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Zeitschrift für christliche Kunst — 30.1917

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Lohmeyer, Karl: Die Trierer Domschatzkammer und ihre Meister
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https://doi.org/10.11588/diglit.4334#0135

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120

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 8/9

Leitung 1711/12 für den neugewählten Kurfürsten Karl aus dem Hause Loth-
ringen die Einrichtung eines prächtigen Appartements in der Residenz von Ehren-
breitstei i vor sich ging, zu dessen Ausschmückung er Künstler von Ruf, wie den
Mainzer Hofstuckator Carlo Maria Pozzi, den Freskomaler Lazarus
Maria Sanguinetti, sowie den gleichfalls von Mainz herbeigerufenen
Kunstschreiner Henrich Ludwig Roth heranzog. — Für seinen nach
kurzer Regierungszeit (1711 —1715) jugendlich gestorbenen neuen Herrn scheint
er dann ein prächtiges Castrum dolons entworfen zu haben, wozu ihm am 25. Ja-
nuar 1717 für den Dom zu Trier die Kommission erteilt wird. —

Um das Stadtbild von Ehrenbreitstein machte sich der Architekt außer dem
es beherrschenden Kuppelkychenbau auch dadurch verdient, daß er neue Straßen-
züge, vor allem die stattliche Hofstraße anlegte, in der von 1714 ab nach seinen
Rissen der Hausblock vom Offizierskasino bis zum Gasthof zum Kurfürsten mit
seinen behäbigen Giebelbauten errichtet wurde. Das erfahren wir in einem Erlaß
des Kurfürsten von Trier vom 24. August 1714, in dem er erwähnt: „Daß wir
aus vnterthänigsten öfters ahnhalten vnßerer Vnderthanen vnndt darüber von
vnserem Major vnndt Bawmeistern Rauenstein Erstatteter Relation gnädigst
bewilliget haben, den zwischen vnßerem geheimbten rathß Coenen im Thall Mül-
heim new Erbawender Wohnung vnndt dem längs den spitzenweck Biß zum
rhein herab tragenden Weeg vndt pfordten gelegenen Platz Nach deme unß dar-
über exhibirten riß mit fünf Wohnungen besetzen lassen18. — Auch die darin
genannte „new Erbawente Wohnung" des Rats Coenen (das heutige Offiziers-
kasino), das stattlichste Bauwerk der Straße, das dieser durch eine Heirat mit
einer Hüttenherrntochter der Marioths aus dem Westerwald reich gewordene
kurtrierische Landrentmeister für den Bruder des Kurfürsten Karl aus dem Hause
Lothringen, den Prinzen Franz, Fürstabt zu Stablo und Malmedy als Palais
errichtete, müssen wir unbedenklich einem Entwürfe des Baudirektors aus nahe-
liegenden historischen und stilistischen Gründen zuschreiben, wie auch die daran
bis zur Schiffbrücke anschließende, ziemlich mit dem ersterwähnten Baublock
in der Anlage übereinstimmende Hausgruppe seinen Einfluß verrät.

Alle diese bisher bekannten Bauten haben etwas Akademisches, wenn ich so
sagen soll, nordisch Kühleres in ihrer Architektur. — Leider fehlt uns ja auch
vorläufig die Herkunft des Meisters — und nur vor allem in den malerischen
Turm- und Kuppelbildungen zeigt sich eine sprudelnde Barockphantasie, die
ihnen oft etwas gewollt Pagodenhaftes gibt in einer Zeit, als dieChinoiserien lang-
sam anfingen modern zu werden.

In einem gewissen Gegensatze steht hier die Domschatzkammer zu den
anderen bisher bekannten Bauten durch den ziemlich reichen bildnerischen
Schmuck, mit dem sie überzogen wurde (vgl. Abb. 1), der aber stilistisch in ganz

arbeiten um 1710 im Schlosse von Bekond mit denen der Domschatzkammer hervorgehoben.
Er sagt, daß mit einem etwa einmal ermittelten Meister dieser Bekonder Arbeiten auch der
lange gesuchte Meister der Domschatzkammerdecke gefunden sei. — Da nun dieser jetzt
gefunden ist, so müßte umgekehrt danach auf Sebastian Beschauff oder einen seiner
Gehilfen bei Bekond geschlossen werden. Deuser weist auch auf die Stilverwandtschaft
mit der Stuckdecke eines Saales in Föhren hin. — Die Entstehungszeit ist bei beiden
Arbeiten ungefähr die nämliche.

18 C- A. Fase. Cameralia Kellerei Ehrenbreitstein Nr. 62.
 
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