor oder neben dem Toreingang; in beiden Fällen

10 Vgl. Zeitschrift für christliche Kunst, 1907, S. 7.
 
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