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IN NE N-DEKO RATION
ARCHITEKT HELLMUT WEBER - STUTTGART EINFAMILIENHAUS »SÜDWEST-ANSICHT«
EINFAMILIENHAUS IN STUTTGART-SILLENBUCH
Dieses Einfamilienhaus ist entstanden auf Grund
eines Entwurfs, der bei einem größeren Wett-
bewerb einen Preis davongetragen hatte. Der Bau-
herr stellte die Forderung nach durchgeführter
Zweckmäßigkeit, freiem Wohnen und größtmöglicher
Einbeziehung von Sonne, Licht und Ausblick, außer-
dem nach niedrigen Gestehungskosten. Infolge dieser
letzteren Forderung wurde dem Bau die billige, lan-
desübliche und handwerksmäßig einfache Konstruk-
tion des Holzfachwerks zugrunde gelegt. Das Flach-
dach wurde gewählt als Ausdruck eines neuen Ge-
meinschaftsgeistes und einer neuen, auf den »Grund«
gehenden Ästhetik. Es kam weiter dabei in Betracht,
daß die heute bestehende Möglichkeit, einen kubi-
schen Baukörper mit flach geneigtem Dach hand-
werksmäßig richtig herzustellen, für die zukünftige
Formgebung der städtischen Architektur von großer
Bedeutung ist; denn ohne eine Vereinheitlichung des
Daches, gleichviel welcher Art, werden die Städte
die in den letzten 50 Jahren entstandenen Scheußlich-
keiten nicht mehr gutmachen können. In dritter Linie
kam hinzu, daß die Lage des Hauses an einer Berg-
lehne es sinnvoll erscheinen ließ, die für die Weiten-
schau auszunutzende Höhenerstreckung des Gelän-
des nicht für Steildächer zu vergeuden; dies in Rück-
sicht auf die Gesamtbebauung des Geländes. Es sei
in diesem Zusammenhang an eine bemerkenswerte
Äußerung erinnert, die jüngst Werner Lindner,
Leiter der »Reichsfachstelle Heimatschutz« im Reichs-
verband Volkstum und Heimat, getan hat. Er weist
darauf hin, daß alte Schlösser metallgedeckte Flach-
dächer haben, daß Schinkel und hervorragende Zeit-
genossen kubisch gebaut haben. Weder beim In-
dustriebau noch beim vielstöckigen Mietbau liege ein
Bedürfnis nach dem Steildach vor, und das voralpine,
ganz flach geneigte Pfettendach mit weitem Über-
stand nach allen Seiten sei ein harmonisches Zweck-
gebilde, das zu eindrucksvollen Bauernhausformen
geführt habe. Als unvoreingenommener Beurteiler
dürfe man die Frage »Steildach oder Flachdach ?« gar
nicht stellen; sie müsse vielmehr lauten: »Wohin ge-
hört das Steildach ?« und sie müsse auf Grund sach-
lich erkannter Wesensbeziehungen beantwortet wer-
den, dann würde es bald besser um unsre Baukultur
und um unser Urteilen in Sachen des Bauens stehen.
Diese Stellungnahme kann der praktische Architekt
nur unterstreichen.
★
Zu der Anordnung der Räume in meinem Ein-
familienhaus ist zu sagen, daß ihre Folge ein leichtes
IN NE N-DEKO RATION
ARCHITEKT HELLMUT WEBER - STUTTGART EINFAMILIENHAUS »SÜDWEST-ANSICHT«
EINFAMILIENHAUS IN STUTTGART-SILLENBUCH
Dieses Einfamilienhaus ist entstanden auf Grund
eines Entwurfs, der bei einem größeren Wett-
bewerb einen Preis davongetragen hatte. Der Bau-
herr stellte die Forderung nach durchgeführter
Zweckmäßigkeit, freiem Wohnen und größtmöglicher
Einbeziehung von Sonne, Licht und Ausblick, außer-
dem nach niedrigen Gestehungskosten. Infolge dieser
letzteren Forderung wurde dem Bau die billige, lan-
desübliche und handwerksmäßig einfache Konstruk-
tion des Holzfachwerks zugrunde gelegt. Das Flach-
dach wurde gewählt als Ausdruck eines neuen Ge-
meinschaftsgeistes und einer neuen, auf den »Grund«
gehenden Ästhetik. Es kam weiter dabei in Betracht,
daß die heute bestehende Möglichkeit, einen kubi-
schen Baukörper mit flach geneigtem Dach hand-
werksmäßig richtig herzustellen, für die zukünftige
Formgebung der städtischen Architektur von großer
Bedeutung ist; denn ohne eine Vereinheitlichung des
Daches, gleichviel welcher Art, werden die Städte
die in den letzten 50 Jahren entstandenen Scheußlich-
keiten nicht mehr gutmachen können. In dritter Linie
kam hinzu, daß die Lage des Hauses an einer Berg-
lehne es sinnvoll erscheinen ließ, die für die Weiten-
schau auszunutzende Höhenerstreckung des Gelän-
des nicht für Steildächer zu vergeuden; dies in Rück-
sicht auf die Gesamtbebauung des Geländes. Es sei
in diesem Zusammenhang an eine bemerkenswerte
Äußerung erinnert, die jüngst Werner Lindner,
Leiter der »Reichsfachstelle Heimatschutz« im Reichs-
verband Volkstum und Heimat, getan hat. Er weist
darauf hin, daß alte Schlösser metallgedeckte Flach-
dächer haben, daß Schinkel und hervorragende Zeit-
genossen kubisch gebaut haben. Weder beim In-
dustriebau noch beim vielstöckigen Mietbau liege ein
Bedürfnis nach dem Steildach vor, und das voralpine,
ganz flach geneigte Pfettendach mit weitem Über-
stand nach allen Seiten sei ein harmonisches Zweck-
gebilde, das zu eindrucksvollen Bauernhausformen
geführt habe. Als unvoreingenommener Beurteiler
dürfe man die Frage »Steildach oder Flachdach ?« gar
nicht stellen; sie müsse vielmehr lauten: »Wohin ge-
hört das Steildach ?« und sie müsse auf Grund sach-
lich erkannter Wesensbeziehungen beantwortet wer-
den, dann würde es bald besser um unsre Baukultur
und um unser Urteilen in Sachen des Bauens stehen.
Diese Stellungnahme kann der praktische Architekt
nur unterstreichen.
★
Zu der Anordnung der Räume in meinem Ein-
familienhaus ist zu sagen, daß ihre Folge ein leichtes