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Zeitschrift für christliche Kunst — 30.1917

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Lohmeyer, Karl: Die Trierer Domschatzkammer und ihre Meister
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https://doi.org/10.11588/diglit.4334#0128

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Nr. 8 9_________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.__________\\ 3

dem Meister des zweiten Baues habe ich lange vergeblich gesucht, ohne auch
nur irgend etwas für die Baugeschichte Zweckdienliches finden zu können, bis
mir jetzt ein glücklicher Zufall die vollständigen Akkorde über Bau- und künstle-
rische Ausschmückung in die Hände spielte3, an einer Stelle, wo sie in solcher
Vollständigkeit kaum zu vermuten waren4. Auch sie geben uns wieder den Be-
weis des Herübergreifens barocker Kunsteinflüsse aus der Mainzer und Frank-
furter Gegend, und da sie die Baugeschichte nun endlich zu klären vermögen,
soll hier kurz auf sie und die bei dem Werke tätigen Meister eingegangen werden,
— und die Notizen, wie sie sich neu über die Errichtung des prunkvollen Hoch-
altars im Trierer Dom ergeben haben, mögen sich anschließen, zumal derselbe,
wie sich jetzt herausstellt, mit der Domschatzkammer zugleich, gewissermaßen
als deren Eingangsportal geplant war und sich so in der Betrachtung von ihr nicht
trennen läßt.

Über den ersten eingehenden Akkord, der mir von dem geplanten Bau der
Domschatzkammer vorliegt, wurde am 29. März 1700 vor der kurtrierischen
Hofkammer verhandelt. Nach ihm wurde die Errichtung des ganzen Werkes
dem namhaften Bildhauer Johann Wolfgang Fröhlicher,
Bürgern in Frankfurt a. Main, vergeben, der die nötigen Quader-
steine in dem Bruch zu Siebenich, auf seine Kosten brechen lassen und nach
Abbruch der S. Andreaskapelle, gleichfalls auf seine Kosten, unverzüglich die
neue Kapelle „selbsten deme Ih. Churf. Gd. vnserm gnädigsten Herrn vnthgst
praesentirten abryß undt auß Erdt poußirten modell" dem dabei angelegten
Maß nach aufführen soll. Dafür soll der Meister bei Riß- und Akkordmäßiger
Ausführung an Geld 3500 Rthlr., an Korn 10- und an Gerste 5 Malter nebst
Vz Fuder Weins dergestalt erhalten, daß „Er darab vor- undt bey wehrender
arbeit - :1 undt bey wohl geliefertem gantzen werck das andere J& bezahlt undt
vergnügt bekommen solle". Um sich bei etwa gefundenen Fehlern zu decken,
verlangt die Kammer den auf des Künstlers eigenes Wohnhaus in der Buchgaß
zu Frankfurt a. M. angelegten Pfandschilling von 3000 Rthlr. „zum angrifflichen
gerichtlichen Vnterpfandt undt real Caution", den der Meister auch hinterlegt.

Es war die Domschatzkammer nicht das erste Kurtrierer Kunstwerk, bei dem
der Frankfurter Bildhauer Johann Wolfgang Fröhlicher zu Rate
gezogen wurde, bereits 1692 hören wir in einem Akkord vom 25. Februar, daß
ihm zwei Engelsfiguren, je 4 Schuh und 9 Zoll hoch, „deren Einer, so auf die
rechte Seite kommbt, in der rechten Handt Eine flambau vndt in der linken
Eine rauchschahl, der andere aber, so zur lincken Seith, in der Rechten Handt
Ein brennendes Hertz vndt in der linken Eine flambau haltet" aus schweize-
rischem oder Nordhäuser Alabaster für 120Reichsthlr. verdingt wurden, die für
die Wallfahrtskirche zu Bornhofen als Schmuckfiguren für zwei Opferstöcke
bestimmt waren.

Aber auch zu der Stadt Trier selbst war Fröhlicher schon vordem in nähere
Beziehungen getreten, als der Meister des großartigen, mit überreichem bildne-

3 Ich hoffe, sie an anderer Stelle ungekürzt zum Abdruck bringen zu können.

1 Kurtrierische Hofkammerprotokolle, im Kgl. Staatsarchiv Coblenz (C. A.). Falls keine
andern Fascikel in dieser Arbeit besonders namhaft gemacht sind, ist das Kammerprotokoll
des betreffenden Jahres immer die urkundliche Quelle für die beigebrachten Angaben.
 
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