Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,1.1915

DOI Heft:
Heft 6 (2. Dezemberheft 1915)
DOI Artikel:
Vom Heute fürs Morgen
DOI Artikel:
Unsre Bilder und Noten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14291#0312

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
lag Georg D. W. Callwey in Mün-
chen.

Das Kind in der Weihnacht

ir wünschen uns alle Kinder
unter den Baurn, und die keine
haben, die gehen dahin, wo welche
sind. Und sie alle spüren es: Es
hat sein ewiges Recht und seinen
Liefen Grund, daß wir einmal im
Iahr uns scharen um die Kindheit,
dahin gehen, wo die Pforte des Le-
bens nun offen zu sehen, und uns
ganz und gar bestimmen lassen von
der zarten Rücksicht auf das, was
den Kindern Freude bereitet, was
sie bewegt, was sie erfahren, davon
wir glauben, daß sie es fassen kön-
nen. Es ist von unsagbar großem
Segen, daß wir so statt von uns aus

zu denken, von den erwachsenen Ge-
danken aus unser Leben zu ordnen»
uns in die Kinder hineinversetzen
und von unten, vom Anfang her
das Leben und die Freude gestalten.
Ist das Eltern und Freunden eines
tzauses wirklich gelungen, Kinder mit
Kindern zu sein, dann haben sie
davon einen Segen weit über das
Fest hinaus. Dann war ihr Feiern
ein Schaffen neuer Werte. Denn!das
ist am Ende doch das Geheimnis
aller wirksamen Erziehung, daß wir
uns hineinversetzen in die Kindheit,
zurückgehen in die Keimzellen mensch-
lichen Fühlens und Fassens, und
ich möchte sagen, es ist die Weihe
der Menschenknospe, was uns in der
Weihnacht so tief berührt.

Otto Baumgarten

Ansre Bilder und Roten

er Farbenholzschnitt von Karl Thiemann, der in
diesmal sehr gut gelungener Wiedergabe vor unserm
tzefte steht, wird in dem Beitrage „Kunstblatt und
Bilderbeilage" besprochen. Wir möchten hier nur
die Bitte wiederholen, dieses Blatt nicht dort vor
dem tzefte hangen zu lassen, sondern es in der Weise,
wie in der Rundschau angegeben, aufzuheften. Erst
dann kommt es zu seiner Geltung.

DorotheaMildes „Glocke". Wir geben diesem
tzefte noch ein Kunstblatt mit, dem das vielleicht
nicht jeder auf den ersten Blick ansieht, gerade um zu
zeigen, daß der Anterschied Kunstblatt oder nur Bildbeilage so wenig wie
jeder echte Kunstunterschied von der Kostbarkeit der Technik abhängt. Auch
die Wiedergabe der „Glocke" ergibt ein Kunstblatt, denn auch dieses Werk-
chen ist als Kunstblatt gedacht und auch hier ist auf dem Wege vom Original
zur Rachbildung nichts Wesentliches verloren worden. Wir erinnern
an unsere früheren Bemerkungen über Druckschnitte. Daß die Linien
nicht korrekt sind, gerade das gibt ihnen im künstlerischen Sinn „den
Strich", gibt ihnen das Leben, welches die Dinge nicht mit der Linse
sehn und dem Lineale nachziehn, sondern mit dem Auge schauen, mit
dem Künstler fühlen läßt. Denen war die Glocke nicht gleichgültig, wie
ein ander Ding, der Seele war sie der geistersprachkundige tzerrscher in
diesem Raum. „Die Lebenden ruf ich, die Toten beklag ich, die Blitze
zerbrech ich." Und in dem alten Gebälke weben weiter die grauen
Schatten von dem, wovon die ehernen Stimmen durch die Iahrhunderte
ihnen gekündet haben.
 
Annotationen