Nr. 6/7
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
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starke Kraft ist hier ms Düstere gewendet. Die Seele spricht stärker, aber in
einer fast leidenschaftlichen, fast furchtbaren Art. Bei der künstlerischen, auch
hier kräftigen Modellierung macht sich ein bestimmtes Stilschema bemerkbar. Dies
geht darauf aus, den Kopf in eine bestimmte, hier rechteckige Form zu bringen;
daher muß die Gesichtsvorderseite mehr in eine Ebene gebracht werden, die
dann leicht kantig nach der Tiefe abbricht. Für die Farbengebung ist charakte-
ristisch ein schweres Restbraun und ein dunkles, mit Graublau versetztes Grün,
was den düsteren Eindruck verstärkt; die Technik ist ohne die flotte Freiheit
Abb. 2. Apostelköpfe (Paulus, Bartholomäus und Johannes). S. Maria Antiqua. Von Johannes VII. (705)-
des Andreasmeisters, vielmehr von einer rein handwerklichen Sorgsamkeit; sehr
bezeichnend sind dafür die parallelen Strichelungen in Stirn und besonders im
Haar, in denen ein dekoratives Element am Werk ist, das später mächtig weiter-
wirkt. Es handelt sich hier nicht bloß um eine verschiedene Hand, sondern um
eine grundsätzlich verschiedene Schulrichtung der Malerei, deren Leistungen
zwar nicht die Höhe des Andreas erreichen, dennoch aber auf recht achtens-
wertem Niveau stehen.
Ob der Verkündigungsengel (T. 144, 1 —Abb. 3) von derselben Hand ist
wie die drei zuletzt besprochenen Apostelbrustbilder, ist schwer festzustellen.
Sicher aber liegt eine Identität der Richtung vor. Der Engel steht vor der jetzt
größtenteils verschwundenen Jungfrau mit in einem Winkel aneinandergeschobenen
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
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starke Kraft ist hier ms Düstere gewendet. Die Seele spricht stärker, aber in
einer fast leidenschaftlichen, fast furchtbaren Art. Bei der künstlerischen, auch
hier kräftigen Modellierung macht sich ein bestimmtes Stilschema bemerkbar. Dies
geht darauf aus, den Kopf in eine bestimmte, hier rechteckige Form zu bringen;
daher muß die Gesichtsvorderseite mehr in eine Ebene gebracht werden, die
dann leicht kantig nach der Tiefe abbricht. Für die Farbengebung ist charakte-
ristisch ein schweres Restbraun und ein dunkles, mit Graublau versetztes Grün,
was den düsteren Eindruck verstärkt; die Technik ist ohne die flotte Freiheit
Abb. 2. Apostelköpfe (Paulus, Bartholomäus und Johannes). S. Maria Antiqua. Von Johannes VII. (705)-
des Andreasmeisters, vielmehr von einer rein handwerklichen Sorgsamkeit; sehr
bezeichnend sind dafür die parallelen Strichelungen in Stirn und besonders im
Haar, in denen ein dekoratives Element am Werk ist, das später mächtig weiter-
wirkt. Es handelt sich hier nicht bloß um eine verschiedene Hand, sondern um
eine grundsätzlich verschiedene Schulrichtung der Malerei, deren Leistungen
zwar nicht die Höhe des Andreas erreichen, dennoch aber auf recht achtens-
wertem Niveau stehen.
Ob der Verkündigungsengel (T. 144, 1 —Abb. 3) von derselben Hand ist
wie die drei zuletzt besprochenen Apostelbrustbilder, ist schwer festzustellen.
Sicher aber liegt eine Identität der Richtung vor. Der Engel steht vor der jetzt
größtenteils verschwundenen Jungfrau mit in einem Winkel aneinandergeschobenen