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Zeitschrift für christliche Kunst — 30.1917

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Witte, Robert Bernhard: Architektur und Kirchenheizung
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https://doi.org/10.11588/diglit.4334#0083

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Nr. 5

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

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Leider wird in dieser Beziehung tüchtig darauf losgesündigt, meistens mit der
Ausrede, eine andere Lösung wäre technisch nicht möglich gewesen, wo ein
wenig mehr Überlegung und ein wenig mehr künstlerisches Empfinden solche
Fehler vermieden hätte.

Welche Anforderungen müssen an eine gute Heizung gestellt werden ? Gleich-
mäßige Verteilung der Wärme; Vermeidung jeglicher Zugluft; sparsamer Ver-
brauch bei schneller Anheizungsmöglichkeit; einfachste Bedienung. — Daß
die wenigsten Heizungssysteme die vorgenannten Bedingungen ganz erfüllen,
ist nicht zu bestreiten; besonders die gleichmäßige Verteilung und die Zug-
erscheinungen sind z. B. bei einer Luftheizung selten oder nie befriedigend ge-
löst. Freistehende Kirchen, die mit vollem Winddruck zu rechnen haben, können
nur eine gleichmäßige Wärme erhalten, wenn sie über mehrere Wärmequellen
mit nicht zu großem Stromkreis ver-
fügen. Hierzu ist eine Berechnung,
die bei den hohen und weiten
Räumen genau stimmen muß, not-
wendig. Größere Schwierigkeiten,
besonders hinsichtlich der Zuger-
scheinungen, hat der konstruierende
Ingenieur bei den Fenstern und
Türen zu überwinden. An den meist
hohen und einfachen Kirchenfenstern
entsteht fast immer Zugluft, nicht
minder an den Windfangtüren. Diese
Zugerscheinungen können in der
Regel nur durch eine richtig an-
gelegte Zentralheizung, z. B. Nieder-
druckdampfheizung, vermieden wer-
den. Die Zugerscheinungen finden
sich besonders stark bei Lokal- und
Luftheizungen, wenn die Zugluft
nicht neben dem Eingang und in
den Vorräumen abgefangen wird.

Ich habe vorhin die Schornsteinfrage berührt. Der Schornstein soll auch
bei Kirchen das vorstellen, was er ist. Eine Markierung hinter oder in Fialen,
Türmchen. Giebelbekrönungen usf. muß unter allen Umständen vermieden
werden. Es ist nicht schön, wenn plötzlich eine Fiale zu rauchen beginnt. Bei
neuen Kirchenanlagen ist immerhin leichter zu disponieren als bei alten, be-
sonders wenn Ofen aufgestellt werden. Daß die Architektur des Äußeren durch
den Schornstein nicht leidet — eine der ersten Bedingungen — unterliegt dem
Urteile der Architekten. Liegt der Heizraum unter der Sakristei oder unter dem
Chor, so ist, solange natürlich sich nicht über Sakristei oder Chor der Turm
aufbaut, die Lösung nicht schwer. Jedoch ist es notwendig, daß der Schorn-
stein 50 cm über Dachfirst hervorragt. Um den Schornstein nicht allzu lange
über Dach freistehen zu lassen, kann er im Dachboden vermittelst einer Eisen-
oder Betonkonstruktion gezogen werden. Seine Wandungen müssen aber dicht
sein, damit keine Feuersgefahr im Dachboden zu befürchten ist. Es gilt dies

Abb. 2.

Abb. 3.
 
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