Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

DOI Artikel:
Pfeffer, Albert: Schwäbische Schutzmantelbilder aus der Frühzeit des XV. Jahrh.
DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0058

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 3

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

47

Ton verbreitet und so die Anregung zu seiner Nachbildung gegeben17 wurde.
In der Übernahme fremder Motive war ja das Mittelalter nicht wählerisch; wo
immer ein Bildermotiv reizte, wurde es aufgenommen von jedem, der es bergen
konnte. Der mittelalterliche Künstler empfing seine Anregungen eben nicht von
der Natur und schöpfte nicht so sehr aus eigener Kraft, sondern formte und
ergänzte seine Vorstellungswelt aus den Formen schon vorhandener Kunstwerke18.
Der Typus, der in Zwiefalten eine bestimmte Form angenommen hat, spricht
sich schon, wenn auch noch etwas entfernt, aus in dem steinernen, aus dem
Ende des XIV. Jahrh. stammenden Schutzmantelbild1U, das aus dem alten Spitalhof
in Freiburg im Breisgau nunmehr in das städtische Museum übergegangen ist;
auch hier hält Maria mit der Rechten den Mantelsaum, während das bekleidete,
auf dem linken Arm der Mutter sitzende Kind den Mantel mit seinen Schlängel-
säumen emporhält. Das Freiburger Bild mag als Ubergangsstufe von der älteren
alamannischen, kinderlosen Darstellung zu der besprochenen schwäbischen Gruppe
angesehen werden.

Lautlingen. A. P f e f f e r.

ßÜCHERSCHAU.

Vom neuen Kirchbau. Von Otto
B a r t n i n g. Mit 9 Bildern und 30
Skizzen. Berlin 1919, Cassirer.

Bartnings Name bürgt dafür, daß man
etwas Solides vorgesetzt bekomme. So ist
es auch tatsächlich. Das Büchlein hat den
Vorzug, in einer wirksamen Unmittelbar-
keit geschrieben zu sein. Es geht aus von
einem Erlebnisse des Verfassers in seiner
Studienzeit und kehrt am Schluß an den
Ausgangspunkt zurück. Man darf dabei
einen Blick tun in das ernste Streben und
Suchen Bartnings, der rein aus der Aufgabe
heraus unter ständiger Erwägung lokaler
und religiöser Bedürfnisse seine Entschei-
dungen ad hoc trifft. Er erörtert zunächst
den Begriff des Sakralen in der Kunst und
kommt dabei zu dem Schluß, daß eine
bestimmte Stätte einzig durch ihren leib-
lichen oder geistigen Zusammenhang mit
dem Gegenstande der Verehrung sakral
werden könne. Wenn Bartning dabei
einen Satz aus R. Pannwitz (Zur „Formen-
kunde der Kirche") zitiert: „Die Kirche

ist das Haus Gottes. Aber Gott ist in der
Seele. Aus ihr baut er im Räume sein
Haus", so verwischt er die klar ausge-
sprochene Idee von „sakral", die er vorhin
gegeben.

In einem eigenen Kapitel handelt Bart-
ning von dem „Sakralen in der katholischen
Kirche". Weil im Mittelalter in der Reli-
gion der Inhalt der Zeit restlos enthalten
war, mußte die Kunst der Religion dienen
und sie ausdrücken. Weil die Religion
raumhaft war, darum mußte die Kunst
Raumkunst, Baukunst sein. Nun will Bart-
ning das Vorhandensein der gewaltigen Wil-
lensspannung für unsere Tage leugnen; er
meint, sie wende sich anderen Lebens-
gebieten zu; die völlige Hingabe des Künst-
lers will er für heute nicht mehr als erstes
und letztes Ziel des Bauenden gelten lassen.
Das erklärt seine krasse Schlußfolgerung:
„Der kirchenbauende katholische Klerus
der Neuzeit kann . . . mit allem Gelde
wohl keinen Künstler mehr gewinnen, denn
sofern derselbe sich als Künstler wahrhaft

17 Witte, „Zur Frage nach der Bedeutung der Wallfahrtsbilder für die Stilentwick-
lung" in Zeitschr. f. christl. Kunst XXV (1912), Sp. 397 ff.

18 Lüthgen, S. 35.

19 Kempf , „Maria mit dem Schutzmantel," in Schau ins Land 18(1893) S. 27;
Perdrizet, „La Vierge de Misericorde", Bibliotheque des ecoles francaises d'Athenes
et de Rome 101 (1908), S. 189.


 
Annotationen