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Zeitschrift für christliche Kunst — 30.1917

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Schnütgen, Alexander: Ein neues Ziborium
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4334#0142

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Nr. 8 9 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. 1Z7

nebst Weintrauben und dem bekrönenden Nest, auf dem so wirkungs- wie ge-
heimnisvoll der getriebene Pelikan thront mit seinen drei Jungen. — Trotz der
auf diese Weise bewirkten, ungemein entwickelten Silhouette, von der gerade beim
Ziborium vieles abhängt, liegt hier eine sehr anmutige Wirkung vor, zugleich
leicht, nicht nur für das Auge, sondern auch für die linke Hand, xhe bei der
Austeilung der hl. Kommunion ebenfalls sehr in Anspruch genommen ist,

Was bei den modernen Ziborien wie Kelchen, im Unterschiede von freilich
auch nicht zahlreichen älteren, durchweg vernachlässigt ist, die Symbolik, die
Bildersprache, kommt hier stark und richtig, ornamental wie figural, zur
Geltung. — An dem Fuße entwickelt sich, gemäß der vierteiligen Gliederung des
Ganzen, wie aus seiner Wurzel, der runde Schaft, dessen Kern, eine hohle Lapis-
lazuhsäule, blau schimmert durch die aufsteigenden Weizenhalme und Reb-
zweige. Oben wie unten durch ein geometrisch verziertes Band zusammengefaßt,
entwickeln sie sich zu Weinlaub und Traube sowie zu Ähren, die in Gruppen
als flachgetriebene Reliefs die Kuppe beherrschen. Diese ist eine als Treibarbeit
sehr respekrable Uberkuppa, wie sie in der Barockzeit sehr beliebt war, mit und
ohne farbige Emailbildchen, zumeist etwas gebuckelten Medaillons; in Silber be-
lassen, sollte sie gegen die sonstige Vergoldung auf so einfache wie dankbare
Weise kontrastieren. Hier bietet ihr und ihrer Mattvergoldung das leuchtende
Glanzgold der Innenkuppa, in echt metallischer Art, einen vortrefflichen Hinter-
grund, auf dem auch die drei rechteckigen Grubenschmelztafeln mit ihren schwarz
kontunerten Darstellungen durch den braunen Emailfond in hinreichender Stärke
sich abheben, eine kritische, nach Form wie Inhalt ganz genehme Lösung.— Wie
auf diesem Wege die Farbe bescheiden, aber ausreichend, jedenfalls nicht un-
harmonisch, sich geltend macht, so auch der euchanstische Opfer- und Speise-
gedanke, indem durch die Darstellungen des Paschahlamms und der Emmaus-
jünger, des Opfers Isaaks und des Kreuzesopfers die geheimnisvollen Beziehungen
in gemeinverständlicher Weise Ausdruck finden.

So darf diesem liturgischen Gefäß, welches, trotz der Selbständigkeit hin-
sichtlich der Form, seine Ursprungszeit deutlich verrät, in jeder Hinsicht,
namentlich der technischen, ein gutes Zeugnis ausgestellt werden.

Seh nüt ge n-

ßÜCHERSCHAU.

Handbuch der altchristlichen und zwar auf Grund seiner langjährigen, hin-

Epigraphik. Von Carl Maria gebungsvollen, überall quellenmäßigen For-

Kaufmann. Mit 253 Abbildungen schungen in durchaus wissenschaftlicher, zu-

sowie zehn schriftvergleichenden Tafeln, verlässiger Art. Damit ist den bezüglichen

Herdersche Verlagshandlung in Freiburg Forschern und Studenten, auch im Sinne der

1917. M. 18. besonderen Wünsche des verstorbenen Pap-

Der Verfasser der altchristlichen Archäo- stes, endlich eine solide Grundlage geboten

logie, in der die Epigraphik von ihm nur für ihre Studien, auf diesem für Glauben

nebensächlich behandelt werden konnte, setzt und Leben der alten Christen, ihre Kämpfe

seinen Verdiensten um die bezügliche Alter- und Siege so wichtigen Gebiete. Um nahezu

tumswissenschaft die Krone auf durch die 50000 steinerne Urkunden handelt es sich,

Herausgabe des vorliegenden Handbuches, um mehr als 2000, welche das Handbuch

in welchem er, in Deutschland zum ersten unmittelbar verwertet, um mehr als 7000,

Male, diese so wichtige Materie behandelt, die vollständig wiedergegeben sind, kostbare
 
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