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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Die Fruchtschale
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0022

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IN NE N-DEKO RATION

DIE FRUCHTSCHALE

Zur Anmut des sorgfältig gehaltenen Blumen-
schmuckes in einem gepflegten Hauswesen muß
sich der Zauber einer reichen Fruchtschale gesellen:
so verlangt es unsere Zeit, die nicht nur um die
Schönheit satt gereifter Früchte weiß, sondern auch
deren gesundheitlichen Wert mehr denn je, dank einer
fortgeschrittenen Wissenschaft, zu würdigen ver-
steht. Wer seinen Tag angesichts einer artig ange-
ordneten und wohlbenutzten Fruchtschale beginnt,
wer um einer solchen Fruchtschale willen gerne auf
andere Lebensfreuden verzichten kann, der ist ein
wahrer Lebenskünstler. In den Früchten wohnen er-
quickende Säfte und wirksame Kräfte! Köstliche
Elixiere sind in ihnen enthalten, wertvoller als alle
Arzeneien und Medikamente der Apotheken.

Eine edle Schale mit frischen Früchten ist ein
kleiner Hausaltar der Hygieia, der seinen Priester mit
dem Anblick unvergleichlicher Formen und Farben
beglückt, ihn mit lebendigen Düften erfreut und ihn
mit Wohlsein segnet.

Kunst und Kunstgewerbe haben viel Sorgfalt auf
die Gestaltung von Fruchtschalen verwendet, man
hat einen großen, nicht immer glücklichen Aufwand

an figürlichem Schmuck, an Schliff und Ziselierung
vertan, man hat alle erdenklichen Werkstoffe heran-
gezogen, Gold, Silber, Bronze und Kristall, aber den
letzten und vollkommensten Ausdruck des eigent-
lichen Wesens hat unsere Ära gefunden in ihrem Be-
streben nach edler Form und großer Schlichtheit.
Und damit hat sie den wahren Sinn der Fruchtschale
erkannt und ein Endgültiges gegeben: sie hat uns den
einfachen, sich zurückhaltenden Träger des Präch-
tigsten, was Mutter Natur zu bieten hat, geschaffen
und damit den Akzent auf das Wesentliche gelegt.

GRAF KUNO VON HARDENBERG



DIE EWIGE FORM. Das Rechnen der Kaufleute
vergeht, die Gespräche der Diplomaten verklin-
gen in Schall und Rauch. Die Form bleibt. Die Malerei
auf der äußersten Umhüllung einer Mumie ist uns
noch heute ein Entzücken; was bedeutet die arme
kleine Prinzessin, der kostbaren Hülle zerbröckelter
Inhalt? Die Paläste bleiben bestehen, die Könige
sterben. Die Trümmer eines goldenen Bechers lassen
Griechenland vor uns wieder erwachen. Die Form
ist die Konzentration, bedeutet Unsterblichkeit, w. B.
 
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