Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0404
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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Vom Schlaf und von Schlafräumen
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INNEN-DEKOR ATI ON
SCHLAFZIMMER EINER MIETWOHNUNO
HOLZ: OREGON-PINE-SCHÄLFUKNIER
VOM SCHLAF UND VON SCHLAFRÄUMEN
Pomphaft schliefen die Könige des 18. Jahrhun-
derts, weniger üppig die Genies! Von Schillers
Schlafzimmer kann man weiter nichts sagen, als daß
es eine armselige Kammer war, und von Goethes nur,
daß es ein Loch gewesen ist. Und doch haben sicher
beide Geistesheroen vortrefflich geschlafen, denn wie
nur das Genie im eigentlichen Sinne wachen kann,
so kann es auch nur im tiefsten Sinne des Wortes
schlafen. ^
Man soll in einem Schlafzimmer auch krank sein
können, aber ein Schlafzimmer darf darum kein
Krankenzimmer sein. ^
Hygiene und Ungemütlichkeit sind keine Syno-
nyme. ^
Schlafzimmer sollen keine vergoldeten Grabkam-
mern sein mit pompösen Katafalken, von denen aus
man nur noch seine Nachkommen segnen und seinen
letzten Willen verkünden kann - aber auch keine
bunten Liebesvarietes mit allerhand launischem, ko-
ketten Schnickschnack; keinesfalls dürfen sie Ope-
rationsräumen mit chirurgischer Sachlichkeit und
unmäßiger Scheuerbarkeit gleichen - gut bürgerliche
Gewordenheit, mit Gesticktem gespickte, ist nicht
jedermanns Sache.—Wie sollen sie aber sein? Das
Schlafzimmer soll von der Art der Frauen sein, die
man darum für die besten hält, weil man von ihnen
am wenigsten redet. ^
Ein Schlafzimmer, von dem man reden kann wie
von einem Museum, ist sicherlich alles andere als
ein Schlafzimmer. +
Der Gegensatz von Schlafzimmer dürfte das Wort
Wachstube bilden, aber damit hat die sonst so kluge
Sprache vorbeigeschaffen, denn in keinem Schlaf-
zimmer der Welt wird so viel geschlafen wie in irgend-
einer Wachstube - auf den bekannten Pritschen.
INNEN-DEKOR ATI ON
SCHLAFZIMMER EINER MIETWOHNUNO
HOLZ: OREGON-PINE-SCHÄLFUKNIER
VOM SCHLAF UND VON SCHLAFRÄUMEN
Pomphaft schliefen die Könige des 18. Jahrhun-
derts, weniger üppig die Genies! Von Schillers
Schlafzimmer kann man weiter nichts sagen, als daß
es eine armselige Kammer war, und von Goethes nur,
daß es ein Loch gewesen ist. Und doch haben sicher
beide Geistesheroen vortrefflich geschlafen, denn wie
nur das Genie im eigentlichen Sinne wachen kann,
so kann es auch nur im tiefsten Sinne des Wortes
schlafen. ^
Man soll in einem Schlafzimmer auch krank sein
können, aber ein Schlafzimmer darf darum kein
Krankenzimmer sein. ^
Hygiene und Ungemütlichkeit sind keine Syno-
nyme. ^
Schlafzimmer sollen keine vergoldeten Grabkam-
mern sein mit pompösen Katafalken, von denen aus
man nur noch seine Nachkommen segnen und seinen
letzten Willen verkünden kann - aber auch keine
bunten Liebesvarietes mit allerhand launischem, ko-
ketten Schnickschnack; keinesfalls dürfen sie Ope-
rationsräumen mit chirurgischer Sachlichkeit und
unmäßiger Scheuerbarkeit gleichen - gut bürgerliche
Gewordenheit, mit Gesticktem gespickte, ist nicht
jedermanns Sache.—Wie sollen sie aber sein? Das
Schlafzimmer soll von der Art der Frauen sein, die
man darum für die besten hält, weil man von ihnen
am wenigsten redet. ^
Ein Schlafzimmer, von dem man reden kann wie
von einem Museum, ist sicherlich alles andere als
ein Schlafzimmer. +
Der Gegensatz von Schlafzimmer dürfte das Wort
Wachstube bilden, aber damit hat die sonst so kluge
Sprache vorbeigeschaffen, denn in keinem Schlaf-
zimmer der Welt wird so viel geschlafen wie in irgend-
einer Wachstube - auf den bekannten Pritschen.